"Siegfried" als Schauspiel: Zwei grandiose Schauspieler verkörpern im Monolog von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel nicht nur den Titelhelden. Das Publikum bejubelt die Uraufführung.
Ohne Frauen geht eben nichts. Auch und besonders bei den Wagners. Siegfried Wagner, der vor 150 Jahren geborene einzige Sohn von Cosima und Richard Wagner, steht zwar im Mittelpunkt des Auftragswerks "Siegfried", das jetzt im ehemaligen Reichshof-Kino uraufgeführt wurde. Aber obwohl in diesem Monolog nur zwei Männer auf der Bühne agieren, mischen Wagnerinnen kräftig mit.
Der Abend beginnt - wo sonst? - in Wahnfried, mit Videobildern zweier Gestalten, die durch Haus und Garten geistern: Es handelt sich um Siegfried und Winifred Wagner, gespielt von Felix Axel Preißler und Felix Römer, zwei großartigen Schauspielern, die zwei Stunden lang immer wieder Rollen, Kleidung und Geschlecht wechseln, um uns jenen schwer fassbaren, gespaltenen, zerrissenen, chamäleonhaften Charakter näher zu bringen, der Siegfried Wagner war.
Strafbare Sexualität
Der Stücktext stammt von dem Autorenduo Feridun Zaimoglu und Günter Senkel, das zuletzt durch seine poetische und wirkungsmächtige Sprache bei den Nibelungenfestspielen in Worms auffiel.
Der für das Bayreuther Diskurs-Rahmenprogramm bestellte Monolog ist keine herkömmliche Biografie, sondern fokussiert sich auf zwei Schlüsseljahre im Leben Siegfrieds - auf 1914 und 1930.
Denn nur der Ausbruch des ersten Weltkriegs verhindert, dass Siegfrieds ruchbar gewordene, damals strafbare Homosexualität dem ohnehin prekären Familienbetrieb den Garaus macht. Der Komponist, Librettist, Dirigent, Regisseur und seit 1908 allein verantwortliche Festspielleiter ergibt sich in sein Schicksal, heiratet wenig später die 28 Jahre jüngere Winifred Williams und sorgt für Nachwuchs.
1930 stirbt er im Alter von 61 Jahren, keine fünf Monate nach dem Tod der greisen Mutter. Sein Testament wirkt bis in die Gegenwart. Die antisemitische, rassistische und völkische Ausrichtung der Festspiele, wie sie von Cosima, Winifred, Halbschwester Daniela, Schwester Eva und deren Mann Houston Stewart Chamberlain zementiert wird, trägt er hier deutlich zweifelnd mit.
Weibliche Dominanz
Während der Blick der Autoren auf Siegfried spürbar offen und zumindest in Hinblick auf die Beidler-Affaire zu empathisch ist, gehen der Regisseur Philipp Preuss und sein kongeniales Team das Stück konziser an: Sie haben den durch die Besetzung mit zwei Darstellern ohnehin aufgespaltenen Monolog zügig gekürzt und erweitert.