Und zum Schluss Ole Lehmann

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Ole Lehmanns Bekenntnis zur Homosexualität zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Klaus Werner
Ole  Lehmanns Bekenntnis zur Homosexualität zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Klaus Werner
Ole Lehmann in Bad Kissingen. Klaus Werner
Ole Lehmann in Bad Kissingen. Klaus Werner
 
Ole Lehmann in Bad Kissingen. Klaus Werner
Ole Lehmann in Bad Kissingen. Klaus Werner
 
Ole Lehmann in Bad Kissingen. Klaus Werner
Ole Lehmann in Bad Kissingen. Klaus Werner
 

Ole Lehmann vermisst die "Grundfröhlichkeit des Menschen". Für einen Abend hat er sie bei seinen Zuschauern im Rossini-Saal wieder hergestellt.

Leichte Kost präsentierte der Comedian Ole Lehmann zum Abschluss des Kissinger Kabarettherbstes. Es waren skurill-übertriebene Episoden aus dem wirklichen Leben, die der ausgewiesene Musical-Darsteller mit seiner "Homo-Koketterie" und musikalischen Einlagen zu einem vergnüglichen Abend verband.

Ole Lehmann ist ein Tausendsassa unter den Unterhaltungskünstlern. In seinem fast 30-jährigen Bühnen-Dasein hat er sich vom Spaßmacher, über Musicaldarsteller und Moderator hin zum Comedian entwickelt, aber er blieb dabei eher das unbekannte TV-Gesicht in der Szene rund um Thomas Hermanns: Gesehen - ja, Erinnerungsfaktor - gering. Von daher war die Wahl des Max-Littmann-Saals als Veranstaltungsort sehr ambitioniert und der Wechsel in den intimeren Rossini-Saal angesichts der 150 Gäste konsequent.

Nach einigen Irritationen bei der Neuvergabe der im Vorverkauf erstandenen Sitzplätze ging es mit Nebelschwaden und farbigem Lichterspiel und dem unvermeidlichen "Running-Gag" los, dass in Bad Kissingen abends der Bär tanzt und man sich durch Menschenmengen den Weg zu den Arkaden bahnen musste - gefolgt vom obligatorischen Gelächter des Publikums.

Und damit war Ole Lehmann mittendrin in der Thematik des Abends: Die Grundfröhlichkeit des Menschen - die er so sehr vermisst, dass er mit seinem Programm "homofröhlich" in aufrüttelnder Art und Weise über die deutschen Bühnen zieht und sich selbst als "Natur bekifft fröhlich" bezeichnet. Der in Hamburg geborene und mittlerweile in Berlin lebende Künstler arbeitete sich mit der Unterstützung von Episoden durch dieses Thema, wobei Alltagserlebnisse vom Prenzlauer Berg ebenso herhalten mussten wie depressive Weihnachtslieder und die Simplifizierung von Fantasy-Filmen.

Zum Vergnügen der Gäste parodierte Lehmann die TV-Serie "Walking Death" mit dem Handy-Wahn der Kinder oder schmetterte "Oh du Fröhliche" mit Grabesstimme und Leichen bitterer Miene in den Saal, oder reduzierte das Film-Epos "Herr der Ringe" auf die Aussage: "Es geht um Ware, die man zurückgibt."

Die unmittelbare Ansprache des Zwerchfells erfolgte auch mit einer bildhaft vorgetragenen Thai-Massage, bei der sich zehn Finger bis zum Schmerzpunkt in die Waden verkrampfen und mit einem lächelnden "Tut weh?" die Folter dann abgebrochen wird. Oder mit Lustigem von der Käsetheke im Bio-Supermarkt, wenn Lehmann die Verkäuferin als so dünn beschreibt, dass man das Schild hinter ihr glatt für ein Tattoo halten kann.

Lehmanns Bekenntnis zur Homosexualität war ein roter Faden durch den Abend. Damit kokettierte er in tuntiger Sprache und Gestik oder verband gesellschaftliche Schelte ("Wir leben in 2017, was soll das?") mit ironischer Überzeichnung. Dabei folgte er seinem Selbstverständnis als Standup-Comedian mit dem "Kulturauftrag, andere zu verarschen". Mal war es die Tröpfchen-Infektion als Übertragungsweg für Homosexualität, mal war es die Anekdote von einem angeblichen Po-Kneifer durch den Berliner Ex-OB Wowereit, die er mit der Hashtag-#metoo-Kampagne in Verbindung brachte, mal war es die "warme Woche" im roten Rathaus von Berlin.

Unterhaltsame Alltagssituationen, amüsante Karikaturen von Mitmenschen und musikalische Interpretationen von Elton John oder Coldplay ergaben eine gelungene Mischung zum ansteckenden Thema "homofröhlich", die mit viel Gelächter und Applaus quittiert wurden.