In der Innenstadt trat am Donnerstag ein Panzerschrank seinen Weg auf die Straße an. Durch ein Fenster im zweiten Stock.
Was man nicht alles findet, wenn man renoviert. Dass kann, wie bei der Generalsanierung der Hypo Vereinsbank, auch mal ein ganzer Tresor sein. Versteckt hinter einer Gipskartonwand im Flur war er, berichtet der zuständige Architekt.
Dort hat er möglicherweise Jahrzehnte geschlummert. Niemand kannte mehr die Zahlenkombinationen, um ihn zu öffnet. "Das hat dann eine Spezialfirma besorgt. Zerstörungsfrei. Vier Stunden haben die gebraucht - und niemand durfte dabei zuschauen. Drinnen befand sich allerdings nichts", so der Architekt.
Kein Geldschank
Dass es sich um keinen Geldschrank handelte, sondern um einen Tresor, in dem bankinterne Dokumente lagerten, hatte schon eine Sprecherin der Hypo Vereinsbank in München berichtet.Gebraucht wird er nicht mehr.
Doch wie bekommt man so ein Teil, das geschätzt zwei Tonnen oder etwas mehr wiegt, aus dem Haus? Mit dem Aufzug transportieren scheidet aus. Die Treppe runtertragen erst recht. Es bleibt der Weg durchs Fenster.
Spezialisten aus Regensburg
Aus dem zweiten Stock auf die Straße. Dazu braucht man Spezialisten. Ein Drei-Mann-Team der Firma Regensburger Schwerlast hat seinen Lkw auf der während der Aktion für den Verkehr gesperrten Straße links des Bankgebäudes abgestellt. Und den Teleskopstapler, der mit Lasten bis zu 3,8 Tonnen fertig wird, im Position gebracht. Er ist nicht mit Kameras ausgerüstet. Die Männer werden später ganz auf ihre Funkgeräte angewiesen sein.
Aber zunächst ist der Mitarbeiter einer Fensterbaufirma gefragt.
Er muss das komplette Fenster entfernen (und nachher wieder einbauen). Das dauert seine Zeit, denn der in den Sandstein gedübelte Rahmen will einfach nicht weichen.
Die Tür darf Aufzug fahren
Die Schwerlast-Experten haben derweil die Tür des Tresors abmontiert. Wenigstens sie darf Aufzug fahren.
Erstmal nichts nach unten, sondern etwas nach oben schafft der Stapler: dünne Metallplatten und sieben Holzpaletten.
Mit Hebegerät und Holzklötzen wird der Tresor so in Position gebracht, dass man mit dem Hubwagen drunterfahren kann. Ihn auf den Dielenbrettern zu bewegen, wäre nicht ideal. Vor allem der Übergang vom Flur zum Zimmer, durch dessen Fenster der Panzerschrank verschwinden soll, ist extrem uneben.
Jeder Handgriff sitzt
Der Hubwagen bekommt einen Laufweg aus Metall. Alles ist genau ausgemessen und geplant.
Die Profis aus Regensburg haben nicht zu viel und nicht zu wenig Material dabei. Jeder Handgriff sitzt, das zeigt sich vor allem beim kniffligsten Abschnitt der Arbeiten: Palette um Palette wird dem Tresor untergeschoben. Der Turm wächst von unten auf Fensterbankhöhe.
Die Staplergabel holt sich die oberste Palette mit dem Tresor darauf. Es kann abwärts gehen.