Wie es sich anfühlt, wenn der Traum von der eigenen Bar wahr wird, wie ätzend es ist, wenn alle feiern, während man selbst im Spül-Stress ist, und warum nach dem Sandkerwa-Wochenende doch lieber alles wieder im alten Berufsalltag endet...
Den Berufswunsch Feuerwehrmann soll es als Jungentraum des Öfteren geben, eine Bar zu eröffnen ist ein anderer. Seltener ein gezielter Berufswunsch, als viel mehr ein Hirngespinst junger Männer, das sich mit vorangeschrittenem Erwachsen und gesteigertem Junggeblieben sein - und ausreichend Vorliebe für den flüssigen Konsum in Gesellschaft von anderen Feierwütigen - immer wieder in die Köpfe drängt. ",Wir sollten eine Bar aufmachen!‘ - das sagt doch jeder irgendwann einmal, wenn er mit Freunden zusammensitzt", sagt Christoph Weihrich.
Daraus geworden ist die "Wirsollteneinebaraufmachen GbR". Christoph Weihrich ist 27 Jahre alt, hat in Bamberg Internationales Management studiert, ist freiberuflicher Online-Marketingberater einer Internetagentur in Bamberg - und einer der drei Männer, dessen Hirngespinst langer Nächte sich für ein Wochenende in die Realität verwandelt hat. Und welches Wochenende wäre in der oberfränkischen Weltkulturerbestadt passender, als gerade vergangenes rund um die 64. Sandkerwa.
Im Schwarzlicht durch die Kerwa An fünf Tagen Sandkerwa verwandelt sich der Raucherbereich des Live-Clubs, in der zu jeder Zeit Menschen durchfluteten Sandstraße, in einen separaten Barbereich - in die Sandbar, das erste Projekt von "Juri, Kauper und Stoffl". Drei Kumpels, die den Bamberger Ausnahmezustand nicht im Gedränge sondern hinter dem Tresen erleben, dem Tresen ihrer eigenen Bar: Christopher Klemm (28), Florian Kauper (29) und Christoph Weihrich (27).
Ausgeschenkt hat jeder von ihnen schon einmal. Was beim Dazuverdienen neben dem Studium angefangen hat, entwickelte sich nun zur Geschäftsidee. Ein Barbesitzer sollte "auf jeden Fall Humor haben und hart im Nehmen sein", sagt Christoph, der am Tag vier zwar immer noch gut gelaunt ist, aber schon ziemlich deutlich macht, dass die Realität einer anfänglichen "Hey wir gründen eine Bar"-Idee mit viel Arbeit verbunden ist. Aber das Team um die drei Kumpels ist nicht nur an Ausschenk-Erfahrung gerüstet: "Brain, body und muscle - auf eine Person verteilt", witzelt Christoph, während im Team alle wissen, dass es nur gemeinsam durch diese exzessiven Tage und vor allem Nächte geht.
Sand - Sandkerwa - Sandbar Eigentlich wäre Christoph Weihrich an diesem Abend nur als Springer eingeteilt gewesen. Hier und da mal mit anpacken - arbeiten, wenn es nötig ist. Hier und da heißt an diesem Abend: Schauen, dass bloß immer genug Gläser frisch gespült für seine Kollegen bereitstehen. Während die nächste Kerwa-Partynacht hereinbricht, die Stimmung steigt und sich immer mehr Leute in die Bar drängen, schlüpft Christoph Weihrich immer wieder unter dem schwarzen Tuch hervor. Wo für gewöhnlich an einem Konzertabend Kabel von Gitarrenverstärkern verlaufen, Mikrofonständer stehen und Bands ihre Stücke präsentieren, verbirgt sich für fünf Tage ein Sammelsurium aus Alkohol, Trinkgefäßen und der eigenen Kasse hinter den schweren schwarzen Stoffbahnen. Wenn nach vier Tagen ein Satz für eine erste Bar-Bilanz bleibt, falle diese so aus: "Saugut und wirklich besser als gedacht - perfekt."
Morgen, am Dienstag, heißt es für die drei Männer erst mal ausschlafen, bevor sich in Bamberg die Kerwa-Meile in die Sandstraße und die Sandbar zurürck in einen Raucherbereich verwandelt und sich jeder aus dem "Wirsollteneinbaraufmachen"-Team wieder in seinen geregelten Alltag ohne Nachtschicht und Neonlicht stürzen kann - zumindest solange, bis die nächste Gelegenheit auf das Trio wartet.