Flüchtlinge in Franken: Was gut läuft und was nicht

2 Min
Größtes Problem in den Unterkünften: Flüchtlinge benötigen Rückzugsräume, ansonsten kommt es dort zu Frustration. Foto: Armin Weigel/dpa
Größtes Problem in den Unterkünften: Flüchtlinge benötigen Rückzugsräume, ansonsten kommt es dort zu Frustration. Foto: Armin Weigel/dpa

Wie handhaben die fränkischen Bezirke die Unterbringung der Asylbewerber? Während in anderen Bundesländern Frust und Gewalt steigen, ist die Lage in Nordbayern ruhig - auch dank der Verteilung der Menschen auf viele kleine Standorte.

"Also wegen mir brauchen wir die nicht" - "jedes Mal das gleiche, die kommen rein, schauen sich nur, um bei passender Gelegenheit was zu klauen." Zwei Sätze aus Bamberg. Zwei Sätze, wie jeder sie wohl häufig hört. Es geht um Flüchtlinge und die Ängste, die sie wohl mittlerweile bei vielen wecken. Bei den Deutschen wachsen auf jeden Fall die Bedenken: 51 Prozent macht der Zustrom Angst.

Die Debatte um den Zustrom Flüchtlingen gewinnt an Schärfe. Während vor wenigen Wochen noch eine bunte Willkommensstimmung herrschte, kehrt nun Ernüchterung ein.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, warnt vor der Gefahr, dass "in den Flüchtlingsunterkünften die Lage außer Kontrolle gerät: "Da dreschen junge testosterongesteuerte Männer im wahrsten Sinne des Wortes aufeinander ein."

Doch wie ist die Lage in Frankens Regierungsbezirken? Drohen in den Flüchtlingsunterkünften ähnliche Ausschreitungen wie in Hamburg?

Oberfranken: Zum Stichtag 1. Oktober leben im Regierungsbezirk 8496 Flüchtlinge, verteilt auf 31 staatliche und 350 dezentrale Einrichtungen. Größtes Problem: "Im Bereich der Unterbringung sind wir grundsätzlich immer auf der Suche nach Unterkünften", so Oliver Hempfling, Sprecher des Bezirks. Bislang kam es in den Unterkünften für Flüchtlinge zu keinen schweren Zwischenfällen. Das Polizeipräsidium Oberfranken bestätigt Handgreiflichkeiten und Körperverletzungsdelikte, nennt aber keine Zahlen. "Es liegt auf der Hand, dass es hin und wieder zu Spannungen kommt, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen untergebracht sind", so Hempfling.

Unterfranken: 13 300 Asylbewerber sind dort registriert. Sie sind auf 32 staatliche und 310 dezentrale Einrichtungen verteilt. Johannes Hardenacke vom Bezirk sieht als größtes Problem, neue Immobilien für Flüchtlinge zu finden. Auf engstem Raum müssen sich die Menschen immer öfter einrichten. Es kommt zu ersten Protestaktionen - wie in Bad Kissingen. Ausnahmen? "Die meisten sind dankbar für die Hilfe, die in der aktuellen Notsituation von allen geleistet wird", meint Hardenacke. Die Sicherheitslage in den Unterkünften nennt er "unauffällig".

Mittelfranken: Etwa 19 600 Flüchtlinge wohnen in den unterschiedlichsten Unterkünften - 7000 allein in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung in Zirndorf mit ihren 27 Außenstellen. Die Betreuung und Organisation dieser großen Zahl an Asylbewerbern ist für alle eine enorme Herausforderung. "Die Belastung der Mitarbeiter liegt über der Grenze", erklärt der stellvertretende Pressesprecher des Bezirks, Klaus Speckner. Die immer knapper werdenden Platzverhältnisse für Frust. "Es gibt sicher Unzufriedenheit, insbesondere in den Einrichtungen der Erstunterbringung", räumt Speckner ein. Das führt zu Konflikten. "In einer Unterkunft in Nürnberg kam es zu einer Schlägerei zwischen jugendlichen Flüchtlingen, ansonsten ist es ruhig", sagt Polizeisprecherin Elke Schönwald.


Dezentrale Unterbringung

Fakt ist: Die fränkischen Bezirke mühen sich bei der Unterbringung von Menschen auf der Flucht, stoßen an die Grenzen des Machbaren. Dass größere Probleme ausbleiben, ist der engen Zusammenarbeit der Behörden vor Ort, Verbänden und Ministerien zu verdanken.

Vorteil: In Franken setzen die Verantwortlichen auf die dezentrale Unterbringung kleiner Gruppen von Asylbewerbern. Die Einrichtung von Großunterkünften in Zeltstädten, in denen unterschiedliche Gruppen beengt leben und wo es rasch zu Schlägereien kommen kann, bildet die Ausnahme.

Nicht zu vergessen die Rolle der Ordnungshüter. Im Bamberger Balkanzentrum gibt es von Anfang an eine eigene Polizeistation. Präsenz zeigen - eine Strategie, die sich bewährt. Die Polizei soll in Bayern noch mehr Beamte bekommen, das zumindest sehen die Pläne aus dem Innenministerium vor.

Allerdings steigen die Straftaten, die Asylbewerber begehen. "Im Vergleich zu 2013 verzeichnen wir hier eine Verdreifachung von Straftaten. Aber deren Zahl hat sich auch Verzehnfacht", erklärt ein Sprecher des Innenministeriums und fügt an: "Wir stellen fest, dass Flüchtlinge nicht krimineller sind als andere Bevölkerungsgruppen."