Bengalos können tödlicher Ernst sein

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Ein Beamter der Bereitschaftspolizei zeigt, wie gefährlich die heiße Flamme eines Bengalos sein kann. Mühelos verbrennt sie das T-Shirt einer Puppe. Foto: Groscurth
Ein Beamter der Bereitschaftspolizei zeigt, wie gefährlich die heiße Flamme eines Bengalos sein kann. Mühelos verbrennt sie das T-Shirt einer Puppe. Foto: Groscurth
Oben herkömmliche Silvester-Böller, in der mittleren Reihe gefährliche Sprengmittel aus Osteuropa, unten Bengalos
Oben herkömmliche Silvester-Böller, in der mittleren Reihe gefährliche Sprengmittel aus Osteuropa, unten Bengalos
 

Gewaltbereite Fußballanhänger machen der Polizei immer größere Sorgen. Leuchtfackeln und Sprengkörper haben enormes Gefahrenpotenzial. Die Beamten hoffen auf Unterstützung durch die Politik.

Die Gewalt gegen Polizeibeamte steigt! Vor allem auch bei Einsätzen rund um Demonstrationen oder Fußballspiele. Im Schnitt werden laut Zahlen der Gewerkschaft der Polizei pro Tag 162 Beamte Opfer von Straftaten. Jeden Tag werden durchschnittlich neun Polizisten Opfer einer schweren oder gefährlichen Körperverletzung.


Hooligans, Ultras und gewaltbereite Anhänger nutzen Fußball für ihre Exzesse

Das sind Entwicklungen, die auch im Präsidium der bayerischen Bereitschaftspolizei in Bamberg mit Besorgnis registriert werden. Hooligans, Ultras und andere gewaltbereite Anhänger nutzen die Tribüne Fußball für ihre Exzesse. Diese Täter sind gut organisiert und bestens ausgerüstet. Das weiß auch Holger Baumbach von der Pressestelle der Bereitschaftspolizei. "Immer öfter weicht die Szene auf Spiele in der dritten Liga aus, weil sie dort mit weniger Polizeipräsenz rechnen", sagt der Oberrat auf Anfrage unserer Zeitung. In Franken ist das Traditionsteam der Würzburger Kickers nun in diese Spielklasse aufgestiegen. Mit großen Folgen für die Polizei, denn die Anzahl der sogenannten Risikospiele wird steigen. Vor allem wenn es gegen Vereine aus dem Osten wie Erzgebirge Aue, dem Chemnitzer FC oder Dynamo Dresden geht.

In der Zweiten Liga sorgt das Derby Nürnberg gegen Greuther Fürth regelmäßig für große Ausschreitungen. Oft auch gegen Polizeibeamte. Baumbach erklärt: "Häufig ist dann zu lesen, dass Fans unsere Beamten mit Böllern bewerfen würden." Eine grobe Untertreibung für den erfahrenen Bereitschaftspolizisten, denn: "Es handelt sich hierbei eindeutig um Waffen mit einer enormen Sprengwirkung." Diese würden über das Internet vertrieben und zwischen drei und zehn Euro kosten. Die Namen zeugen davon, wo diese gefährlichen Wurfgeschosse produziert werden: Polen- oder Tschechen-Böller werden sie in der Szene genannt - oder auch nur kurz und prägnant "La Bombas".


Illegale Böller haben eine enorme Wucht

Deren Wirkung ist nicht mit herkömmlichen Silvester-Böllern zu vergleichen. Bei einem Arbeitstreffen der Präsidenten der Bereitschaftspolizeien aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz in Bamberg gab es eine Vorführung der enormen Wucht illegaler Böller. "Werden sie in Richtung von Polizeibeamten geworfen und gehen los, sind die Betroffenen zunächst einmal orientierungslos", so Baumbach. Mit einem ohrenbetäubenden Schlag explodieren diese Sprengmittel, erzeugen eine Druckwelle und schießen sogar einen Gipspropfen durch die Gegend. "Gar nicht auszudenken, was passieren kann, wenn so eine Waffe in die Schutzkleidung eines Polizisten fällt und dort explodiert", meint Wolfgang Sommer, Präsident der Bereitschaftspolizei Bayern.

Und auch das Abbrennen der Bengalos oder Leuchtfackeln birgt ein großes Gefahrenpotenzial in den Fußballstadien. Bis 2500 Grad heiß sind die Flammen, können so schwerste Verbrennungen in vollen Fans-Blocks verursachen.

Doch wie kann der steigenden Gewalt gegen Polizisten Einhalt geboten werden? Hier hoffen die Beamten auf Unterstützung von Seiten der Politik. Die Innenminister von Bund und Ländern diskutieren derzeit über die Verschärfung der Strafen für Täter, die Polizisten attackieren. Demnach soll ein neuer Paragraph den Angriff auf die Exekutive mit bis zu zehn Jahren Haft bestrafen. Ferner werde auch über ein erweitertes Alkoholverbot in Stadien diskutiert.


Ohne Angst ins Fußball-Stadion

Und bis es soweit ist? "Die Vereine müssen mehr tun, damit die Chaoten nicht so einfaches Spiel haben. Die Überwachung in den Stadien muss verschärft werden", fordert Sommer. Ein Vorschlag, über den auch seine Kollegen aus den anderen Ländern zustimmend nicken. Schließlich sollen auch Familien mit Kindern ohne Sorgen ein Fußballspiel besuchen können und keine Angst haben, wenn Fan-Chaoten die Konfrontation suchen und sich ohne Rücksicht auf Verletzte abreagieren.