German Hornsound - Junges Gebläse mit Tuning

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Ein Viertel der "Pictures"-Besetzung: Sebastian Schorr (l.) und Martin Grom spielen auf zur CD-Release-Party. Foto: Barbara Herbst
Ein Viertel der "Pictures"-Besetzung: Sebastian Schorr (l.) und Martin Grom spielen auf zur CD-Release-Party.  Foto: Barbara Herbst
 
 
 

Das Quartett "German Hornsound" hat sich populäre Stücke russischer Komponisten vorgenommen, einige Instrumentalisten dazugeholt und ein Album produziert, mit dem es den kommerziellen Durchbruch schaffen sollte.

Die "Bilder einer Ausstellung", den 1874 entstandenen Klavierzyklus Modest Mussorgskis, kennt jeder. Oder fast jeder. Gibt es doch auch eine populäre Orchesterfassung Maurice Ravels von 1922 und, auch schon wieder fast 45 Jahre her, eine Rockversion von Emerson, Lake and Palmer. Warum also nicht mit Hörnern die "Promenade", den "Gnom", "Das alte Schloss" oder das "Ballett der unausgeschlüpften Küken" interpretieren?



Gesagt, getan. Eineinhalb Jahre lang arbeitete "German Hornsound" an seiner zweiten CD. Das Quartett um den Solohornisten der Bamberger Symphoniker, Christoph Eß, alles junge Männer um die 30, hatte zusammen an der Stuttgarter Musikhochschule studiert und ist in der Festivalszene bereits gut verankert. Mit dem Leipziger "Genuin"-Label haben sie eine Plattenfirma gefunden, die das Ensemble hoch professionell vermarktet - wobei die konsequente Verwendung des Englischen schon irritieren kann (das Booklet immerhin ist auch auf Deutsch verfasst).

Und für die "Pictures" holten sich die Vier Verstärkung: erfahrene Kollegen am Instrument und ihren ehemaligen Lehrer Christian Lampert. Aus dem Quartett wurde so ein Oktett mit noch einem Bonusmusiker: dem Berliner Schlagwerker Simon Rössler, der auch Klavier spielt. Neue Arrangements bekannter Stücke sind der Ehrgeiz von "German Hornsound", tat Christoph Eß während der CD-Release-Party kund, und dieser Ehrgeiz wird befriedigt, zur Freude des Hörers.

Klar sind die ausgewählten Stücke Ohrwürmer der Klassik. Mussorgski mit der leitmotivisch wiederholten "Promenade" wird umrahmt von Prokofjew ("Romeo und Julia"), Schostakowitsch (Walzer Nr. 2 und Tanz aus der "Suite für ein Varieté-Orchester") und Tschaikowskys Nussknacker-Suite. Ausgelutscht und abgehört? Von wegen. Mit den insgesamt vier Oktaven Tonumfang der acht Hörner, der intelligent eingesetzten Perkussion, dem Wechsel zwischen Romantik und kuriosen Klangspielereien, zwischen Bläser-Wucht und filigraner Technik schafften die Vier plus Acht ein Werk, das das Zeug hat, zum (in der Klassik stets bescheidenen) Bestseller zu werden.

Man sollte einmal ins "Alte Schloss" hören und sich von Carsten Duffins B-Wagnertuba betören lassen, zum Kontrast Prokofjews "Montagues und Capulets" anspielen - dann erschließt sich der Klangreichtum des genuin romantischen Instruments, das Musiker wie Christoph Eß ins 21. Jahrhundert führen, ohne die Traditionen zu missachten. Einer von "German Hornsound" schuf fürs CD-Booklet reale Bilder: Sebastian Schorr hat in seine "Tuilerien" oder den "Gnom" mit perfider Kunstfertigkeit Dämonisches in das scheinbare Idyll hineinkomponiert. Auge und Ohr, was willst du also mehr? Das haben auch andere erkannt. "Pictures" ist bereits für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert.

German Hornsound: Pictures. Music for 8 Horns and Percussion by Modest Mussorgsky, Sergei Prokofiev, Dmitri Shostakovich, Piotr Tchaikovsky. Genuin GEN 15340