Bamberg als Stadt der Superlative

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Seit drei Jahrzehnten in Bamberg Gästeführerin: Christine Freise-Wonka Foto: Franken Tourismus/TKS/Andreas Hub
Seit drei Jahrzehnten in Bamberg Gästeführerin: Christine Freise-Wonka  Foto: Franken Tourismus/TKS/Andreas Hub
Das jüngste Gericht mit der ältesten unanständigen Geste (rechts).
Das jüngste Gericht mit der ältesten unanständigen Geste (rechts).
 
Die Statue Heinrichs (rechts) zeigt, dass die Sohle des linken Schuhs des Kaisers erhöht ist, um sein Hinken auszugleichen. Fotos: Petra Mayer
Die Statue Heinrichs (rechts) zeigt, dass die Sohle des linken Schuhs des Kaisers erhöht ist, um sein Hinken auszugleichen.  Fotos: Petra Mayer
 
Foto: Petra Mayer
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Adam und Eva Foto: Petra Mayer
Adam und Eva Foto: Petra Mayer
 

In der Domstadt ist vieles einmalig. Das beweist "Die Bamberger Liste" voller Einzigartigkeiten nun schwarz auf weiß. Das Buch von Christine Freise-Wonka zeigt in 54 Kapiteln auf, wo das Welterbe im Wettbewerb mit anderen Städten die Na se vorn hat . Hier auch eine Leseprobe.

In welcher Stadt stößt man auf die älteste "unanständige Geste" der bildenden Kunst? Genau da, wo erstmals ein amtierender römisch-deutscher König gemeuchelt wurde - während seiner Mittagsruhe. Auch das früheste urkundlich belegte deutsche Fischerstechen ging hier über die Bühne.

Ja, genau, Bamberg ist die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, das dürfte dem Letzten mittlerweile klar geworden sein. So leben wir in einer Stadt der Superlative, was Leser nun dank der "Bamberger Liste", die Christine Freise-Wonka herausgab, schwarz auf weiß haben. So führt einem die Autorin auf über 130 Seiten mit 20 weiteren Gästeführern die "Einzigartigkeiten" der Domstadt vor Augen.




Beim Gästeführerkurs

Wie kam's zu dem Projekt, das Geschichte und Geschichten Bambergs unter einem gänzlich neuen Blickwinkel beleuchtet? Ein Gästeführerkurs brachte den Stein ins Rollen, wie Christine Freise-Wonka berichtet, die Touristen seit mittlerweile drei Jahrzehnten die Sehenswürdigkeiten des Welterbes nahe bringt.

So gibt die Kunsthistorikerin ihr praktisches und theoretisches Wissen mittlerweile an die nächste Generation weiter. Und bei einer dieser Lektionen entstand die Idee, sämtliche "Einzigartigkeiten" Bamberg in einer Veröffentlichung aufzulisten.


Aus diversen Ländern

56 Besonderheiten entsprangen den gemeinsamen Recherchen der mittlerweile zertifizierten Gästeführer, zu denen auch Wahlfranken aus Thailand, Argentinien, Polen, Griechenland und China gehören. 56 Kapitel entstanden, die Erstaunliches, Bewegendes und Skurriles aus der Historie der altehrwürdigen Stadt aufgreifen: War Ihnen beispielsweise bekannt, dass Kaiser Heinrich II. durchs Leben humpelte? Ja, einen Hinkefuß hatte der fromme Bistumsgründer - wie der Leibhaftige. Das galt es vor Heinrichs Heiligsprechung zu erklären.

So setzten kreative Köpfe Freise-Wonka zufolge ein Gerücht in die Welt, nach der der Erzengel selbst den Kaiser am Oberschenkel berührte, um die göttliche Berufung des nun lahmen Heinrichs zu unterstreichen. Kaum zu glauben? An der Adamspforte des Doms finden Zweifler den Beweis. So zeigt die um 1230 entstandene Statue des Bistumsgründers, dass die Sohle seines linken Schuhs durch eine Art Keil erhöht ist. "Heinrich wurde demnach mit dem ersten nachweislichen orthopädischen Schuh versorgt."


Die erste Krankenkasse

Im Gesundheitswesen des 18. Jahrhunderts nahm Bamberg gleich in mehrerlei Hinsicht eine Pionierstellung ein. So verweisen die Autoren auf das 1789 entstandene Allgemeine Krankenhaus, das "das modernste seiner Art und erste Akutkrankenhaus im heutigen Sinn" gewesen sei - im Vergleich zu anderen deutschen Städten. Darüber hinaus setzte sich Adalbert Friedrich Marcus als Chefarzt der Klinik beim Fürstbischof für ein "Dienstbotenkrankeninstitut" ein. Womit die "erste Krankenkasse" entstand, in die Versicherte wöchentlich 1 fränkischen Kreuzer einzahlten. Keinem anderen als Marcus verdankt ganz Bayern übrigens auch die "Jennersche (Pocken-)Schutzimpfung", die auf das Wirken des Mediziners hin 1807 Pflicht wurde.

Schon mal vom "Lorscher Arzneibuch" gehört? Auch über das älteste medizinische Buch des abendländischen Mittelalters Bamberg seit einem Jahrtausend. Auf der Internetseite der Staatsbibliothek ist das im 8. Jahrhundert entstandene Werk mittlerweile zu bewundern. Ein Meilenstein in der Medizingeschichte, wie es in der "Bamberger Liste" heißt. So hätte seither "die Behandlung Kranker nicht mehr als unstatthafter Eingriff des Menschen in den Heilsplan Gottes" gegolten.


Einziges Papstgrab nördlich der Alpen

Des "einzigen Papstgrabes nördlich der Alpen" kann sich unsere Stadt rühmen, wo auch die erste Krönung einer Königin der "deutschen" Geschichte stattfand und das "einzige Kaiserpaar weltweit lebte, das heiliggesprochen wurde".

Die ältesten lebensgroßen Nacktdarstellungen im deutschen Mittelalter prangen an der Adamspforte des Doms, die dementsprechend auch benannt ist. Obwohl man mit dem menschlichen Körper, wie Gott ihn schuf und Künstler der Antike ihn zeigten, im Mittelalter sündige Gedanken verband.


Ab in die Hölle!

Verlassen wir Adam und Eva, um uns dem Fürstenportal des Doms zuzuwenden. Hier erwartet Besucher das jüngste Gericht, dargestellt im Tympanon über dem Tor. Und die älteste "unanständige Geste" der bildenden Kunst. Zur Linken Christi schleppt der Teufel arme Sünder an einer Kette Richtung Hölle, darunter ein gekröntes Haupt (gleich neben Luzifer). Die Malefizgeste (V-förmig nach unten) macht der gestrauchelte Herrscher, um das drohende Unheil noch abzuwenden. Zu spät!

Übrigens engagiert sich jeder, der die "Bamberger Liste" erwirbt, zugleich für einen guten Zweck: So kommt das Autorenhonorar des Buchs der Renovierung der Michaelsberger Klosterkirche zugute.


Im Handel

Erhältlich ist die "Bamberger Liste - Einzigartigkeiten einer Stadt" von Christine Freise-Wonka (Hrsg.), erschienen bei Genniges Buch, im Handel unter ISBN-10: 3924983534 und ISBN-13: 978-3924983536.
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