86 Menschen sind im vergangenen Jahr in Bayern ertrunken. Das hängt auch damit zusammen, dass immer weniger Kinder und Jugendliche ausreichend gut schwimmen können.
Fast 60 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland können nicht sicher schwimmen. Dies hat die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) anhand einer repräsentativen Forsa-Umfrage gezeigt. Dabei kann Schwimmen Leben retten. 86 Menschen sind im vergangenen Jahr alleine in Bayern ertrunken. Damit ist der Freistaat trauriger Spitzenreiter im bundesweiten Vergleich. Zwar sind die absoluten Zahlen zurückgegangen (2016 waren es 91). Aber das ist wohl auf den durchwachsenen Sommer 2017 zurückzuführen.
Laut des Landesgeschäftsführers des DLRG Bayern, Volker Härdtl, ließe sich die Zahl der Unfälle verringern, wenn alle Kinder das Schwimmen lernten. Die Kultusministerkonferenz hat zwar die Messlatte für sicheres Schwimmen höhergelegt: "Erst wenn ein Kind die Leistungen zum Deutschen Jugendschwimmabzeichen in Bronze beherrscht, kann es sicher schwimmen", heißt es. Das ist aber nur eine Empfehlung, keine Vorschrift. Die Grünen im Landtag fordern, Schwimmen als eigenständigen Leistungsnachweis im Zeugnis aufzunehmen.
Dreischichtiges Problem
Die DLRG macht das Problem an drei Faktoren fest. Sie sieht zum einen die Eltern in der Pflicht, ihren Sprösslingen wieder das Schwimmen beizubringen. Und selbst wenn es noch Schulschwimmbecken gibt, trauen sich kaum Lehrer alleine mit den Kindern ins Wasser, erklärt Härdtl. Zu groß sind die Klassen, zu unterschiedlich die Fähigkeiten, zu groß das Haftungsrisiko.
Daneben erkennt er strukturelle Probleme. Seit 2016 schlossen 18 kommunale Schwimmbäder in Bayern. Somit wird es vielerorts schwerer, überhaupt Zugang zu einem Schwimmbecken zu bekommen.
Städte und Gemeinde sind mit den Kosten für Unterhalt und Sanierungen überfordert.
Private Spaßbäder stellen laut DLRG keinen Ersatz zum Schwimmenlernen dar. Deshalb fordern Härdtl und seine Kollegen ein staatliches Sonderinvestitionsprogramm, um den Erhalt kommunaler Schwimmbäder langfristig zu sichern. "Wer heute Schwimmbäder schließt, trägt später eine Mitschuld, wenn Kinder nicht mehr schwimmen lernen und ertrinken", meint er.