Gefahr durch Tornado? Stürmische Zeiten drohen in Franken

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Es war einmal ein Wald: 2006 hinterließ in Theres ein Tornado eine Wüste - Förster Hans Stark war ein Jahr danach noch sprachlos. Foto: Günter Flegel
Es war einmal ein Wald: 2006 hinterließ in Theres ein Tornado eine Wüste - Förster Hans Stark war ein Jahr danach noch sprachlos. Foto: Günter Flegel

Die jüngsten Tornado-Katastrophen in Deutschland sind wohl kein Zufall. Experten waren seit Jahren davor, dass der Klimawandel extreme Wetterereignisse wahrscheinlicher macht - auch in Franken. Auch hier gib es Spuren der Verwüstung.

20. Mai 2006, 18.40 Uhr: Zu diesem Zeitpunkt bildete sich der wohl am besten dokumentierte Tornado Frankens: Satellitenfilme der Wetterdienste zeigen, wie an diesem Abend beim Herannahen einer Gewitterfront über dem Hafenbecken in Schweinfurt ein Luftwirbel entstand.

Das anfangs harmlose Gekräusel wurde mit dem Wind des Wettersturzes nach Nordosten getrieben und steigerte mit jedem Kilometer seine Kraft. Eine halbe Stunde später war aus dem Wirbel ein Tornado geworden. Was für viele Menschen im östlichen Unterfranken ein Glück war, beschäftigte den Förster Hans Stark noch Jahre später: Der Wirbelsturm tobte sich zuerst im Wald unweit des Thereser Gemeindeteils Buch aus.

"Das war ein Kahlschlag", erzählt der Leiter des Universitätsforstamtes in Sailershausen, das diesen Wald betreut. 4000 Festmeter, der e Einschlag von vier Jahren, lagen binnen Sekunden am Boden. Noch heute, fast zehn Jahre später, ist die Narbe im Wald unübersehbar. Rundum stehen mächtige Eichen und Buchen, in der Tornado-Einflugschneise sind es vornehmlich kaum armdicke Birken.

Extremereignisse häufen sich

Der Tornado von 2006 zog weiter, deckte bei Königsberg mehrere Scheunen ab und stieß die Regiomontanus-Statue von ihrem Sockel. Da hatte der Wirbelwind aber schon viel von seiner Kraft verloren; bei Ebern, etwa 40 Kilometer von Schweinfurt entfernt, löste er sich auf.

Doch der nächste Tornado kommt bestimmt, die jüngsten Ereignisse in Mittel- und Süddeutschland legen es nahe. Der Klimawandel, so weit herrscht Einigkeit in der Wissenschaft, wird in den gemäßigten Breiten Mitteleuropas zu einer Häufung extremer Wetterlagen vor: mehr Hitzewellen, längere Trockenphasen, häufigere und heftigere Unwetter, Stürme ... Umgekehrt lässt sich aber etwa die aktuelle Häufung von Tornados nicht direkt auf den Klimawandel zurückführen; dazu sind diese Extremereignisse zu selten, die Datenbasis zu dünn, heißt es beim Deutschen Wetterdienst.

Allerdings passen die seit Monaten anhaltende Trockenheit in Nordbayern und die wiederholten Überschwemmungen im südeuropäischen Raum zu den Szenarien des Klimawandels.

1027 Tornados dokumentiert

Das Kompetenzzentrum für lokale Unwetter in Deutschland (www.tordach.org) hat in den Jahren von 855 bis 2005 genau 1027 Tornados dokumentiert. Ein signifikanter Anstieg der Meldungen war ab 2000 zu beobachten, was aber nichts mit dem Klimawandel zu tun hat; ab der Jahrtausendwende nahm das Interesse an den extremen Wetterereignissen zu, und seither werden von Beobachtern auch viele schwache Tornados erfasst, während sich in der Historie nur katastrophale Ereignisse niedergeschlagen haben.

Die Unwetterexperten gehen davon aus, dass sich in Deutschland jedes Jahre mehre Dutzend Tornados bilden; etwa fünf erreichen die zweitniedrigste Stufe F2 auf der Fujita-Skala; Wirbelstürme der Stärke F3 wie in Gützow und im Landkreis Aichach-Friedberg treten in Deutschland alle zwei bis drei Jahre auf, F4 im Abstand von 20 bis 30 Jahren, und die höchste Stufe F5 gilt als Jahrhundertereignis.

Infos auf: www.tornadoliste.de