Schafkopfschule in Bamberg: Wenn Geier und Wenz Kinderkram sind

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Bei Limo und Mineralwasser karteln die Kinder fast schon wie die Alten. Fotos: Barbara Herbst
Bei Limo und Mineralwasser karteln die Kinder fast schon wie die Alten. Fotos: Barbara Herbst
 
 
 
 
 
 
Schafkopf spricht Jungen und Mädchen gleichermaßen an. Tipps gibt es von Richard Röckelein.
Schafkopf spricht Jungen und Mädchen gleichermaßen an. Tipps gibt es von Richard Röckelein.
 
Zuerst werden die Regeln wiederholt, dann heißt es: Üben, üben, üben! Auf einer Stellwand sind die einzelnen Karten abgebildet.
Zuerst werden die Regeln wiederholt, dann heißt es: Üben, üben, üben! Auf einer Stellwand sind die einzelnen Karten abgebildet.
 

In der Kinderschafkopfschule lernen junge Menschen zwischen acht und 13 Jahren in lockerer Atmosphäre Regeln und Kniffe dieses uralten Kartenspiels. Kann dieses Kulturgut als Bindeglied zwischen den Generationen fungieren?

Sonntagmorgen um 9.30 Uhr im Gasthof Sternla: Normalerweise ist es zu diesem Zeitpunkt noch mucksmäuschenstill. Heute füllen aufgeregte Kinderstimmen den Nebenraum. An insgesamt drei Sonntagen findet dort die mittlerweile dritte Kinderschafkopfschule für Sprösslinge im Alter zwischen acht und 13 Jahren statt.

28 Jungen und Mädchen tauschen sich an sieben Tischen längst nicht mehr nur über Trumpf und Farbspiel aus: Aus den zufälligen Paarungen des ersten Tags sind Freundschaften entstanden, die Namensschilder bräuchte man eigentlich gar nicht mehr. Am Anfang steht eine kurze Wiederholung der bereits gelernten Regen an. "Was ist die beste Karte?", fragt Leiter Leo Heinemann unter anderem. "Der Alte, der Eichel-Ober", tönt es lautstark von allen Seiten. "Wie viele Trümpfe gibt es?" "Zwölf!"


Wo die Sau kein Tier ist

Heute, am letzten Tag, steht besonders das "Solo" auf dem Programm. Anschaulich erklärt Richard Röckelein, Geschäftsführer des ausrichtenden Stadtjugendrings Bamberg, Voraussetzungen und Möglichkeiten des "Allein-Spiels", ehe die einzelnen Übungsrunden starten. An jedem der sieben Tische sitzt ein erwachsener Betreuer, der ständig Tipps und Hilfestellungen gibt. "Mit wem spiele ich denn nur zusammen?", fragt Lisa. "Man, warum holt sie immer alle Trümpfe?", will Leo wissen. Doch darauf gibt es keine Antwort. Ab und zu unterbrechen die beiden Lehrer das muntere Treiben, um Problemstellungen mit allen zu diskutieren, Beispiele zu erläutern oder zu verkünden, dass bereits nach einer halben Stunde eine Teilnehmerin das erst neu eingeführte "Herz-Solo" mit 82 Punkten gewonnen habe. Das gibt Applaus und eine Extra-Süßigkeit. Doch ist dieser Rahmen überhaupt nötig?


Spiel droht auszusterben

Oft könnten zwar Väter oder Großväter Schafkopf spielen, aber es mangele an Vermittlungsstrategien. Deshalb drohe das Spiel auch auszusterben, weiß Richard Röckelein. Die ursprüngliche Idee stamme von den ebenfalls am Projekt beteiligten Uwe Steinmetz, Wirt des Gasthauses Sternla, und Bernd Oelsner, Geschäftsführer des Wobla, die ihr gemeinsames Hobby gerne an jüngere Menschen weitergeben möchten. "Hier lernen die Kinder das Spiel kindgerecht und schrittweise."

Alexander Elling bringt seine beiden Töchter aus gutem Grund zur "Schule": "Ich und meine Frau spielen selbst sehr gerne Schafkopf, das ist bei uns Brauchtum, aber ich denke, in dieser Atmosphäre mit Gleichaltrigen lernen es unsere Kinder besser. Da herrscht dann auch keine Hausaufgabenstimmung, wenn ich sie verbessern will. Mittlerweile spielen sie mit uns zu Hause schon gut mit." Selina und Sophie haben sichtlich Spaß: "Unser Onkel hat eine Wirtschaft, da spielen immer viele Leute Schafkopf und wir haben schon oft zugeschaut. Das Spiel macht uns Spaß - auch wenn Papa daheim noch besser ist, weil er sich immer alle Karten merkt." Eine wichtige Fähigkeit - und was braucht ein guter Schafkopfspieler noch? "Gute Karten und ein gutes Gedächtnis. Und man muss sich konzentrieren können", weiß Katharina.


Urkunden gibt es auch

Nach einer Stunde ist genug "geübt" worden, das kleine Turnier steht an. Aufgeregt sind natürlich alle und schließlich belegt Teresa mit 21 Punkten aus acht Spielen den ersten Platz, gefolgt von Larissa mit 16 Punkte als Zweitplatzierte. Eine neue Mädchendomäne? Nein, auf Platz drei folgt Elias mit 15 Punkten. Für alle Teilnehmer gibt es abschließend eine Urkunde und ein kleines Präsent.

Sie alle wollen es ihren Eltern oder Großeltern so richtig "zeigen" und sie in Grund und Boden spielen, so die allgemeine Meinung im Raum. Tatsächlich soll das erlernte Schafkopf-Spielen Brücken schlagen zwischen den Generationen: "Schafkopf stammt eigentlich ursprünglich aus Thüringen, aber hier in unserer Gegend können es sehr viele Menschen spielen, besonders die äteren. Sie schauen auch immer sehr ernst in den Runden. Wir möchten eine lebendige und fröhliche Atmosphäre schaffen und zugleich eine Verbindung zwischen den Generationen herstellen. Die Zeit, in der sie Schafkopf spielen, käme sonst wohl kaum zustande", sagt der Geschäftsführer des Stadtjugendrings. Auch im nächsten Jahr sind neue Termine der Kinderschafkopfschule geplant.