Schock: Pegida-Redner bei Trauerfeier für Peter Braun

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Mit diesem Flyer wirbt Ernst Cran für seine Trauerreden. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Mit diesem Flyer wirbt Ernst Cran für seine Trauerreden. Foto: Marion Krüger-Hundrup

Nach der Trauerfeier für den Bamberger Schriftsteller Peter Braun sind die Organisatoren entsetzt darüber, dass der Redner auch bei Pegida-Demos auftritt.

Die Kulturszene der Stadt war schockiert, als sich am 31. Januar die Nachricht verbreitete: Der Schriftsteller Peter Braun war tot vor seiner Wohnungstür aufgefunden worden. Nach vielen Spekulationen stand eine Woche später auch die Todesursache fest: Braun starb an einer Herzkrankheit.

Freunde organisierten eine Trauerfeier für den Publizisten. Sie fand statt am vergangenen Sonntag im Kunstraum Kesselhaus mit Live-Musik, Reminiszenzen von Freunden, einer Rede des Bamberger Kulturbürgermeisters Christian Lange und einer weiteren Rede. Und die sorgte an den Tagen danach für heftige Diskussionen. Das heißt: nicht die Rede, sondern der Redner.

Ernst Cran (59) aus Nürnberg ist eine schillernde Figur. Laut Biografie auf der eigenen Internet-Seite wirkte er nach dem Studium der evangelischen Theologie zwei Jahre als Pfarrer.
Nach dem Kirchenaustritt arbeitete er laut Eigenauskunft als Coach und als "konfessionsfreier Theologe, Redner, Referent und Redenschreiber". Daneben spielte er im Trio "Die groben Popen" mit Pfarrerkollegen, was einiges Aufsehen erregte. Schlagzeilen machte auch ein Rechtsstreit, weil er sich weigerte, 60.000 Euro Steuern nachzuzahlen. Inzwischen ist er auch von seinen Ämtern beim Berufsverband der Trauerredner zurückgetreten.

Auch engere Bekannte mochten zunächst nicht glauben, dass Cran bei mehreren Pegida-Kundgebungen in Dresden und Nürnberg als Redner aufgetreten ist, wo er den Koran mit Hitlers "Mein Kampf" verglich. Cran steht dazu: "Ich will intellektuell in einem Rahmen bleiben, der verstehbar ist", sagte er zu entsprechenden Medienberichten, was im Netz dokumentiert ist, und: "Ich schäme mich für das, was ich sage, in keinster Weise."

Entsetzt dagegen waren die Organisatoren der Trauerfeier, an der mehr als 200 Personen teilgenommen hatten. Die Lebensgefährtin Brauns, Andrea Hochmuth, hatte den Trauerredner kurzfristig "aus einer Liste heraus" engagiert. Weder sie noch einer der Organisatoren aus dem großen Freundeskreis Brauns verspürt auch nur einen Hauch Sympathie mit Pegida. "Ich fühle mich vergewaltigt", sagte Hochmuth gestern dieser Zeitung.

Marion Krüger-Hundrup nahm an der Feier teil und berichtete für den FT darüber. Ihr ist an Cran nichts Negatives aufgefallen. Einen professionellen Eindruck habe der Redner erweckt und sei Leben und Werk Brauns durchaus gerecht geworden. Ähnlich äußerte sich Christiane Toewe, die mit dem Verstorbenen eng befreundet war: "Wenn uns irgendetwas Rechtsradikales an der Rede aufgefallen wäre, wären wir sofort eingeschritten!" Zwar sei die Rhetorik Crans "nicht überragend" gewesen, und die Verwendung von Textbausteinen sei zu erkennen gewesen. Dennoch urteilt sie über die Feier: "Würdig." Die Künstlerin wünscht sich, dass man über Peter Braun zu seinen Lebzeiten so viel gesprochen hätte wie jetzt, da er tot ist.