Unser aktuelles Leserthema wird kontrovers diskutiert: Sollen manche Drogen legalisiert werden? Die Rauschgiftexperten der Staatsanwaltschaft in Bamberg warnen vor einer Verharmlosung von Suchtmitteln.
Unsere Leser wollen mehr über die Drogen-Situation in Franken wissen. Bei der Abstimmung zum ersten Leser-Thema kletterte die Frage, ob Cannabis legalisiert werden sollte, auf den ersten Platz. Das Thema war ein Schwerpunkt in der Samstagsausgabe unserer Zeitung - zahlreiche Reaktionen zeigen, dass die Drogen-Problematik auch Franken beschäftigt; nicht zuletzt Polizei und Staatsanwaltschaft.
Christopher Rosenbusch ist der Leiter des Drogendezernates bei der Staatsanwaltschaft in Bamberg und warnt davor, durch eine "zu einseitige" Diskussion über eine mögliche Freigabe von Cannabis das Problem zu verharmlosen: "Jede Droge ist gefährlich", sagt der promovierte Jurist. Gerade Cannabis sei alles andere als harmlos; nicht nur, aber auch, weil der Wirkstoff in der Droge weitaus gefährlicher sei als etwa Alkohol und heute in sehr viel stärkerer Konzentration als früher auf den Markt komme.
Dazu muss man wissen: Cannabis ist ein Sammelbegriff für Rauschmittel, die aus Hanf gewonnen werden. Dazu gehören Marihuana und Haschisch. Entscheidend für die Wirkung der Droge ist der Gehalt an Tetrahydrocannabinol, kurz THC: Dieser Stoff wirkt auf das Nervensystem, erzeugt den Rauscheffekt und kann psychisch abhängig machen.
"Im Gegensatz zu Alkohol wird THC in den Fettzellen eingelagert und langsam wieder an den Kreislauf abgegeben. Die Wirkungen dauern mithin viel länger an als beim Alkohol und können sich bei erneutem Konsum aufsummieren", sagt Rosenbusch. Dies habe erhebliche Auswirkungen zum Beispiel auf die dauerhafte Fahrtüchtigkeit von Cannabiskonsumenten.
Nach den Beobachtungen der Polizei und der Staatsanwaltschaft hat der Wirkstoffgehalt von Cannabisprodukten in den letzten Jahren stark zugenommen, sie sind somit noch gefährlicher geworden: War in den 1970er Jahren ein THC-Gehalt in Haschisch oder Marihuana von drei Prozent üblich, so sind laut Rosenbusch nunmehr in Fällen, die die Staatsanwaltschaft in Bamberg bearbeitet, Konzentrationen von bis zu 19 Prozent THC keine Seltenheit mehr.
Die Folgen sind zum Teil erheblich, wie unsere Zeitung am Samstag im Interview mit dem Leiter eines Drogen-Therapiezentrums dargestellt hatte: Cannabis-Konsum in jugendlichem Alter gilt als einer der Auslöser für schwere neurologische Erkrankungen in späteren Lebensphasen.
Intelligenzminderung von jugendlichen Konsumenten Zu den dauerhaften Folgen des Cannabiskonsums gehört laut Rosenbusch eine Intelligenzminderung von jugendlichen Konsumenten von vier IQ-Punkten, die wissenschaftlich belegt sei. Zahlreiche Verhandlungen an fränkischen Gerichten spiegeln die Folgen des Drogenkonsums wider, sagt der Staatsanwalt. Gesundheitliche Schäden, finanzieller Ruin und zerrüttete Familien seien nicht selten Folgen des Drogenkonsums, die einer Unterscheidung in "weiche" und "harte" Drogen Hohn sprächen.
Der Konsum von Cannabis bringt, wie Rosenbusch erklärt, das "amotivationale Syndrom" mit sich, Antriebslosigkeit: "Regelmäßig berichten Angeklagte über das Schulversagen infolge des Konsums von Haschisch oder Marihuana, die fehlende Berufsausbildung und das soziale und kriminelle Abgleiten."
Zur Diskussion über die Freigabe des Umgangs mit Cannabisprodukten gehört für den Staatsanwalt zudem die Frage nach der Signalwirkung, wenn der Staat - wie es unter anderem der Deutsche Hanfverband fordert - über Fachgeschäfte oder Apotheken als Dealer auftreten soll. "Wenn der Hanfverband die möglichen Steuereinnahmen als Vorteil für den Staat nennt, verschleiert diese Lobby-Vereinigung ... handfeste eigene Profitinteressen auf Kosten der Gesundheit gerade junger Menschen", sagt Rosenbusch.
Ins Reich der Mythen und Legenden verweist der Staatsanwalt die immer wieder zu hörenden Behauptungen, in vielen Ländern sei der legale Erwerb von Cannabis längst möglich, Deutschland hinke da hinterher. "Beispielsweise ist es keineswegs so, dass der Besitz von bis zu fünf Gramm Cannabisprodukten in den Niederlanden legal ist.
Eine Flut neuer Drogen Der Besitz solcher Mengen wird lediglich bei Erwachsenen nicht verfolgt. Jugendliche müssen auch bei einem Besitz von weniger Rauschgift mit einer Strafverfolgung rechnen."
"Gute Gründe" gibt es laut Rosenbusch dafür, "neue" ebenso wie "alte" Drogen mit einem Tabu zu belegen. Dabei allerdings tut sich die Justiz schwer, mit der Dynamik des Drogenmarktes Schritt zu halten. Der Staatsanwalt erklärt: "Allein im Jahr 2013 wurden 80 neue chemische Suchtmittel auf den Markt geworfen!"
Bevor der Gesetzgeber den Umgang mit diesen Stoffen verbieten könne, müssten sie durch chemisch-toxikologische Untersuchungen identifiziert und "gerichtsfest" gemacht werden. Das betreffe etwa Kräutermischungen und Badesalze ("Legal Highs"). "Tatsächlich fallen viele dieser Suchtstoffe bereits unter die Verbote des Betäubungsmittelgesetzes." Viele, sagt er, aber nicht alle; was sie aber um keinen Deut harmloser mache.
Zunächst eine Werbeeinblendung, die mir die Artikelseite rechts zeigt: Weltbild-Verlag - Hanf heilt von Wernard Bruining.
Aber zum Thema:
Jeder Mensch besitzt ein (innewohnendes) Endo-Cannabinoid-System. Dies steuert u.a. das Schmerz-Signal-System. Fehlen die körpereignen Cannabinoide, kann der Schmerz chronisch werden und bleibt, trotz beseitigter Ursache bestehen. Extern zugeführte Cannabinoide (THC) können die Situation entschärfen, den Schmerz beseitigen. Patienten profitieren davon. Leider zahlen die Krankenkassen die Medikation in der Regel nicht, weswegen Patienten Klage führen.
Die Senkung des IQ-Wertes kann, das hatte die Studie nur unzureichend berücksichtigt, auch andere, soziale, Ursachen haben (Rogeberg). 5 Punkte liegen zudem gerade an der Signifikants-Grenze.
Ob das "amotivale Syndrom" und andere psychische Symptome Wirkung oder Ursache bei Cannabis-Konsum sind, wird oft nicht beachtet.
Hier wird kolportiert, dass der Wirkstoffgehalt in Haschisch und Marihuana über die Jahrhzehnte stark zugenommen hätte. Eine Zunahme trifft vorwiegend auf Marihuana zu aber auch nicht in diesen Größenordnungen, da, aufgrund der Prohibition, vorwiegend Sorten mit hohem Gehalt in den Handel kommen. Haschisch hingegen war schon immer das Blütenharz und hatte so auch immer einen ursprünglich höheren Gehalt, nur ist es inzwischen vom Marihuana überholt worden.
Ein interessanter Aspekt wird völlig unterschlagen: Inwieweit reduziert die strafrechtliche Verfolgung (in Franken, speziell Hersbruck, liegt die geringe Menge bei weniger als 0,01g) den Cannabiskonsum? Kann das einmal im europ. Vergleich über die letzten 15 Jahre dargelegt werden? Zerstörte Zukunftspläne, finanzieller Ruin und zerrüttete Familien sind nicht selten Folgen der Verfolgung der Konsumenten und mitunter kann die Verfolgung mutmaßlicher Dealer tödlich enden, z.B. in Bayern.
Ich hätte mir vom Staatsanwalt eine Aussage gewünscht, warum sich Berufskollegen hinter die Resolution der Professoren stellen.
die Werbeeinblendungen auf die Nerven gehen - es gibt AdBlock Plus, ein Plugin für die meisten modernen Browser. Ist das Ende der Werbeeinblenungen, ist kostenlos, installieren und vergessen: https://adblockplus.org/ Etliche Webseiten sind dann zwar am Jammern, aber das macht nix, die brauch man normalerweise eh nicht...
Das Interessante an dieser Werbung war eben, dass sie einmal zum Thema passte. Am absurdesten finde ich, wenn wieder eine Meldung von einer Kiffer-Jagd online steht und dazu Werbung von einem nahen Weingut oder -lokal eingeblendet wird.
Ansonsten danke, Adblocker nutz ich für meinen 2.-Browser, ich nutze ansonsten einen, bei dem diese Funktion fest eingebaut ist. Er erlaubt das indivuelle Blockieren von Werbeeinblendungen Leider gab es seit einem Jahr keine Aktualisierungen mehr, d.h. für Windows nutzt er jetzt WebKit als Engine - ah die Version 27 gibt es als Beta-.deb-Paket.
Alkohol ist ein Zell- und Nervengift. Es schädigt bei Langzeit- und bei übermäßigem Konsum vor allem Leber und Zentralnervensystem und fördert die Krebsbildung. Am unmittelbaren Alkoholkonsum sterben in Deutschland jährlich 10.000 Menschen, an den Folgen weitere 64.000. Damit ist Alkohol nach Tabak die Substanz mit der zweithöchsten Todesrate. Selbst der sogenannte kalte Entzug kann bei einem Alkoholiker tödlich enden (Delirium tremens). Besonders fatal ist Alkoholkonsum in der Schwangerschaft, da der Fötus unmittelbar betroffen ist und es bei ihm zu Beeinträchtigungen der geistigen Entwicklung sowie körperliche Fehlbildungen kommen kann. Jährlich werden in Deutschland 10.000 alkoholgeschädigte Kinder geboren.
Alkohol kann physisch UND psychisch abhängig machen. Nach aktuellen Schätzungen gibt es zwischen 1,3 und 2,5 Millionen alkoholabhängige Menschen in Deutschland, davon 30 Prozent Frauen. Etwa 9,5 Millionen Menschen konsumieren Alkohol in riskanter (gesundheitsgefährdender) Weise,
Alkohol braucht den Vergleich zu anderen Substanzen nicht zu scheuen, denn er steht nach einer bisher nicht widersprochenen Studie in The Lancet aus dem Jahre 2010 (Prof. Nutt u.a.) unangefochten an der Spitze der riskantesten Drogen. Dies kristallisierte sich bereits mit den Studien von Roques (1997), Wayne Hall (1997) und Nutt (2007) heraus (da stand noch Heroin an der Spitze).
Mehrere Versuche, den Alkoholkonsum durch ein Totalverbot einzudämmen, schlugen fehl. Das bekannteste Beispiel ist die Alkohol-Prohibition in den USA der zwanziger Jahre. Anstelle den Konsum einzudämmen, förderte sie kriminelle Strukturen (Al Capone!) und riskantere Konsumformen: Wein verschwand, dafür wurde Hochprozentiger illegal gehandelt und konsumiert . Nach diesem Fehlschlag suchte sich der Mitarbeiter der Behörde, Harry Anslinger, ein neues Aufgabengebiet und begann seinen Feldzug gegen Marihuana.
Leser wollen mehr über die Drogen-Situation in Franken wissen. Bei der Abstimmung zum ersten Leser-Thema kletterte die Frage, ob Alkohol legalisiert werden sollte, auf den ersten Platz. Das Thema war ein Schwerpunkt in der Samstagsausgabe unserer Zeitung - zahlreiche Reaktionen zeigen, dass die Drogen-Problematik auch Franken beschäftigt; nicht zuletzt Polizei und Staatsanwaltschaft.
Hans Müller ist der Busfahrer in Bamberg und warnt davor, durch eine "zu einseitige" Diskussion über eine mögliche Freigabe von Alkohol das Problem zu verharmlosen: "Jede Droge ist gefährlich", sagt der promovierte Kraftfahrer. Gerade Alkohol sei alles andere als harmlos; nicht nur, aber auch, weil der Wirkstoff in der Droge weitaus gefährlicher sei als etwa Cannabis und heute in sehr viel stärkerer Konzentration als früher auf den Markt komme.
Dazu muss man wissen: Alkohol ist ein Sammelbegriff für Rauschmittel, die aus Ethanol gewonnen werden. Dazu gehören Bier und Schnaps. Entscheidend für die Wirkung der Droge ist der Gehalt an einwertigem Alkohol mit der Summenformel C2H6O, kurz ALK: Dieser Stoff wirkt auf das Nervensystem, erzeugt den Rauscheffekt und kann psychisch abhängig machen.
"Alkohol wird nicht in den Fettzellen eingelagert und schnell wieder an den Kreislauf abgegeben. Die Wirkungen treten mithin viel schneller ein an als beim THC und können sich bei erneutem Konsum (Konterbier) aufsummieren", sagt Müller. Dies habe erhebliche Auswirkungen zum Beispiel auf die Fahrtüchtigkeit von Alkoholkonsumenten am nächsten Morgen.
Nach den Beobachtungen der Polizei und der Staatsanwaltschaft hat der Wirkstoffgehalt von Ethanolprodukten in den letzten Jahren stark zugenommen, sie sind somit noch gefährlicher geworden: War in den 1970er Jahren ein Prozent-Gehalt in Bier oder Wein von acht Prozent üblich, so sind laut Müller nunmehr in Fällen, die die Busfahrer in Bamberg befördert, Konzentrationen von bis zu 40% Alkohol keine Seltenheit mehr.