"Meine krasseste Premiere"

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Am 10. und 11. Juli präsentiert Florian Herrnleben ab 20 Uhr im Ahörnla sein erstes Solo-Comedy-Programm. Foto: Pia Nagel
Am 10. und 11. Juli präsentiert Florian Herrnleben ab 20 Uhr im Ahörnla sein erstes Solo-Comedy-Programm.  Foto: Pia Nagel
Vier Generationen Herrnlebens: Hans, Wolfgang, Adolf und Klein Florian Foto: privat
Vier Generationen Herrnlebens: Hans, Wolfgang, Adolf und Klein Florian Foto: privat
 
Im Schwangerschaftsstress Foto: Pia Nagel
Im Schwangerschaftsstress  Foto: Pia Nagel
 
Florian Herrnleben mit dem Bamberger Kasperl Foto: Pia Nagel
Florian Herrnleben mit dem Bamberger Kasperl  Foto: Pia Nagel
 
Das frühere Stammhaus der Herrnlebens in der Oberen Sandstraße Foto: privat
Das frühere Stammhaus der Herrnlebens in der Oberen Sandstraße Foto: privat
 

Normalerweise macht er als Leiter der Puppenbühne dem Bamberger Kasperl Beine. Als werdender Vater schrieb sich Florian Herrnleben aber neue Erfahrungen von der Seele und gestaltete daraus ein Solo-Programm: "Schwangerschaftstest bestanden" ist gerade angehenden Daddys zu empfehlen.

"Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr", sinnierte Wilhelm Busch. Und lag damit voll daneben. Das zumindest zeigt das erste Solo-Comedy-Programm, in dem Florian Herrnleben den Bamberger Kasperl einmal allenfalls im übertragenen Sinne spielt. Denn als werdender Papa kasperte sich der Puppenbühnen-Leiter neun Monate lang ab, um ja alles richtig zu machen. "Schwangerschaftstest bestanden" ist sein Fazit, über das wir vor der Premiere im Sand (am 10. und 11. Juli) mehr wissen wollten.

Von Romantik keine Spur
Inzwischen sind Sie stolzer Vater einer Tochter: Antonia. Entsprachen die neun Monate davor ebenfalls Ihren Erwartungen?
Florian Herrnleben: Nun, man erlebt trotz aller Aufgeklärtheit doch die eine oder andere Überraschung. Das beginnt in der Frauenarztpraxis bei ersten Kontroll-Terminen, die ich mir romantischer ausgemalt hatte. Ich dachte, der Mann fährt mit 'nem Scanner über den Bauch meiner Frau und macht schöne Bilder von unserem Baby. Stattdessen kamen jedoch schaurige Utensilien zum Einsatz. Ähnlich gruselig empfand ich übrigens die Einrichtung des Kreißsaales. Davor warnt einen kein Aufklärungsbuch und kein Babyratgeber...

Hatte man im Freundeskreis denn Verständnis für Ihre Nöte? Wer stand Ihnen in der Phase bei?
Keine Ahnung, wie der Mann hinter dem Tresen meiner Stammkneipe heißt. Viel geredet haben wir nie, aber mein Rekord lag an einem Abend mit ihm bei sieben Schnitt - dann ging's mir besser. Kaum Verständnis hatten dagegen Ärzte, Hebammen, beste Freunde oder etwa die werdende Mutter. Geradezu verrückt machten mich auch Internetforen, in denen sich hyperventilierende Eltern ereiferten.

Männer vertilgen die Reste und verfetten
Viele Väter nehmen aus Solidarität zu werdenden Müttern zu: Wie viele Kilos waren's bei Ihnen?
Ist's Solidarität oder eher die Tatsache, dass Frauen in dieser Zeit selten wissen, auf was sie wirklich Appetit haben? Im Zweifelsfall isst man als Mann sämtliche Reste. Das hat mich zwei Kilo gekostet, einen Bekannten ganze 15 Kilo. Auch anderweitig habe ich viel gelernt während der Schwangerschaft: Ich weiß jetzt z. B., wofür Kiloangaben auf Windelpackungen stehen und dass ein 7,5-Tonner nicht ausreicht, wenn deine Frau auf dem Weg zum Babymarkt sagt: "Wir brauchen noch ein paar Kleinigkeiten."

War Ihre Frau denn für Sie da, wenn Sie wieder völlig ausgepowert auf der Couch lagen?
Kurz vor der Schwangerschaft war sie im entscheidenden Moment noch für mich da. Danach aber wendete sich das Blatt: Frau (und Kind) hatten oberste Priorität. Da fährst du als Mann auch mal alle Asia-Läden der Stadt ab, um das eine, richtige Thai-Curry zu besorgen. Oder schiebst auf Anweisung das neue Babybett im frisch renovierten Kinderzimmer acht Mal von links nach rechts.

Horrorszenarien ausgemalt
Dann die Geburt: Hat Sie das Erlebnis wie viele Männer im wahrsten Sinne des Wortes umgehauen?
Nein, umgefallen bin ich nicht. Dabei war die Geburt meine härteste Premiere. Obwohl vier Ersatzhosen und T-Shirts, zu denen mir ein Freund geraten hatte, nicht zum Einsatz kamen. Auch diverse Horrorszenarien, die man mir vorher netterweise geschildert hatte, traten nicht ein. Nach eineinhalb Stunden war alles vorbei. Bildhübsch sah meine Tochter im ersten Moment aber wirklich nicht aus, eher wie Gollum aus "Herr der Ringe" in jungen Jahren ohne Zähne.

Ihr Programm endet an dieser Stelle. Wie aber waren die Nachwehen? Was sind die krassesten Veränderungen seit der Geburt ihres Töchterchens?
Die Gesprächsthemen. Was hab' ich mich früher über Freunde und Bekannte lustig gemacht, die sich über Windel-Inhalte austauschen und Impfdiskussionen führen. Jetzt bin ich mit meiner Frau mittendrin. Dagegen kann ich mich nicht über mangelnden Schlaf beklagen, weil unsere Kleine so gut durchschläft, dass wir sie nach zehn oder elf Stunden schon mal sicherheitshalber wecken.

Waren Sie selbst ein ebenso tiefenentspanntes Kind?
Ja, ich war höchst anständig, brav und extrem langweilig. Das einzige Problem war wohl, dass ich kein Essen längerfristig behalten habe und meine Mutter fürchtete, ich würde verhungern. Diese Sorge hatte sie bis ich erwachsen war, gerade wenn's gebackene Leber gab. Davor saß ich dann, hab versucht das Ding zu hypnotisieren. Aber die Leber blieb auf dem Teller liegen.

Back to the roots
Ihre Premiere steigt im Ahörnla. Warum im Ahörnla?
Böse Zungen behaupten, das Ahörnla sei während der Schwangerschaft zu meinem zweiten Wohnzimmer geworden. Bekanntermaßen ist unsere Familiengeschichte auch eng mit der Oberen Sandstraße verbunden. Gleich neben dem Ahörnla befand sich schließlich das "Herrnlebensche Stammhaus", in dem mein Ururgroßvater eine Schuhmacherei hatte. Mein Urgroßvater, der als Humorist die Puppenbühne gründete, wurde hier geboren. So komme ich übers Ahörnla "back to the roots". Anschließend geht's mit dem Programm auf Tournee. Und im Herbst steht der große Auftritt im neuen "Kulturboden" von Hallstadt an.

Vaterwerden, Vatersein. Heißt es für Sie nach den Erlebnissen des vergangenen Jahres nun auf jeden Fall: Fortsetzung folgt?
Hahahaha! Sollte es soweit sein, erfährt es der FT selbstverständlich zuerst. Was die Fortsetzung meiner Solo-Comedy-Karriere angeht, schau ich ebenfalls, was die Zeit bringt. Momentan macht's mir riesig Spaß, ohne langen Puppenbühnen-Auf- und -Abbau nur mit einem Mikrofon bewaffnet aufzutreten. Worüber der Kasperl übrigens lästert, der meint, ich krieg' ohne ihn eh nichts auf die Reihe.


Auf einen Blick
Im Netz findet man weitere Infos zu Florian Herrnleben und dem Programm, das am 10. und 11. Juli um 20 Uhr im Ahörnla beginnt. Auch Tickets gibt's unter www.florian-herrnleben.de