Denis Brünn war zwei Jahre lang Weltenbummler. In den Untiefen seines Rucksacks hat er dabei manch unerfreulichen Fund gemacht.
Wenn Denis Brünn erzählt, kriegt der Zuhörer Fernweh. Insgesamt 24 Monate lang hat der 26-Jährige Australien, Asien und Amerika erkundet und dabei quasi aus dem Rucksack gelebt. Er hat viel erlebt, ist den unterschiedlichsten Menschen begegnet, hat tolle Fotos gemacht. Und: Er hat sich bestimmt hundertmal über das Chaos in seinem großen Backpacker-Rucksack geärgert. Aber damit soll es für immer vorbei sein.
Wenn Denis wieder loszieht, werden seine T-Shirts, Hosen, Pullis und die Unterwäsche nicht mehr lose im Rucksack durcheinanderfliegen, sondern platzsparend und sauber in herausnehmbaren Innentaschen verstaut sein.
Denis Brünn hat seine ersten sechs Lebensjahre auf Gran Canaria verbracht. Von der Kanaren-Insel zog er mit seinen Eltern und den beiden jüngeren Schwestern zurück nach Deutschland, erst nach Wiesentheid, dann zu den Großeltern nach Rödelsee im Kreis Kitzingen. Nach der Mittleren Reife absolvierte Denis im Unternehmen seines Vaters in Bonn eine Lehre zum Mediengestalter. Ein Jahr arbeitete er danach noch in der Firma. Dann zeigte ein Freund ihm Bilder von Australien - und schon war Denis infiziert. "Ich bin einer, der gerne reist."
Am Strand und auf dem Avokadobaum
Über Singapur und Indonesien ging es für Denis und seinen Kumpel mit einem "Work & Travel"-Visum nach "down under". Was die beiden erlebten, könnte Bücher füllen - von Kängurus, Schlangen und Riesenechsen, von fehlenden Tankstellen im Outback, von der Arbeit auf Trauben- und Tomatenfarmen. Von Partys am Strand in Sidney und von gefährlicher Avokado-Ernte auf elf Meter hohen Bäumen. Eine Liebesgeschichte gibt es auch: Denis hat im australischen Busch eine Backpackerin aus Hongkong kennen gelernt. Mit ihr erlebte der Rödelseer das Chinesische Neujahrsfest. "Mich hat es vorher nie nach Asien gezogen. Aber seit ich da war, bin ich begeistert. Es war richtig toll in Hongkong, auch in Korea und Taiwan."
Mit einem erneuten Jahresvisum "Work & Travel" kehrte Denis - diesmal ohne seinen Kumpel, aber mit seiner Freundin - nach Australien zurück. Auf einer familiär geführten Farm im Norden des Landes gab es genügend Arbeit. Chilis, Tomaten, Bohnen, Knoblauch und Blumenkohl wollten geerntet werden. "Es war eine tolle Zeit, aber körperlich echt anstrengend", erzählt Denis.
Bei der Tomatenernte hatte der junge Franke sein Schlüsselerlebnis. Für die Arbeit brauchte er eine neue kurze Hose, da die alte schon ein paar Löcher hatte. "Ich wusste, dass ich noch eine mit hatte, allerdings habe ich ewig gesucht und sie einfach nicht gefunden. Dann hab ich mir nach einer Woche 'ne neue gekauft." Als die Tomatensaison vorbei war und er seinen Rucksack neu packte, fand er die gesuchte Hose in der unteren Tasche seines Rucksacks zwischen Handtüchern versteckt.
Als Denis - nach einem Abstecher in die Vereinigten Staaten - wieder zuhause in Deutschland ankam, war ihm klar: "Da gibt es etwas, das die Welt noch braucht: Ordnungssysteme für Reisende." Bei seinen Recherchen im Internet fand er heraus, dass man etwas Derartiges zwar in Amerika schon kennt, hierzulande aber nicht. Deshalb zeichnete, konstruierte und entwarf der gelernte Mediengestalter "Koffertaschen". Leicht sollten sie sein und aus strapazierfähigem Nylon. Außerdem sollten sie mit Reißverschlüssen und durchsichtigem Vordernetz versehen sein, damit man sofort sieht, was drin ist.
Denis fand eine kleine Schneiderei in Polen, die seinen PC-Entwurf perfekt umsetzte. Nun brauchte er nur noch einen Firmennamen. Seine Wahl fiel auf "Hopeville" - "Ort der Hoffnung". "Für Hopeville hab' ich viele Ideen. Zum Beispiel will ich einen faltbaren Rucksack entwickeln..."
Und wann geht's wieder ab in die große, weite Welt? "Jetzt muss ich erst mal ein bisschen Geld verdienen. Aber dann... Es gibt noch viele tolle Ziele!"
Infos: www.hopeville.de