Wie geht es weiter mit dem Areal des Bamberger Schlachthofs? OB Starke gibt Ausblick

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Nach dem Aus des Schlachthofs in Bamberg ist die Frage, was mit dem Areal in Zukunft geschehen soll.
Schlachthof Bamberg
Daniel Vogl/dpa/Archivbild
Aus für Schlachthof Bamberg - Grüne mit Kritik an Landwirtschaftsministerin Kaniber
Das Aus für den Schachthof Bamberg ist beschlossen. Die Grünen warfen der Staatsregierung und Landwirtschaftsministerin Kaniber vor, sich vor der eigenen Verantwortung zu drücken.
Was wird aus dem Bamberger Schlachthof? Interessenten schwebt "Food Campus" vor
Stadt Bamberg, Sonja Seufferth

Zum 30. Juni werden die Lichter im Bamberger Schlachthof für immer erlöschen. Nun ist die Frage: Wie wird das Areal in Zukunft genutzt? Es gibt bereits verschiedene Ideen. OB Andreas Starke gibt einen Ausblick auf den Zeitplan.

Update vom 07.06.2024: Wie wird das Schlachthof-Gelände in Zukunft genutzt?

Die letzten Tiere sind geschlachtet - die Stadt Bamberg ringt nun darum, wie es weitergehen soll mit ihrem ehemaligen Schlachthof. Es sei wichtig, den Prozess zur Schlachthof-Nachnutzung straff, aber auch mit großer Sorgfalt durchzuziehen, teilte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) am Donnerstag mit.

Im März hatte der Stadtrat beschlossen, den wirtschaftlich angeschlagenen kommunalen Schlachthof nicht mehr weiterzuführen. Kürzlich endete der Betrieb offiziell. "Wir werden in der Vollsitzung des Bamberger Stadtrats am 24. Juli einen umfangreichen Überblick über den Sachstand geben und den konkreten Zeitplan beschließen lassen", sagte Oberbürgermeister Starke.

Das 5,5 Hektar große Areal liegt vergleichsweise günstig in der Stadt. Schon vor dem offiziellen Beschluss für die Schließung des Betriebs gab es in der Kommune Diskussionen darüber, was aus dem Schlachthof werden könnte - die Ansiedlung von Forschungsaktivitäten war ebenso im Gespräch wie Wohnbebauung oder der Umzug städtischer Einrichtungen dorthin. Nach Angaben der Kommune soll deshalb auch ermittelt werden, ob die Stadt selbst oder ihre Tochterunternehmen Bedarf für das Areal haben.

Update vom 31.0.2024: Letztes Schwein am Schlachthof geschlachtet

Am Freitag, dem 31.05.2024 war es soweit: Im 120 Jahre alten Schlachthof in Bamberg wurde das letzte Schwein geschlachtet. Bereits Anfang Mai wurde laut BR das letzte Rind am historischen Schlachthof geschlachtet. Ende Juni schließt der Schlachthof dann endgültig.

Spätestens dann stellt sich auch die Frage, wie es weitergeht: Zum einen für die Beschäftigten, denen OB Andreas Starke laut Fränkischem Tag Unterstützung zugesagt habe und die teilweise bereits "bei der Stadt untergekommen seien". Zum anderen auch für Landwirte und Metzgereien, die auf den Schlachthof angewiesen waren und nun teils deutlich weiter fahren müssen.

Es bleibt aber vor allem auch die Frage, was mit dem Gelände des Schlachthofes wird: Es soll bereits einige Interessenten geben. Die Stadt will im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens die zukünftige Nutzung ausloten. Dann wird sich wahrscheinlich auch endgültig klären, wie es mit "Böhnlein´s Frischeladen" weitergehen wird: Das Geschäft befindet sich auf dem Gelände des Schlachthofes, ist aber nicht direkt an den Schlachthof angeschlossen. Der Geschäftsführer hatte sich im Frühjahr vehement gegen Gerüchte gewehrt: Diese "Entziehen sich jeglicher Grundlage".

Update vom 22. März 2024: Ministerium bedauert Aus für Bamberger Schlachthof

Das bayerische Landwirtschaftsministerium hat "mit großem Bedauern" auf das Aus für den Bamberger Schlachthof reagiert. "Auch dass alternative Konzepte für kleinere Lösungen nicht intensiver verfolgt wurden, wird sehr bedauert", teilte ein Sprecher mit. Betroffen von der Schließung sind knapp 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - und auch Landwirte der Region, die ihre Tiere nun bald nicht mehr mit kurzen Transportwegen dort anliefern können. Der Bauernverband (BBV) in Oberfranken fürchtet deshalb, dass vor allem kleinere und mittlere Höfe mit Viehhaltung aufgeben.

Am Mittwochabend (20. März 2024) hatte sich eine Stadtratsmehrheit dafür ausgesprochen, den wirtschaftlich angeschlagenen Schlachthof zum 30. Juni zu schließen. Ursprünglich war die Entscheidung über die Zukunft des Betriebs auch erst für Juni angesetzt. Das Landwirtschaftsministerium betonte nun erneut, dass dem Freistaat die Hände gebunden gewesen seien, was eine mögliche staatliche Hilfe für den Betrieb anbelangte: "Aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben ist die Förderung von Schlacht­höfen, bei denen die Kapitalbeteiligung der öffentlichen Hand mehr als 25 Prozent des Eigenkapitals des Unternehmens beträgt, ausgeschlossen." Der Schlachthof Bamberg befindet sich komplett in kommunaler Hand. Zugleich versicherte das Haus von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU), dass die "Sicherung und Stärkung der guten Schlachtstrukturen im Freistaat"ein zentrales Anliegen der Staatsregierung sei.

Die Grünen im Landtag warfen der Staatsregierung im allgemeinen und Kaniber persönlich vor, sich vor der eigenen Verantwortung zu drücken: "Das klingt direkt höhnisch, wenn sich das CSU-geführte Landwirtschaftsministerium damit rausredet, die EU sei schuld. Was für ein Unsinn", sagte Paul Knoblach, Fraktionssprecher für Tierschutz. Das Sterben der Schlachtstätten sei der Staatsregierung seit Jahren bekannt, und sie tue nichts dagegen. "Frau Kaniber hat es schlicht versäumt, rechtzeitig Trägerstrukturen auf den Weg zu bringen, die die Fortführung und Förderung eines Schlachtbetriebs EU-rechtlich bedenkenlos ermöglichen."

Landwirtschaftsministerin Kaniber weist Kritik der Grünen zurück

Kaniber wies die Kritik umgehend zurück. "Wir sind mit unserer Förderung der Schlachthofstrukturen an die Grenzen des bundes- und europarechtlich möglichen gegangen. Darum gibt es in Bayern noch die Strukturen, um die uns andere beneiden", sagte die Ministerin am Abend. "Im Übrigen ist die Haltung der Grünen schon sehr zynisch: Bundesweit wollen sie die Halbierung der Nutztierzahlen und gleichzeitig sollen aber alle Schlachthöfe erhalten werden", kritisierte Kaniber. 

Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) hatte unterstrichen, es seien alle Möglichkeiten und Optionen ausgelotet worden, um die seit 120 Jahren bestehende Einrichtung zu retten. Allerdingsfehle eine gesicherte Perspektive, auf die sich für die nächsten Jahre bauen lasse. "Das Ergebnis war eindeutig: Der Schlachthof trägt sich wirtschaftlich unter den gegebenen Umständen nicht mehr und würde die Stadt als alleinige Gesellschafterin auf nicht absehbare Zeit finanziell erheblich belasten."

Nach Angaben der Stadt fehlen pro Woche derzeit 350 Rinder für einen wirtschaftlichen Betrieb. Der Schlachthof mache daher wöchentlich ein Defizit von 40.000 Euro. Offen ist noch, wie es mit dem Areal weitergehen soll. Die Gebäude stehen teils unter Denkmalschutz.

Ursprungsmeldung vom 21. März 2024: 

Der wirtschaftlich angeschlagene Bamberger Schlachthof wird geschlossen. Eine Mehrheit im Stadtrat befürwortete am Mittwochabend (20. März 2024) diesen Schritt, wie ein Sprecher der Kommune sagte. Vor einigen Tagen hatte bereits der Aufsichtsrat die Einstellung des Geschäftsbetriebs empfohlen: Es bestehe keine tragfähige Perspektive zur Fortführung des Betriebs. Zum 30. Juni soll der Betrieb im Schlachthof enden. Ursprünglich war die Entscheidung über die Zukunft des Betriebs auch erst für Juni angesetzt.

"Das Ergebnis war eindeutig: Der Schlachthof trägt sich wirtschaftlich unter den gegebenen Umständen nicht mehr und würde die Stadt als alleinige Gesellschafterin auf nicht absehbare Zeit finanziell erheblich belasten", kommentierte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) die Entscheidung.

Der Bauernverband (BBV) in Oberfranken hatte bereits vor der Entscheidung Kritik geäußert. Die Tiere seien zu anderen Schlachthöfen deutlich länger unterwegs, das sei schlecht fürs Tierwohl, sagte Umweltreferent Dieter Heberlein. Für die Landwirte entstünden höhere Transportkosten, vor allem für kleinere und mittlere Höfe könnte dies das Aus bedeuten. Und längst seien es ja nicht nur Großunternehmen, die in Bamberg schlachten ließen, sondern auch kleinere Metzger und Direktvermarkter. Deren Produkte würden in der Region verkauft - auf Bauernmärkten zum Beispiel. 

Bamberger Schlachthof wird geschlossen - Aufsichtsrat will alternative Beschäftigungsmöglichkeiten prüfen 

Betroffen von der Schließung sind 165 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des städtischen Schlachthofs. Der Aufsichtsrat hatte betont, alternative Beschäftigungsmöglichkeiten prüfen und unterstützen zu wollen. 

Nach Angaben der Stadt fehlen pro Woche derzeit 350 Rinder für einen wirtschaftlichen Betrieb. Der Schlachthof mache daher wöchentlich ein Defizit von 40.000 Euro. Hinzu käme, dass sich die Konzentrationsbestrebungen in der Branche bundesweit verschärft hätten, teilte die Stadt am Mittwochabend mit. Geschäftsführer Julian Müller sagte demnach, es sei derzeit keine seriöse Einschätzung möglich, wie sich die Fleisch- und Schlachtbranche in Deutschland künftig ausrichte. 

Das bayerische Landwirtschaftsministerium hat "mit großem Bedauern" auf das Aus für Schlachthof reagiert. "Auch dass alternative Konzepte für kleinere Lösungen nicht intensiver verfolgt wurden, wird sehr bedauert", teilte ein Sprecher mit. Das Landwirtschaftsministerium betonte nun erneut, dass dem Freistaat die Hände gebunden gewesen seien, was eine mögliche staatliche Hilfe für den Betrieb anbelangte: "Aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben ist die Förderung von Schlacht­höfen, bei denen die Kapitalbeteiligung der öffentlichen Hand mehr als 25 Prozent des Eigenkapitals des Unternehmens beträgt, ausgeschlossen." Der Schlachthof Bamberg befindet sich komplett in kommunaler Hand. Zugleich versicherte das Haus von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU), dass die "Sicherung und Stärkung der guten Schlachtstrukturen im Freistaat" ein zentrales Anliegen der Staatsregierung sei.