Zum 18. Mal öffnen am 26. und 27. September auch Künstler aus Bamberg und Umgebung ihre Ateliers, um sich bei der Arbeit über die Schulter blicken zu lassen. Einige begleiten die Veranstaltungsreihe seit den Anfängen. Wir sprachen mit Bernd Wagenhäuser und Christiane Toewe (dazu auch ein Video).
"ARTUR" wird erwachsen: Ja, zum 18. Mal finden in Oberfranken die "Tage des offenen Ateliers" statt, an denen Interessenten von Werkstatt zu Werkstatt ziehen, um einen Blick hinter die Kulissen der bildenden Kunst zu werfen. In Bamberg gehören Christiane Toewe und Bernd Wagenhäuser zu den kreativen Köpfen, die "ARTUR" seit den Anfängen begleiten. Und beide beschreiben es als spannend, auf diese Weise mit Besuchern Jahr für Jahr in Kontakt zu treten.
Filigrane Werke
Wenige Schritte vom Hain entfernt, Bambergs grüner Oase, liegt Christiane Toewes Atelier für Studioporzellan. Hier "malt" die Keramikerin, die filigrane Werke entstehen lässt, mit Licht. Objekte in verschiedensten Weiß-Nuancen sind in der Hainstraße 57 zu bewundern - feine Porzellankörper, die die Künstlerin bei 1340 Grad brennt und zum Leuchten bringt.
Über Rauminstallationen wie "Intermezzo" oder "take care" spricht Toewe den Betrachter zuweilen auch ganz direkt an, macht ihn "zum Teil des Ganzen", wie sich die Bambergerin ausdrückt. So schätzt sie die Interaktion, um die es letztendlich auch bei "Artur" geht. "Einige Besucher kommen seit Jahren, was mich besonders berührt. Sie haben mich auf diese Weise in meiner Entwicklung begleitet."
In Porzellan drückt sich Christiane Toewe aus und nimmt zu Themen Stellung, die ihr am Herzen liegen. An das tragische Schicksal all der Flüchtlinge, die auf dem Mittelmeer schon ihr Leben ließen, erinnerte sie in "mare nostrum": Fiktive Tagebuchblätter aus Porzellan, "schwimmend" auf dem Wasser, zeigte die Installation, die im Frühjahr in der Villa Dessauer zu sehen war. Fragmente persischer Schrift deuteten auf die Herkunft des Schreibers hin.
"Die letzten Seiten des Tagebuchs blieben leer ..."
Über all das und vieles mehr können Besucher aber mit Christiane Toewe bei "ARTUR" sprechen. An beiden Tagen wirft die Keramikerin auch ihren Gasofen an, um Interessenten ein "Gefühl für die Kraft des Feuers" zu vermitteln.
Die Funken fliegen
Wenn sich Bernd Wagenhäuser ans Werk macht, dann fliegen die Funken geradezu. In der Gertraudenstraße 10 fertigt der Wahlbamberger - mit dem Schweißgerät in der Hand - Plastiken an, die aus gigantischen Stahlplatten entstehen. Von Wagenhäuser stammen auch die Werke, die viele Konzerthallenbesucher im benachbarten Skulpturenpark bewundern: Arbeiten, die spröde erscheinen, streng, voller verhaltener Dynamik. Dabei ist das Rohmaterial, auf das der Bildhauer zurückgreift, oft so schwer, dass es sich nur mit dem Kran im Atelier in die richtige Position bringen lässt.
"Wie groß letztendlich doch der Aufwand ist, bis eine meiner Plastiken entsteht, das erstaunt viele Besucher", sagt der "Stahlwerker" mit leisem Schmunzeln.
Hemmschwellen abbauen
Als "ARTUR" zum ersten Mal über die Bühne ging, war Wagenhäuser noch Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler in Oberfranken. "Und seit damals schätze ich die Veranstaltungsreihe, weil sie hilft, Hemmschwellen gegenüber der ,hehren Kultur' abzubauen." Menschen, die sich bei anderen Ausstellungen eher rar machen, kämen zu den "Offenen Ateliertagen".
Seit fast vier Jahrzehnten arbeitet Wagenhäuser nun schon als Bildhauer.
So zeigt er neben aktuellen Werken bei "ARTUR" auch manche Reminiszenz an die Vergangenheit: "Wie einen weiblicher Torso aus Ton, in Beton gegossen, der 1978 entstand und mich an Studienzeiten zurückerinnert, in denen ich noch figürlich arbeitete."
Genug an dieser Stelle aber. Wer mehr über die Arbeiten des Bildhauers oder Werke anderer Künstler erfahren möchte, hat bei "ARTUR" Gelegenheit. 16 kreative Köpfe stehen dem interessierten Publikum in und um Bamberg Rede und Antwort.
Ausstellungsorte der teilnehmenden Künstler aus Bamberg und Umgebung