Die Stadt sucht Gastronomiebetriebe, die Kunden mit Mehrwegbechern den Kaffee billiger verkaufen.
Die Stimmung war greifbar, der Satz "endlich passiert was" hing unausgesprochen in der Luft. Es war eine Sitzung des Umweltsenats, in der sich alle einig waren: Gegen die Überflutung der Bamberger Innenstadt mit "Coffee to go"-Bechern muss etwas getan werden. Doch es ging nicht nur um Abfall, sondern auch um die Umwelt.
"Pro Jahr werden in Deutschland mehr als drei Milliarden Einwegbecher verbraucht, 70 Prozent der Deutschen benutzen zumindest gelegentlich einen solchen Becher", sagte Anita Schmidt, kommissarische Leiterin des Umweltamts.
Dann hat sie schon die erste Überraschung parat: Die Pappbehälter sind gar nicht so ressourcenschonend, wie man vermuten mag. Denn bei der Herstellung wird überwiegend "neues" Papier verwendet, "es werden praktisch keine Recyclingpapierfasern genutzt, so dass für die Herstellung (...) neue Bäume gefällt werden müssen", heißt es in den Sitzungsunterlagen.
Der Pappe werde Kunststoff beigemischt, weshalb wiederum Rohöl benötigt werde, hinzu kämen der Plastikdeckel, ein Rührstäbchen, Papiermanschetten oder Tragehilfen aus Pappe.
Laut Daten der Deutschen Umwelthilfe würden für die Herstellung der Beschichtungen für die Innenseiten und den Deckel jährlich 22 000 Tonnen Rohöl verbraucht. Allein für die in Deutschland verbrauchten Becher entstünden CO2-Emmissionen von rund 83 000 Tonnen, die Herstellung der Polystyrol-Deckel verursache zusätzlich etwa 28 000 Tonnen CO2-Emissionen. Dann kommt der letzte Satz: "Viele der ,Coffee to go‘-Becher werden achtlos weggeworfen und verschmutzen Straßen, öffentliche Plätze und die Natur."
Dass soll sich ändern, wenn es nach dem Willen des Stadtrates geht. Die Idee: Wer seinen eigenen Mehrwegbecher mitbringt, bekommt seinen Kaffee zum Mitnehmen ein paar Cent billiger. "Wir machen uns jetzt auf die Suche nach Händlern, die dazu bereit sind", sagt Anita Schmidt. Dann wolle man eine Liste mit diesen Firmen anlegen und veröffentlichen.
Fair gehandelter und Bio-Kaffee im Blick
Vorzugsweise hat das Umweltamt Projektpartner mit fair gehandeltem oder Bio-Kaffee im Blick, besonders mit "Bamberg Kaffee". Diesen biologisch angebauten Kaffee aus fairem Handel gibt es seit 2003.
Apropos Angebote: In der Sitzung des Umweltsenats zeigten sich die Gremiumsmitglieder kreativ. Vielleicht einen "Bamberg-Becher" als Souvenir vermarkten?, warfen die Grünen ein. Dann würde so mancher Tourist den Behälter mitnehmen statt wegwerfen. Oder sich ein Pfandsystem für Mehrwegbecher überlegen?
Bürgermeister Christian Lange (CSU) deutete an, dass sich der Einzelhandelsverband in einer Mehrwegbecher-Initiative stark mache, zudem gebe es bereits "vorbildliche Anbieter" in der Gastronomie. Fraktionskollege Franz-Wilhelm Heller stellte den tragbaren Kaffee an sich in Frage: "Ich habe überhaupt kein Verständnis, dass jeder Mensch mit Kaffeebecher durch die Gegend rennt."
Sebastian Niedermaier (SPD) regte an, dass Mehrwegbecher zu einem günstigen Preis angeboten werden mögen. Preise von bis zu 13 Euro hält er für überteuert, er sprach von einem Anbieter, bei dem der Behälter für drei Euro zu bekommen sei. Komplett kostenlos könnten 25 Bamberger in absehbarer Zukunft an einen umweltfreundlicheren Thermo-Becher mit dem Logo "Stadt Bamberg Umweltamt" kommen: Dieses möchte die Trinkbehälter verschenken, sobald der erste teilnehmende Händler gefunden ist. Dass es schon jetzt Vorstöße in diese Richtung gibt, freut Anita Schmidt vom Umweltamt. So bietet eine Bäckerei in der Innenstadt einen Mehrwegbecher mit Firmenaufschrift zum Verkauf, in dem man seinen Kaffee zehn Cent billiger bekommt. Auch in manch anderem Bamberger Gastronomiebetrieb soll es das Heißgetränk günstiger geben, wenn der Becher mitgebracht wird.
Es tut sich noch mehr: "Wir hatten gerade erst ein Gespräch mit den Leuten von Greenpeace und Change e.V.", sagt die Chefin des Umweltamtes.
Information: Hier gibt es den "Bamberg Kaffee" zu kaufenWelt-Laden Kapuzinerstr. 10
Postler Vollkornbäckerei Lange Str. 35 und P + R - Platz Heinrichsdamm
Pamina Naturkost-Laden Austr. 14
Bäckerei Seel Lugbank 8 und Dominikanerstr. 8
ebl-naturkost Bio-Fachmarkt Magazinstr. 2 und Würzburger Str. 57b
Bamberger Stiftsladen Michelsberg 10
"Bamberg Kaffee" wird ausgeschenkt im Café "Cador" Obstmarkt 4
Bei der Bäckerei Loskarn (Troppauplatz, Cafe Nico,...) bekommt man 10% Nachlass, wenn man seinen eigenen Becher mitbringt. Ebenso bei der Bäckerei Oppelt im Ertl-Zentrum in Hallstadt!!
Betreff Cafe to Go Becher,
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr lobenswerter Artikel auch wir in der Kantine im Finanzamt in Bamberg denken an die Umwelt. Wir haben seit dem 1.1 eine Umweltpauschale auf die To Go Becher und seitdem benötigen wir 90% weniger Becher. Interne sowie externe Gäste zeigten sofort Verständnis dafür und fanden es toll
Mit freundlichen Grüßen das Kantinen Team Bamberg
Viele Menschen besitzen inzwischen einen Thermobecher, aber in der Regel wird der auch auf Nachfrage hin mit der Begründung von Hygienevorschriften nicht gefüllt, sondern man bekommt einen Pappbecher voll, den man dann selbst umfüllen kann, allerdings wird der Pappbecher danach trotzdem entsorgt. Ich erwarte, dass nicht nur ein Pfandsystem aufgebaut wird, sondern, dass ich mit meinem Thermobecher überall hingehen kann und diesen vollfüllen lassen kann.
Dies gilt übrigens auch bei vielen anderen Lebensmitteln, sehr viele Anbieter sind leider nicht bereit, Dinge in die selbst mitgebrachten Behältnisse zu füllen, weil nichts von außen hinter die Theke darf usw.
Ich hoffe, dass es bald den "Unverpackt-Laden" in Bamberg gibt, damit man noch mehr Müll vermeiden kann.
Es muss sich hier sehr viel im Bewusstsein der Menschen noch ändern.
"Das(s) soll sich ändern, wenn es nach dem Willen des Stadtrates geht."
Mit anderen Worten, es ändert sich nix...