Die Volkswagen-Händler in Franken müssen derzeit ihre Kunden hinhalten: Der Wolfsburger-Konzern weiß noch nicht, wie er mit dem Skandal umgehen soll.
"Dieselgate" und "Mogelpackung" - die Wortschöpfungen zu den manipulierten Diesel-Motoren von VW sind zahlreich. Auch bei den heimischen Autohändlern kommt das Thema nun an, die Telefone stehen nicht still. Auf Nachfrage verweisen regionale Volkswagen-Häuser kurz und bündig auf den Wolfsburger Konzern.
"Uns liegen bisher noch keine Handlungsanweisungen vor", erklärt ein Mitarbeiter des VW-Zentrums in Bamberg. Das werde noch ein bis zwei Tage dauern. Über eine Rückrufaktion hat VW nicht entschieden. Konzern-Sprecher Enrico Baltz erklärte auf Anfrage dieser Zeitung lediglich: "Für unsere Kunden gilt ganz klar: Alle Fahrzeuge sind absolut sicher und fahrbereit. Es bestehen keine Einschränkungen."
Über weitere Details oder Pläne bezüglich Rückrufaktionen schweigt der Sprecher des Kfz-Herstellers. Aber was sollen Autofahrer nun tun, wenn sie unsicher sind, ob auch ihr Wagen von dem Abgas-Skandal betroffen ist?
Diesel-Motor EA 189 betroffen
Fakt ist: Aktuelle Neuwagen-Modelle sind von dem Thema anscheinend nicht tangiert, lässt sich ein Kfz-Mechatroniker aus Mittelfranken zitieren. Allerdings will er nicht namentlich genannt werden. Der fragliche Diesel-Motor, im VW-Jargon EA 189 genannt, sei bis 2014 hergestellt worden. Es handle sich um ein Aggregat mit Common-Rail-Technologie, der die Euro-Abgasnorm 5 erfüllt.
Neue Modelle werden in der EU nach dem Modifizierten Neuen Fahrzyklus (MNEFZ) getestet. Die Fahrzeuge stehen auf Rollen. Dies soll die Ergebnisse vergleichbar machen. Der Test dauert etwa 20 Minuten und simuliert Situationen wie Kaltstart oder Beschleunigung. Die Schummelei von VW fiel auf, weil in den USA Abgaswerte im Straßenbetrieb gemessen und mit den Herstellerangaben verglichen werden. VW hatte eine Software installiert, die zwischen Test-Betrieb und Straße unterscheiden konnte. Bei einem Passat-Diesel auf dem Prüfstand wurde der Harnstoff, der die Werte verbessert, automatisch zugegeben, im Straßenbetrieb aber nicht.
Viele Fragen bleiben offen. VW spricht von elf Millionen Fahrzeugen weltweit, bei denen die Software manipuliert worden sein soll. Der deutsche Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bestätigte, dass auch in Deutschland verkaufte Modelle des VW-Konzerns die manipulierte Software in sich haben. Wie viele davon auf den Straßen unterwegs sind, ist ungewiss. Deshalb sind die Autohäuser in Franken auch zurückhaltend. Es gebe derzeit nur wenige belastbare Informationen, deshalb wolle man sich nicht äußern, wird stets betont.
Sorgen, dass der eigene Diesel aufgrund des höheren Abgasausstoßes künftig mehr Steuern kosten wird, sind wohl unbegründet. Umweltverbände vermuten seit Jahren, dass es bei der Messung von Spritverbrauch und CO2-Werten eine "Prüfzyklus-Erkennung" gibt. Einen Beweis dafür zu führen, ist schwierig. Mit komplizierten Methoden müsste man den Programmcode der Bordelektronik entschlüsseln, um den Software-Schalter zu finden.