Christine Rausch hatte nach 17 Jahren ihren Abschied als Kommandantin angekündigt. Bei der Wahl ihres Nachfolgers gab es einige faustdicke Überraschungen.
Mit einem Knaller endete die Jahresversammlung der Freiwilligen Feuerwehr: Während aller Orten zum Teil Hände ringend Kommandanten und Vereinsvorsitzende gesucht werden, bewarben sich in Winkels für beide Positionen jeweils zwei Kandidaten. Bereits im Vorfeld hatte Kommandantin Christine Rausch angekündigt, dass sie nach 17 Jahren als erste Kommandantin für diesen Posten nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Christian Kiesel, seit 20 Jahren in der Wehr und seit 2012 stellvertretender Kommandant, stellte sich zur Wahl. Mit Niklas Rausch, dem Sohn der Kommandantin und Enkel von Ehrenkommandant Emil Müller, hatte sich aber noch ganz unerwartet ein Konkurrent gefunden.
Niklas Rausch war kurz zuvor erst für seine zehnjährige Mitgliedschaft geehrt worden. Er erhielt mehr als zwei drittel aller abgegebenen Stimmen und wurde somit neuer Kommandant. Zur Wahl des zweiten Kommandanten ließ sich nur der bisherige Jugendwart Andreas Müller aufstellen, der dann erwartungsgemäß einstimmig von den Aktiven gewählt wurde.
Nach der Überraschung bei der Wahl der Kommandanten hatten die anwesenden Mitglieder noch über einen neuen Vereinsvorsitzenden zu entscheiden. Siegfried Kiesel, der dieses Amt bereits seit Jahren innehat, wurde vorgeschlagen und auch Wilhelm Friedhof. Letzterer ist aus Nordrhein-Westfalen nach Winkels gezogen und dort als selbstständiger Brandschutzgutachter tätig.
Rückzieher vom Vorsitzenden
Nachdem auch hier zwei Kandidaten zur Wahl standen, wurde eine kurze Pause eingelegt. Der Vorsitzende Siegfried Kiesel - Vater des zuvor bei der Kommandantenwahl unterlegenen Christian Kiesel - sagte, er brauche "reichlich Überlegung, ob ich noch etwas mache." Schließlich trat er von seiner Kandidatur zurück. Mit 40 Ja- und 14 Nein-Stimmen wurde Wilhelm Friedhof zum neuen Vorsitzenden des Winkelser Feuerwehrvereins gewählt. Nachdem einige der vorgeschlagenen Mitglieder den Posten des zweiten Vorsitzenden ausschlugen, ließ sich Christian Tews auf dieses Amtwählen. Neu in der Vorstandschaft ist auch Schriftführerin Carolin Zwirlein, lediglich Kassenwartin Gabi Hillenbrand ist aus der alten Riege. Beide wurden per Akklamation ernannt.
Letzte Handlung der alten Vorstandschaft waren Neuaufnahmen und Ehrungen. Mit Lara Moraw, Stephan Ellert, Maxim Rudi, Jenny Miller, Kai Frescher, Erika Karle und Nils Rausch wurden sieben Jugendliche in die Wehr aufgenommen. Die Jugendgruppe besteht damit nun aus 15 Mitgliedern. Im aktiven Feuerwehrdienst befinden sich 33 Mitglieder, darunter 23 Männer und zehn Frauen.
An Ehrungen standen an: Christian Tews, Niklas Rausch (10 Jahre) und Christian Kiesel (20 Jahre). Für 50-jährige Mitgliedschaft wurde Willi Fuchsstadt geehrt. Er war während seiner fünf Jahrzehnte bei der Feuerwehr Winkels auf vielen Stationen eingesetzt, so unter anderem 16 Jahre lang als Kassier, fünf Jahre als stellvertretender Kommandant und für einige Monate sogar kommissarisch als Kommandant. Für 60-jährige Mitgliedschaft wurde Erich Hauck ausgezeichnet. Er trat 1957 der Winkelser Wehr bei und blieb ihr auch nach seinem Umzug nach Nüdlingen treu. So ist er heute noch einer der eifrigsten Besucher des Feuerwehrstammtisches.
Von ihrer Feuerwehr verabschiedet wurde Christine Rausch. 17 Jahre lang war sie deren Kommandantin, dazu parallel von 2001 bis 2013 als Vereinsvorsitzende und seit 2013 als stellvertretende Vorsitzende engagiert. In den 17 Jahren wurden zwei Fahrzeuge neu beschafft, das 125-jährige Bestehen der Wehr mit großem Fest gefeiert und 2007 ebenso das 25-jährige Bestehen der Damenfeuerwehr.
Bedeutsamer Wandel
Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) betonte, dass jede Neuwahl mit neuen Gesichtern wichtig für die gesamte Stadt sei, auch wenn man das mit einem lachenden und einem weinendem Auge sehen müsse. Es zeige, dass es Menschen gibt, die mit Herzblut für ihre Feuerwehr gearbeitet haben, zum anderen aber sei es auch gut, weil es zudem zeige, dass es mehrere gibt, die sich hier engagieren. Der OB brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, "dass beide Seiten zum Wohl der Feuerwehr Winkels aufeinander zugehen und miteinander arbeiten". Erfreut zeigte er sich über den Besuch der Versammlung, habe dies doch gezeigt, dass 90 Prozent der Aktiven und immerhin über 50 Prozent aller Feuerwehrvereinsmitglieder anwesend waren und das nun scheidende Kommando "hinterlasse ein wohl bestelltes Haus". Stadtbrandinspektor Harald Albert bescheinigte der Feuerwehr Winkels in den letzten Jahren einen bedeutsamen Wandel. "Ihr seid sehr schlagkräftig geworden und braucht Euch nicht zu verstecken". Zudem plädierte er, wie auch der Oberbürgermeister, dass alle Stadtteilwehren erhalten bleiben müssen.