In der Oberen Pfarre befindet sich eine der prachtvollsten Krippen Bambergs. Neben bekannten Motiven werden auch aktuelle Themen aufgegriffen.
Am Montag haben Otmar Deuber und seine Helfer noch einmal richtig umgebaut. Denn an Weihnachten sollen die Besucher der Oberen Pfarre nicht mehr die Herbergssuche sehen, sondern das Kind in der Krippe. Umrahmt von den 300 Jahre alten Holzfiguren von Josef und Maria, gewärmt von Ochs und Esel, bestaunt von den Hirten. Nicht mehr zu sehen wird dann eine kleine Demonstrantenschar sein, die bis Sonntag Transparente mit "Fridays for Future" oder "Schützt das Klima" emporgereckt hat.
Wie schon seit 50 Jahren nehmen die Krippen-Motive auch in diesem Jahr Bezug auf aktuelle Ereignisse, es ging schon um den Weinbau am Michelsberg, versenkbare Poller und Geschwindigkeitsmessungen oder im vorletzten Jahr um das Thema Asyl. "Es gibt immer ein paar Kritiker", sagt Deuber. "Aber auch bei den Demonstranten sagen 90 Prozent der Leute: Das gefällt mir, das gehört dazu." Schon mit neun Jahren hat er als Ministrant beim Aufbau der Krippe mitgeholfen - und darf auch als 66-Jähriger bei keiner Aktion fehlen. "An einer Szene bauen wir vier Stunden zu fünft um", erklärt Deuber.
Mehr als 100 Figuren
Aus ganz Bayern kommen mittlerweile Besucher, um die Krippe in der Oberen Pfarre zu betrachten. "Hier tut sich immer wieder was, noch bis zum 3. März, wenn wir die Hochzeit zu Kana zeigen - mit Bamberger Bäckern, die Hörnla und Brezen bringen."
Der Liebling der Kinder ist aber eine Katze aus Pappmaché, die sich in wechselnden Krippenszenen versteckt. "Da rufen mich schon mal Leute an und fragen: Wo ist die Katze? Wir finden sie in diesem Jahr nicht." Die restlichen mehr als 100 Figuren sind aus Holz und keine ist jünger als 100 Jahre. Bei den imposanten Bauten, die 40 Kilogramm und mehr wiegen, hat das Krippenteam vor einem Jahr unerwartete Hilfe dazubekommen. Deuber hatte Beamten der Bundespolizei geholfen, Fragen für ein Erkundungsspiel zu beantworten. Als Dank packten sie gleich mit an - und in diesem Jahr halfen erneut zehn Mann beim Tragen der schweren Teile.
Wer sich mit Krippenbesuchern unterhält, hört viele lobende Worte für die Darstellung in der Oberen Pfarre: "Sie hat mir sehr gut gefallen", sagt Susanne Ullmann. Und sie meint damit ausdrücklich auch den politischen Bezug: "Das ist toll, es kann doch nicht überall nur ums Kindchen-Schema gehen." Eine Familie widmet sich ausgiebig jeder Figur und nimmt auch die Demonstranten wohlwollend zur Kenntnis. Ein älterer Herr findet hingegen: "Die Transparente hätte es nicht gebraucht."
Pfarrer Matthias Bambynek findet nicht nur die aktuelle Darstellung, sondern auch die Krippe insgesamt gut: "Ich bin froh, wenn Ehrenamtliche so etwas bewerkstelligen und ihre Ideen einbringen." Und Harry Luck, Pressesprecher des Erzbistums, erklärt: "Die Gestaltung ist grundsätzlich Sache der Pfarrgemeinde, es gibt da keine Krippen-Richtlinie oder so."
Künstlerische Freiheit
Natürlich sei die Weihnachtsgeschichte das Hauptthema. Aber die Geburt Jesu habe auch so schon viele politische Aspekte und dass es die unterschiedlichsten Krippen-Varianten mit zahlreichen Bezügen zur Gegenwart gibt, zeige auch die aktuelle Ausstellung im Diözesan-Museum.