IT-Forum Oberfranken: Die Welt vernetzt sich

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Informationssysteme, eingebettete Systeme und mobile Applikationen wachsen zunehmend zusammen. Das Resultat sind sogenannte Smart Ecosystems - ein Thema beim IT-Forum in Bamberg. Symbolfoto: D. Reinhardt, dpa
Informationssysteme, eingebettete Systeme und mobile Applikationen wachsen zunehmend zusammen. Das Resultat sind sogenannte Smart Ecosystems - ein Thema beim IT-Forum in Bamberg. Symbolfoto: D. Reinhardt, dpa
Peter Liggesmeyer Foto: Matthias Litzlfelder
Peter Liggesmeyer Foto: Matthias Litzlfelder
 
Daniel Thomas Foto: Matthias Litzlfelder
Daniel Thomas Foto: Matthias Litzlfelder
 

Der Präsident der Gesellschaft für Informatik, Peter Liggesmeyer, erläuterte in Bamberg unter anderem, was bei "Big Data" problematisch ist.

Die Vision ist klar. Eine "Digitale Gesellschaft 2.0" braucht softwarebasierte Systeme, die miteinander können - sprich, die zusammenwachsen und miteinander in intelligenten Ökosystemen vernetzt sind. "Smart Ecosystems" heißt das Schlagwort der IT-Branche. Was es alles damit auf sich hat, konnten gestern in Bamberg die Teilnehmer des IT-Forums Oberfranken erfahren, eine vom regionalen IT-Cluster, der Technologie-Allianz und den Wirtschaftskammern initiierte Veranstaltung, die die Universität Bamberg organisiert hatte.


Fähigkeit eines Systems, auf Veränderungen zu reagieren

Peter Liggesmeyer, Präsident der Gesellschaft für Informatik und geschäftsführender Leiter am Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Kaiserslautern, zeigte gleich zu Beginn seines Vortrags auf, warum künftig nur vernetzte Systeme bestehen können, indem sie gemeinsam Lösungen realisieren. "Wir brauchen die autonome Fähigkeit solcher Systeme, sich mit veränderten Situationen zurechtzufinden. Smart Grid ist nur ein Beispiel."


Zurück zum Manufaktur-Denken

Liggesmeyer gab einen Überblick von der Industrie 1.0 bis zur heute gern propagierten Industrie 4.0. Am Beginn weltweiter Produktion habe die Manufaktur gestanden. Hergestellt wurden in Handarbeit teure Einzelstücke. Mit Industrie 1.0 sei der Maschineneinsatz gekommen. Der Faktor Geschwindigkeit sei relevant geworden. Industrie 2.0 habe dann die Massenproduktion und Fließbandfertigung entdeckt. Industrie 3.0 setzte wiederum auf einen Qualitätssprung mit Präzisionsmaschinen, zum Beispiel mittels CNC-Fertigung. "Industrie 4.0? Da wollen wir eigentlich zurück zur Manufaktur", sagte Liggesmeyer. "Individuelle Einzelstücke für Jeden zu geringen Kosten mittels einer autonomen, selbst organisierten Fertigung." Das heiße, während der laufenden Produktion müsse autonom geplant, umgeplant, adaptiert und optimiert werden.


Sich selbst zertifizieren? "Noch nicht Stand der Technik"

Liggesmeyer gab zu bedenken, dass die Systeme sich dann auch selbst zertifizieren müssen. "Das ist noch nicht Stand der Technik auf breiter Basis."
Ein weiteres Thema sei "Big Data" - Massendaten. Das Dilemma: Auf der einen Seite gebe es den Wunsch, Daten wegzuschließen, auf der anderen, damit Geschäfte zu machen. Liggesmeyer forderte hier eine Nutzungskontrolle. Eine reine Zugriffskontrolle reiche nicht aus. Es gebe bereits Systeme, die die Nutzung überwachen könnten. Nötig seien Richtlinien zur Spezifikation der Datennutzung, auch nachdem der Zugriff gewährt wurde. Allerdings machte der promovierte Elektrotechniker und IT-Professor klar, dass die weltweiten Datenvolumina schneller wachsen als die Kapazitäten zur Datenverarbeitung.


Reifendruckkontrollsystem - ein Kinderspiel für Hacker

Zum Thema Sicherheit gab er ein Beispiel aus der Autobranche. Hackern sei es mit billigster Software gelungen, das Programm zum Reifendruckkontrollsystem im Pkw zu hacken. Sie hätten sich dann an den Straßenrand gestellt und bei allen vorbeifahrenden Autos eine Warnung ausgelöst. Das zeige, auf was künftig zu achten sei.


Viel Datenvolumen bei Telematik

Daniel Thomas, stellvertretendes Vorstandsmitglied der HUK-Coburg und beim Versicherer zuständig für Betriebsorganisation und IT, zeigte unter anderem am Beispiel "Smart Driver", dem Telematiksystem der HUK, wie neue IT-basierte Geschäftsmodelle entstehen. Seit Januar laufe das System bundesweit. 730 000 Fahrstrecken seien seitdem aufgezeichnet worden, man habe 3,6 Milliarden Datenpunkte gesammelt, berichtete Thomas. Der Speicherbedarf dafür: 17 Terabyte.