In Lauter steht ein Haus wie aus dem Märchen

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Rechts neben dem Kellerhaus steht jetzt eine Trafostation. In früheren Zeiten befand sich dort ein Ochsenstall. Foto: Ronald Rinklef
Rechts neben dem Kellerhaus steht jetzt eine Trafostation. In früheren Zeiten befand sich dort ein Ochsenstall.  Foto: Ronald Rinklef
Anna Eckstein schätzt die Möglichkeit, Vorräte im Kellergewölbe lagern zu können. Sie muss dazu nur über die Straße gehen. Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind konstant. Fotos: Sabine Christofzik
Anna Eckstein schätzt die Möglichkeit, Vorräte im Kellergewölbe lagern zu können. Sie muss dazu nur über die Straße gehen. Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind konstant.  Fotos: Sabine Christofzik
 
Foto: Christofzik
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Als der Holz- und Ziegelbau entstand, war die Straße nach Deusdorf noch kein Asphaltband.
Als der Holz- und Ziegelbau entstand, war die Straße nach Deusdorf noch kein Asphaltband.
 
Foto: Christofzik
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Foto: Ronald Rinklef
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Am Ortseingang von Lauter steht ein kleines Gebäude, das die Phantasie Bocksprünge machen lässt.

Nicht im Wald steht es, auch nicht in den Bergen, sondern am Ortsrand von Lauter (aus Richtung Deusdorf kommend). Wer es nicht kennt, weil im Lautergrund nur sporadisch unterwegs, kann seinen Blick nicht abwenden: von den drei golden schimmernden Turmspitzen, der schmalen Holztreppe, die zu einer Loggia führt, und dem ganzen schmucken Ziegelbau, der an einem Platz wie diesem wie aus der Zeit gefallen wirkt. Märchenhaft.


Stahlsilos gegenüber

Die Mauern nur wenige Zentimeter von der Fahrbahn der Kreisstraße entfernt, nebenan ein Trafohäuschen, auf der anderen Straßenseite glänzende Edelstahlsilos. Wem mag das gehören?

Die Kollegen sind am nächsten Tag in Lauter - und kommen mit einer Antwort zurück. Das wunderliche Häuschen gehört zur Eckstein-Mühle. "Na, wenn Sie meinen?!" schmunzelt Anna Eckstein am Telefon.
"Dann können Sie schon was drüber erfahren."


"Mach mal was Gscheits drauf"

Feen, Prinzen, Zauberer und so? Nur in der Phantasie der Betrachter. Stattdessen: Äpfel, Kartoffeln und Bier. "Das ist ein Kellerhaus, das zur Mühle gehört", erklärt Anna Eckstein.

Aufs Jahr genau kann sie nicht sagen, wann es entstanden ist. Aber wie. ",Mach mal was Gscheits drauf', soll der Großvater meines Mannes einen Bekannten gebeten haben. Das Dach des Kellers war undicht. So bleiben konnte es nicht. Dieser Mann hat dann immer mal wieder einen Balken Holz aus dem Sägewerk mitgenommen. Zum Bearbeiten. Niemand wusste, was er vorhatte."

Als er begann, alles zusammenzusetzen, dürfte den Lauterern Anfang des 20. Jahrhunderts die Kinnlade heruntergefallen sein. Ein Mini-Chalet auf einem einfachen Felsenkellereingang, das suchte weit und breit seinesgleichen. Es fällt ins Auge. Heute noch mehr als damals, als der Schweizerstil in Mode war.

Sechs Steinstufen geht es in die Tiefe und etwa zehn Meter weit in den Hang hinein. Doppelt so viele Holzstufen führen außen an der rechten Seite nach oben.


Natur-Kühlschrank

"Viel besser als im Haus. Ideal zum Vorräte lagern", sagt Anna Eckstein über ihr "Kühlhaus". "Äpfel zum Beispiel bleiben so lange frisch, bis es wieder neue Ernte gibt. Bier hat genau die richtige Trinktemperatur."

Und oben drüber ist der Partyraum? "Nein, für große Feiern war der nie. Man hat dann und wann gemütlich hier gesessen - aber hauptsächlich haben die Kinder drinnen gespielt. Für die hatte ich ein Kanapee reingestellt. Als dann auf der Straße immer mehr Autos fuhren, konnte man nicht mehr so sorglos sein."

1995 wurde das Kellerhäuschen renoviert. Die kleine Holz- und-Ziegel-Konstruktion passt farblich genau zum Mühlengebäude aus dem Jahr 1903. "Einige Jahre danach wird wohl der Aufbau entstanden sein."


Stollen unter der Straße

Es gibt noch einen Stollen, der vom Keller der Mühle unter der Straße hindurch in den Hang führt. Ihn hat jedoch nach dem Kanalbau in den 1980er-Jahren niemand mehr betreten.

Früher hatte die Eckstein-Mühle, die heute einen Getreidehandel betreibt, zwei Wasserräder mit sechs Metern Durchmesser. Die Lauter konnte so geleitet werden, dass sie wahlweise das Rad der Mühle oder des Sägewerks antrieb. Sie sind heute ebenso abgebaut, wie die später installierte Turbine.

Ein Mühlrad dreht sich dennoch wieder am Ortseingang von Lauter. Fünf Meter groß, aus Eichenholz und Aluminiumblech. Aus Lärmschutzgründen transparent eingehaust.

Jetzt ist alles klar. Der kleine Wassermann! Der wird wohl nächtens das Kellerhäuschen in Beschlag nehmen. Irgendwo muss die märchenhafte Ausstrahlung ja herkommen.