Vom 9. bis zum 11. Juli steigt die Geburtstagsparty: Mit einem Festival feiert das Bamberger Theater Wildwuchs drei Tage lang samt Bands, Impro-Gruppen und anderen Künstlern. Wir sprachen mit Wildwuchs-Regisseur Heisig auch über die Zukunft der Bühne - anbei Videos.
Noch vor zwei Jahren träumten die Kulturschaffenden davon, "sesshaft" zu werden: In der einstigen Residenz der Freiherren von Schrottenberg, wo das Theater Wildwuchs tatsächlich Wurzeln schlug. Vorbei war's mit den Wanderjahren der alternativen Bühne, die nun mit "Schall & Rauch" ihr fünfjähriges Bestehen feiert: Morgen beginnt das dreitägige Festival, vor dem wir mit Frederic Heisig als Wildwuchs-Regisseur und Dramaturg sprachen - über das Event, aber auch die bisherige Publikumsresonanz und künftige Projekte.
Auch auf Festivalbühnen
"Fünf Jahre Wildwuchs: In dieser Zeit hatten wir viele Umstrukturierungen und standen vor immer neuen Herausforderungen", berichtet Heisig. Zwar etablierte sich die Bühne, "allerdings stieg für uns der Verwaltungsaufwand so enorm, dass er nur mehr mit Unterstützung eines starken Teams zu bewältigen ist". Zu Theateraufführungen kamen Konzerte, Lesungen, Performances und Gastspiele anderer Künstler. Auch Gastspiele von Wildwuchs, die bei kulturellen Veranstaltungen wie "Kontakt" oder dem Nürnberger "Ost Anders Festival" auftraten.
Ja, profiliert hat sich die alternative Bühne, die sich experimentierfreudig gibt. Gelingt es dem Ensemble damit aber, den Publikumsgeschmack zu treffen? "Die Auslastung variiert von Stück zu Stück. Auf große Resonanz stoßen Klassiker, schwieriger ist's mit Gegenwartsdramatik." Wobei das Stammpublikum von Wildwuchs die unkonventionelle Theaterarbeit zu schätzen weiß. Und besuchten anfangs in erster Linie Studenten Vorstellungen, so sieht man nun im Palais Schrottenberg ebenso viele ältere Semester.
Stuhl-Patenschaften
Unterstützt wird die Theatertruppe aber auch von der Kulturförderung und Stuhlpatenschaften, die Interessenten übernehmen können (Kontakt per Mail unter daswildwuchstheater@gmail.com). Wichtig ist den Akteuren der alternativen Bühne, die als studentisches Theater begann, dabei die Förderung junger Talente, "die wir künftig noch verstärken möchten".
Ebenso wollen die Kulturschaffenden den Spielplan weiter ausbauen und das Programm noch vielfältiger gestalten. "Gespannt sind wir natürlich auch auf Veränderungen in der Theaterszene nach dem Intendantenwechsel", meint Heisig an dieser Stelle noch und spricht die damit verbundene neue Ausrichtung des E.T.A.-Hoffmann-Theaters an.
Zum Festival
"Schall & Rauch" startet am 9. Juli um 17.30 Uhr mit einer Vernissage im Palais Schrottenberg. So gibt es während des Festivals eine Kunstausstellung, die von der Malerei über die Fotografie bis hin zu Video- und audio-visuellen Projektionen reicht. Unter anderem stellen Jan Vormann, Jonnes Cranach, Guido Apel, Alexander Roßbach, Judith Kinitz, Frederic Heisig und Sebastian Stahl aus.
Bis einschließlich 11. Juli sollen bei "Schall & Rauch" auch diverse regionale und überregionale Theatermacher, Musiker und Künstler auf zwei Bühnen zu erleben. Brotmüller, Mellosheen, Pili Loop, Eulenvolk, Ngang, Tau Tau, Flo Berndt und diverse DJs bestimmen das Soundgeschehen. Das Theater Wildwuchs präsentiert sein aktuelles Stück "Amygdala", Dirk Bayer verwandelt sich in den "Baron von Münchhausen".
Werkstatt zum Werkeln
Improtheater gibt's in der Kasernstraße 1 mit der Gruppe des E.T.A.-Hoffmann-Theaters, Improniergehabe und Pipperlapupp. Eine Lesung von Bernd Gonner erwartet das Publikum, während Studierende der Uni Bamberg eine Collage aus Hörspiel, Video und Klang bieten.
Darüber hinaus wird Heisig zufolge am 10. und 11. Juli zwischen 17 und 20 Uhr am Ufer der Regnitz, wenige Meter vom Festival entfernt, eine Werkstatt eingerichtet: Unter Anleitung eines Künstlers können Festivalbesucher hier aus Altem Neues fertigen: "Betreut wird die Aktion von Bambergs stadtbekanntem ,Hochstapler' Johannes Haußner."
Tagestickets und Wochenendtickets gibt's übrigens im Vorverkauf bei Collibri, beim BVD und im Palais Schrottenberg. Das gesamte Programm ist im Netz unter der Wildwuchshomepage abzurufen.