Das alte Rom lässt grüßen - mitten in der Fränkischen Schweiz. Manfred Ritter hat mit seinem Barockgarten eine grandiose (Film-)Kulisse geschaffen.
P aradiesweg 142 in Egloffstein, Kreis Forchheim. Eine junge Dame mit Rucksack und Wanderschuhen steht staunend am Tor. Mit großen Augen betrachtet sie Säulen, Putten, Steinfiguren und eine majestätische Treppenanlage, deren Stufen himmelwärts zu einem Palast zu führen scheinen. Wer um alles in der Welt hat den Namen der Straße hier wörtlich genommen?
Da kommt er schon. Manfred Ritter heißt er. Man sieht ihm nicht an, dass er Ende August seinen 75. Geburtstag feiern wird. Ritter hält sich nicht lange mit der Begrüßung auf, sondern beginnt gleich zu erzählen. Menschen, die sich für seinen Garten interessieren, zeigt er sein Kleinod gerne - sofern er nicht gerade am Mauern, Betonieren oder Verschrauben ist. Mehrmals pro Woche verbringt der Nürnberger seine Zeit auf seinem 2500-Quadratmeter-Grundstück im Luftkurort Egloffstein. "Es gibt hier immer was zu tun, das hört nie auf", sagt er.
Angefangen hat es vor über einem halben Jahrhundert. Damals hatten Manfred Ritters Eltern sich das Areal an dem steilen Nordhang gekauft. Sie bauten ein Wochenend-Häuschen darauf und verbrachten hier ihre Freizeit. Doch ihr Sohn war damals schon nicht gut im Nichtstun. Seit einer Rom-Reise schwärmte er von italienisch-barocker Architektur - und in Egloffstein war Platz, sich auszutoben. "Gemauert hab' ich schon immer gern. Als Bub hab' ich mit Schlamm Mörtel angerührt und damit Steinmauern gebaut."
25 Jahre später hatte der Jurist zahlreiche Fachbücher und Bildbände gewältzt - und plante ganz akribisch seine "Himmelstreppe". Gesäumt von antik anmutenden Säulen, die er selbst aus Beton gegossen hat, und Mauern aus heimischen Tuff- und Dolomitsteinen des Weißen Jura bildet die Treppenanlage heute noch den Mittelpunkt des Gartens.
Im Lauf der Zeit sind rechts und links der Stufen kleine Plätze entstanden, Oasen der Ruhe für Kunst- und Kulturfreunde. Hier tummeln sich aus Marmorsplittern und weißem Zement in Italien hergestellte Götter-Statuen - Neptun, Apollon und Diana - neben Putten und selbst produzierten Betonsäulen.
Wie harmoniert das alles mit der fränkischen Landschaft? "Ich finde, die italienische Amalfi-Küste mit ihren Dolomitfelsen hat viel Ähnlichkeit mit der Fränkischen Schweiz. Insofern passt das, was ich mache, ganz gut hierher. Es ist ein Gesamtkunstwerk", meint der Regierungsdirektor a.D., der bei der Autobahndirektion Nordbayern beschäftigt war.
"Die zwei prunkvollsten Stücke, die meine weitere Bautätigkeit enorm gefördert haben, habe ich so zufällig erhalten, dass man glauben könnte, das Schicksal habe es so gewollt." Manfred Ritter deutet auf zwei riesige Vasen, je viereinhalb Meter hoch.
Diese Nachbildungen von Balthasar-Neumann-Turmvasen zierten früher die berühmte Gößweinsteiner Basilika. Bei der Renovierung des Baus 2004 sollten sie "dem Recycling zugeführt werden", da sie stark zerstört waren, berichtet Ritter. Aus purem Zufall ging der Franke, der erst wenige Wochen zuvor Rentner geworden war, just am richtigen Tag in Gößweinstein spazieren. Er rettete die stilisierten Weihrauchgefäße, aus denen steinerne Rauchschwaden in die Luft steigen, vor dem Bauschutt-Container, renovierte sie mit Zementmörtel und baute ihnen am Eingang seines Barockgartens passende Podeste - "Balthasar Neumanns Werke brauchen doch ein entsprechendes Ambiente". Hier stehen sie nun, als gehörten sie von jeher zum Ensemble dazu.
"Ich hab' noch so viele Ideen!" Manfred Ritter steht mit der Besucherin am Eingang des Gartens und lässt seinen Blick gut 20 Höhenmeter nach oben schweifen, bis zum Säulenpalast am oberen Ende, der von hier aus ganz klein wirkt. "Sie haben eine märchenhafte Kulisse geschaffen", sinniert die Passantin. "Leichtigkeit und Eleganz vereinen sich mit monumentalem Baustil." Manfred Ritter, der Architekt, Baumeister, Maurer und Hilfsarbeiter in Personalunion, nickt. "Genau so soll es wirken."
Film- und Fotoaufnahmen im Barockgarten? Manfred Ritter öffnet sein Kleinod dafür gerne, Terminabsprachen unter Tel. O911/ 6427729, Mail: manritter@gmail.com. Regelmäßige Führungen gibt es nicht, aber Interessierte können jederzeit im Paradiesweg 142 übers Tor schauen - und ein bisschen träumen. Infos: www.barockgarten-egloffstein.de