"Coffee to go"-Becher sollen in Bamberg weniger werden

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Mitgenommen, ausgetrunken, weggeworfen: "Coffee to go"-Becher werden in Bamberg zum Müllproblem. Foto:Ronald Rinklef
Mitgenommen, ausgetrunken, weggeworfen: "Coffee to go"-Becher werden in Bamberg zum Müllproblem. Foto:Ronald Rinklef

Die Stadt sucht Gastronomiebetriebe, die Kunden mit Mehrwegbechern den Kaffee billiger verkaufen.

Die Stimmung war greifbar, der Satz "endlich passiert was" hing unausgesprochen in der Luft. Es war eine Sitzung des Umweltsenats, in der sich alle einig waren: Gegen die Überflutung der Bamberger Innenstadt mit "Coffee to go"-Bechern muss etwas getan werden. Doch es ging nicht nur um Abfall, sondern auch um die Umwelt.
"Pro Jahr werden in Deutschland mehr als drei Milliarden Einwegbecher verbraucht, 70 Prozent der Deutschen benutzen zumindest gelegentlich einen solchen Becher", sagte Anita Schmidt, kommissarische Leiterin des Umweltamts.
Dann hat sie schon die erste Überraschung parat: Die Pappbehälter sind gar nicht so ressourcenschonend, wie man vermuten mag. Denn bei der Herstellung wird überwiegend "neues" Papier verwendet, "es werden praktisch keine Recyclingpapierfasern genutzt, so dass für die Herstellung (...) neue Bäume gefällt werden müssen", heißt es in den Sitzungsunterlagen.

Der Pappe werde Kunststoff beigemischt, weshalb wiederum Rohöl benötigt werde, hinzu kämen der Plastikdeckel, ein Rührstäbchen, Papiermanschetten oder Tragehilfen aus Pappe.
Laut Daten der Deutschen Umwelthilfe würden für die Herstellung der Beschichtungen für die Innenseiten und den Deckel jährlich 22 000 Tonnen Rohöl verbraucht. Allein für die in Deutschland verbrauchten Becher entstünden CO2-Emmissionen von rund 83 000 Tonnen, die Herstellung der Polystyrol-Deckel verursache zusätzlich etwa 28 000 Tonnen CO2-Emissionen. Dann kommt der letzte Satz: "Viele der ,Coffee to go‘-Becher werden achtlos weggeworfen und verschmutzen Straßen, öffentliche Plätze und die Natur."
Dass soll sich ändern, wenn es nach dem Willen des Stadtrates geht. Die Idee: Wer seinen eigenen Mehrwegbecher mitbringt, bekommt seinen Kaffee zum Mitnehmen ein paar Cent billiger. "Wir machen uns jetzt auf die Suche nach Händlern, die dazu bereit sind", sagt Anita Schmidt. Dann wolle man eine Liste mit diesen Firmen anlegen und veröffentlichen.


Fair gehandelter und Bio-Kaffee im Blick


Vorzugsweise hat das Umweltamt Projektpartner mit fair gehandeltem oder Bio-Kaffee im Blick, besonders mit "Bamberg Kaffee". Diesen biologisch angebauten Kaffee aus fairem Handel gibt es seit 2003.
Apropos Angebote: In der Sitzung des Umweltsenats zeigten sich die Gremiumsmitglieder kreativ. Vielleicht einen "Bamberg-Becher" als Souvenir vermarkten?, warfen die Grünen ein. Dann würde so mancher Tourist den Behälter mitnehmen statt wegwerfen. Oder sich ein Pfandsystem für Mehrwegbecher überlegen?
Bürgermeister Christian Lange (CSU) deutete an, dass sich der Einzelhandelsverband in einer Mehrwegbecher-Initiative stark mache, zudem gebe es bereits "vorbildliche Anbieter" in der Gastronomie. Fraktionskollege Franz-Wilhelm Heller stellte den tragbaren Kaffee an sich in Frage: "Ich habe überhaupt kein Verständnis, dass jeder Mensch mit Kaffeebecher durch die Gegend rennt."

Sebastian Niedermaier (SPD) regte an, dass Mehrwegbecher zu einem günstigen Preis angeboten werden mögen. Preise von bis zu 13 Euro hält er für überteuert, er sprach von einem Anbieter, bei dem der Behälter für drei Euro zu bekommen sei. Komplett kostenlos könnten 25 Bamberger in absehbarer Zukunft an einen umweltfreundlicheren Thermo-Becher mit dem Logo "Stadt Bamberg Umweltamt" kommen: Dieses möchte die Trinkbehälter verschenken, sobald der erste teilnehmende Händler gefunden ist. Dass es schon jetzt Vorstöße in diese Richtung gibt, freut Anita Schmidt vom Umweltamt. So bietet eine Bäckerei in der Innenstadt einen Mehrwegbecher mit Firmenaufschrift zum Verkauf, in dem man seinen Kaffee zehn Cent billiger bekommt. Auch in manch anderem Bamberger Gastronomiebetrieb soll es das Heißgetränk günstiger geben, wenn der Becher mitgebracht wird.
Es tut sich noch mehr: "Wir hatten gerade erst ein Gespräch mit den Leuten von Greenpeace und Change e.V.", sagt die Chefin des Umweltamtes.

Information: Hier gibt es den "Bamberg Kaffee" zu kaufen

Welt-Laden Kapuzinerstr. 10

Postler Vollkornbäckerei Lange Str. 35 und P + R - Platz Heinrichsdamm

Pamina Naturkost-Laden Austr. 14

Bäckerei Seel Lugbank 8 und Dominikanerstr. 8

ebl-naturkost Bio-Fachmarkt Magazinstr. 2 und Würzburger Str. 57b

Bamberger Stiftsladen Michelsberg 10

"Bamberg Kaffee" wird ausgeschenkt im Café "Cador" Obstmarkt 4