Papst Franziskus fordert von Ordensgemeinschaften und Pfarreien, Flüchtlingsfamilien aufzunehmen. Nur sind die räumlichen Möglichkeiten in und um Bamberg offenbar begrenzt. Erzbischof Schick ruft dazu auf, die Bereitstellung von Unterkünften erneut zu prüfen. Das Ergebnis bleibt abzuwarten.
"Mut und Geduld zu predigen", reiche nicht angesichts des Leids der Flüchtlinge, verkündete Papst Franziskus während des Angelus-Gebets auf dem Petersplatz in Rom. Jede katholische Gemeinde, jede geistliche Gemeinschaft, jedes Kloster und jeder Zufluchtsort in Europa solle eine Familie aufnehmen. Taten statt frommer Worte, fordert der Heilige Vater also. Wie aber steht man zu dem Vorstoß hierzulande? Wie engagiert machen sich Pfarrer und andere Verantwortliche daran, das Anliegen des Stellvertreters Christi auf Erden umzusetzen? Wir hakten nach.
Keine freien Räume
"Was der Heilige Vater möchte, ist selbstverständlich wünschenswert", sagt Günter Höfer als Pfarrer von St. Heinrich, St. Kunigund und St. Anna. "Nur ist die Realität bei uns eine andere." So verfügten die Gemeinden, deren Pfarrhäuser zum Teil vermietet sind, über keine freien Räume. Und keine weiteren Immobilien, in denen man Flüchtlingsfamilien unterbringen könnte. Auf diese Weise sähe er derzeit keine Möglichkeiten, das Anliegen des Papstes in seinem Seelsorgebereich zu erfüllen, so Höfer.
Ähnlich äußerte sich Anton Heinz als Pfarrer des Seelsorgebereichs von St. Martin und St. Josef zu den bestehenden räumlichen Kapazitäten. Im Bereich der Diözese aber müsse es Möglichkeiten geben, Flüchtlinge in ehemaligen Schulen, Internaten oder Klöstern unterzubringen. "Wie man den Menschen helfen kann - auch in finanzieller Hinsicht - das werden wir beim nächsten Treffen des Pfarrgemeinderates von St. Martin sowieso besprechen und uns dann auch dieser Frage widmen."
Hoffnung auf ein besseres Leben
Aus Indien stammt der Pfarrer des Seelsorgebereiches Hirschaid, Sassanfahrt und Seussling, der somit in seiner alten Heimat auch viel Not und Elend erlebte. Dementsprechend betroffen sieht Francis Plakkil die Situation der Flüchtlinge, die mit der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Europa drängen. "Als Christen müssen wir Menschen in leidvollen Situationen beistehen", sagt der katholische Geistliche, der 1995 nach Deutschland kam. Nur wüsste er keine Möglichkeit, um Familien in Hirschaid unterzubringen. Es stünden keine Räume neben dem Pfarrhaus, der Kirche und dem Pfarrsaal zur Verfügung. "Ich kann derartige Entscheidungen aber auch nicht alleine treffen und werde die Angelegenheit mit dem Pfarrgemeinderat besprechen", so Plakkil. Gemeinsam würde man nach einer Lösung suchen.
Nur alte Gemäuer
Was unternehmen die Schwestern der Congregatio Jesu , um dem Wunsch des Papstes gerecht zu werden - angesichts des Leids derer, die alles verloren haben und vor dem Nichts stehen? "Natürlich denken wir über Möglichkeiten nach, Flüchtlinge aufzunehmen, denen wir uns verpflichtet fühlen", sagt Schwester Ursula Dirmeier als Oberin der Bamberger Niederlassung. "Nur stehen uns hier lediglich alte Gemäuer zur Verfügung, die kaum als Wohnungen geeignet sind." Zumal man die Menschen angemessen betreuen müsse. Gemeinsam mit anderen Organisationen werde man sich aber nach geeigneten Räumlichkeiten umsehen.
Als Provinzprokurator der Karmeliten verweist Frater Günter Benker auf ein Seminargebäude am Knöcklein, das vor einiger Zeit als Asylbewerberunterkunft angedacht war. Allerdings hätten sich derlei Pläne bei Gesprächen mit der Stadt und der Regierung zerschlagen. Wegen des hohen Sanierungsaufwands schätzte man die Immobilie von behördlicher Seite Benker zufolge als "ungeeignet" ein. Alternativen stünden den Karmeliten derzeit in Bamberg nicht zur Verfügung. "Aber wir werden uns auf die Suche nach Möglichkeiten machen, um entsprechenden Platz zu schaffen."
Aufgerufen, Möglichkeiten zu prüfen
Bambergs evangelischer Dekan Hans-Martin Lechner begrüßte ebenfalls den Appell des Papstes. Und berichtete, dass die Evangelische Kirche bereits bemüht sei, Raum für Flüchtlinge zu schaffen. "Sämtliche Dekanate sind aufgerufen, zu prüfen, inwieweit sie Menschen unterbringen können." In Bamberg wüsste er zumindest eine Wohnung, die derzeit frei werde und in Frage komme. "Ich selbst bringe den Appell in die nächste Besprechung mit den Pfarrern unseres Dekanates ein", so Lechner, der sich darüber hinaus im Flüchtlingsbereich mit seiner Frau über Patenschaften engagieren möchte.
Den Aufruf umsetzen
Und wie reagierte Bambergs Erzbischof Ludwig Schick auf die Forderung des Heiligen Vaters? "Der Aufruf von Papst Franziskus an alle Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen, Flüchtlinge aufzunehmen, soll im Erzbistum Bamberg ernst genommen und umgesetzt werden", heißt es in seiner Stellungnahme. "Alle Kirchengemeinden und anderen kirchlichen Einrichtungen sollen ihre Möglichkeiten, Flüchtlinge aufzunehmen, noch einmal prüfen und das Ergebnis melden." Mehrere Pfarreien und Ordensgemeinschaften beherbergten bereits betroffene Menschen, vor allem die Caritaseinrichtungen der Erzdiözese. "Unsere Pflicht zur Nächstenliebe ist derzeit ganz konkret gefordert."
Generalvikar Georg Kestel kündigte an, dass auch im Bereich der Bistumsverwaltung erneut die Bereitstellung von Räumlichkeiten besprochen wird. In den nächsten Tagen sollen die zuständigen Mitarbeiter konkrete Vorschläge vorlegen. "Wir müssen kreative Lösungen suchen", sagte Kestel und wies zugleich darauf hin, dass Unterkünfte für Flüchtlinge schon wiederholt angeboten wurden, jedoch von Seiten der Behörden kein Bedarf signalisiert wurde.