Die Leiterin des Zentrums Welterbe Bamberg, Patricia Alberth, zieht eine positive erste Zwischenbilanz nach einem halben Jahr Besucherzentrum an den Unteren Mühlen. Auch viele Bamberger vertieften dort ihr Wissen über die Stadt.
Auch an einem nebligen Novembermittag laufen Gäste durch die Ausstellung des neuen Welterbe-Besucherzentrums. Ein Stockwerk drüber hat Patricia Alberth ihr Büro mit Blick aufs Brückenrathaus. Im Interview berichtet sie von mehr als 30 000 Besuchern im ersten Halbjahr - und erklärt, warum sie auch junge Leute für das kulturelle Erbe begeistern möchte.
Wie fällt Ihre erste Zwischenbilanz für das neue Besucherzentrum aus?
Alberth: Durchweg positiv, das neue Haus wird sehr gut angenommen. Während der ersten sechs Monate konnten wir durchschnittlich stolze 4900 Besucher pro Monat verzeichnen. Mit den verkürzten Winteröffnungszeiten liegen wir immer noch bei der Hälfte. Jede Woche finden zudem mehrere Führungen statt.
Viele Bambergerinnen und Bamberger sind neugierig, was wir hier auf die Beine gestellt haben. Oft trifft man Großeltern, die ihren Enkeln anhand der Ausstellung etwas über die Vergangenheit erzählen oder Bamberger, die ihren Gästen dort die Stadt erklären. Auch die Unesco hatten wir mit einem internationalen Workshop schon im Haus. Touristen kommen weniger als erwartet ins Haus. Das liegt aber auch daran, dass wir kaum Werbung machen. Dafür haben wir gar keinen Etat.
Wer also glaubte, es handle sich nur um ein weiteres Touristenangebot, lag völlig falsch?
Das Besucherzentrum ist ein Angebot für alle, die sich für
Bamberg interessieren. Die Ausstellung wurde bewusst einladend gestaltet. Gleichzeitig haben wir tiefergehende Informationen eingearbeitet, so dass man meist länger verweilt als gedacht - gerade als Bamberger. Der Welterbetitel der Unesco ist kein Tourismussiegel. Es geht um viel mehr als um ein "Who is who" der Weltkultur. Die Welterbekonvention ist ein Instrument für Völkerverständigung und internationale Zusammenarbeit.
Natürlich nutzt der Tourismus das Welterbe für seine Zwecke. Aber im Zentrum Welterbe sitzen keine Touristiker. Wir dienen vielmehr als Schnittstelle und stimmen die Umsetzung der Unesco-Welterbekonvention vor Ort ab. Im Fokus aller Aktivitäten steht der Erhalt des außergewöhnlichen universellen Wertes des Welterbes "Altstadt von Bamberg", der auf dem Grundriss und der Architektur des mittelalterlichen und barocken Bambergs basiert.
Wir nehmen Stellung bei Entwicklungen, die den Welterbestatus gefährden können, setzen uns für den urbanen Gartenbau in Bamberg ein und initiieren Partnerschaften, um das Welterbe möglichst vielen Menschen zu vermitteln. Hier arbeiten wir auch mit Schulen zusammen, bieten Führungen für Kinder und Jugendliche an und kommunizieren Welterbethemen in den sozialen Medien.
Warum ist das nötig?