Seit Mittwoch gehen erste Parteien auf die Jagd nach Unterstützer-Stimmen. Von denen hängt für "Neue" wie Volt, Die Partei, ÖDP, Bambergs Mitte sowie den listenlosen Kandidaten Gregor Großkopf die Teilnahme an OB- und Stadtratswahl ab.
Drei Männer in violetten Pullovern verteilen eifrig Flyer zwischen Maxplatz und ZOB. "Wollen Sie, dass sich was verändert?", fragt Hans-Günter Brünker, der für die Partei Volt als Oberbürgermeister-Kandidat antritt, eine Passantin. Er spricht mit ihr über bezahlbaren Wohnraum, sichere Arbeitsplätze - und eine Unterschriftenliste, die seine Partei noch füllen muss.
Wer in den nächsten Tagen in der Fußgängerzone unterwegs ist, könnte mehrmals freundlich ins Rathaus am ZOB gebeten werden. Denn seit Dienstag, 17. Dezember, können Wahlvorschläge für die Kommunalwahl 2020 eingereicht werden. Sobald diese überprüft wurden, beginnt für mindestens vier neue Listen und vier Bewerber ums Oberbürgermeisteramt das Rennen um Unterstützer-Unterschriften. Die Partei, Volt, die ÖDP und Bambergs Mitte müssten jeweils 340 solche Unterstützer gewinnen, damit ihre Liste an der Wahl teilnehmen kann. Das gilt auch für den OB-Kandidaten Gregor Großkopf, der als "Wunderburger" und ohne Liste antreten möchte.
Bambergs Mitte nominiert noch
"Unser Wahlvorschlag war der Erste, der eingereicht wurde, und am Mittwoch um Punkt 8 haben zwei Wähler die ersten Unterstützungsunterschriften von allen für die Partei abgegeben", sagt Fabian Dörner, der OB-Kandidat der "Partei". Volt und ÖDP haben ihren Wahlvorschlag ebenfalls gleich am Mittwoch eingereicht und inzwischen erste Unterschriften von Unterstützern gesammelt. Und auch Einzelkämpfer Großkopf will keine Zeit verschenken.
"Wir werden in den kommenden Wochen intensiver werben", kündigt ÖDP-Kreisvorsitzender Raphael Grimm an. Freilich sei jeder Ehrenamtliche durch Familie und Beruf zeitlich eingeschränkt, aber "wir wissen, dass eine Anhängerschaft da ist". Das jüngste Ergebnis der Europawahl (3 Prozent im Stadtgebiet) stimme ihn optimistisch, dass die Hürde von 340 Stimmen genommen werden kann. Der Wahlkampfslogan "Bienenretter ins Rathaus" beziehe sich auf das von der ÖDP angestoßene Volksbegehren.
Während die anderen bereits Straßenwahlkampf betreiben, unternimmt Bambergs Mitte erst noch eine gemeinsame Weihnachtsmarkt-Fahrt nach Leipzig. Erst am heutigen Montag findet abends die Aufstellungsversammlung statt, aus der nicht nur 44 Stadtratskandidaten, sondern auch der zwölfte OB-Kandidat hervorgehen soll. Ab Jahresbeginn werde seine Gruppierung konzentriert um Unterstützer werben, sagt Jürgen Weichlein. "Ich glaube, dass wir die Unterschriften als Erste zusammenbekommen", zeigt sich der Vertreter von Bambergs Mitte zuversichtlich. "Wenn wir das nicht schaffen, wäre es schon eine herbe Enttäuschung."
In welcher Stadt wie viele Unterstützer gebraucht werden, legt das Gemeinde- und Landkreiswahlgesetz in Artikel 27 fest. Da Bamberg eine Einwohnerzahl zwischen 50 000 und 100 000 hat, sind 340 Unterschriften nötig, in München mit seinen 1,5 Millionen Einwohnern wären es 1000.
An eine "harte Zeit" erinnert sich Daniela Reinfelder, die vor sechs Jahren für ihre BuB erfolgreich Unterschriften sammelte: "Es ist ein großer Unterschied, ob jemand schnell auf der Straße unterschreibt, oder ob er dafür mit Personalausweis zu den Öffnungszeiten ins Rathaus muss." Auch für Norbert Tscherner war es "eine Knochenarbeit", bis sein Bamberger Bürger-Block für die Stadtratswahl 1990 antreten konnte. Weil am Ende acht Stimmen für ein Mandat fehlten, musste er bei der nächsten Wahl erneut um Unterschriften werben: "Es war eiskalt, hat geschneit - und am Anfang sind jeden Tag nur vier Stimmen reingekommen." Engelsfiguren hat Tscherner damals an Unterstützer verschenkt und sie mit Engelszungen zu einer Unterschrift im Rathaus bewegt.