Frank Czarnietzki entdeckt seinen grünen Daumen

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Frank Czarnietzki an seiner neuen Arbeitsstelle, wo er gerade an Loch 12 eine Bodenprobe entnimmt. Foto: Toni Then
Frank Czarnietzki an seiner neuen Arbeitsstelle, wo er gerade an Loch 12 eine Bodenprobe entnimmt. Foto: Toni Then

Der 41-Jährige ist der neue Greenkeeper beim Golfclub Maria Bildhausen. Und ist als gelernter Bankkaufmann ein echter Quereinsteiger.

Das absolute Aushängeschild, quasi die Visitenkarte eines Golfclubs ist die Platzanlage, speziell die Fairways und die Grüns (Greens). Mitglieder und Gastspieler (Greenfee-Spieler) stellen hohe Anforderungen an die Qualität des Platzes, wollen sie doch auf gepflegtem Untergrund möglichst erfolgreich driven, pitchen, chippen und putten. Verantwortlich für diese Qualität ist primär das Platzpflegeteam mit dem Head-Greenkeeper an der Spitze. Seit 1. März 2016 ist dies beim GC Maria Bildhausen Frank Czarnietzki, da dessen Vorgänger Reinhard Michalk das Rentenalter erreicht hat.

"Das ist mein Traumberuf auf einer wunderschönen Anlage", schwärmt der 41-Jährige, der seit 2003 mit seiner Familie im acht Kilometer entfernten Weichtungen wohnt, von seinem Job. Bis 1998 war Czarnietzki als Bankkaufmann tätig. Bei einem Schnupperkurs in Maria Bildhausen hat es sofort gefunkt.
"Das Spiel mit dem kleinen Golfball hat gleich mächtig Spaß gemacht", erinnert er sich an die Anfänge. Da gehörte er noch zu den erfolgreichen Basketballern der SG Oerlenbach/Ebenhausen. Golf ließ den gebürtigen Dresdner aber nicht mehr los. Er sattelte um und bekam die freie Stelle des Clubsekretärs in Maria Bildhausen, wo er zwischen 2001 und 2006 tätig war. Sport und Arbeit bildeten eine Synthese. Als Reinhard Michalk 2004 Greenkeeper beim Golfclub wurde, kam der nächste Knackpunkt im beruflichen Leben. "Da hat mich der Virus gepackt. Ich wollte aus dem Büro hinaus auf die grünen Flächen", sagt Czarnietzki. Gefördert hat dies vor allem Reinhard Michalk, da er den Sekretär immer wieder mitnahm und kleinere Arbeiten verrichten ließ. Czarnietzkis neues Ziel hieß: Büro ade und selbst Greenkeeper werden.

Als golferfahrener Quereinsteiger absolvierte er eine zweijährige Ausbildung zum Fachagrarwirt Golfplatzpflege, arbeitete anschließend zwei Jahre als Assistent auf einem Golfplatz in Paris, ehe er nach weiteren drei Jahren an der Staatlichen Technikerschule in Freising die Prüfung zum Fachagrarwirt "Head-Greenkeeper" erfolgreich ablegte. Dazu waren erhebliche Anstrengungen nötig. Unterstützt hat ihn in all den Jahren sein "Mentor" Reinhard Michalk.

Czarnietzki ließ die Kontakte zum GC Maria Bildhausen nie abreißen, spielte sogar Turniere mit. "Ich bin hier stets verwurzelt, bedingt auch durch meinen Wohnort Weichtungen", sagt er. Bis Ende 2015 war Czarnietzki Head-Greenkeeper in Geiselwind und gleichzeitig als Berater für den GC Ansbach und den GC Rothenburg o.d. Tauber tätig. Als Head-Greenkeeper in Maria Bildhausen ist er Chef von sechs Mitarbeitern. "Die Platzpflegemannschaft ist sehr wichtig und zieht hier voll mit", betont er. Nach der etwas ruhigeren Zeit im Winter ist das Platzpflegeteam jetzt wieder voll in Aktion. Da wird nicht nur Rasen gemäht. Die Pflege der Greens, der Fairways, der Bunker, Düngen, Mähen, das Umstechen der Löcher, Ausbesserungen, Vorbereitungen für Turniere, Pflege der Gehölze, aber auch das Motivieren der Mitarbeiter und das Kommunizieren mit den Spielern gehören zur Palette der Arbeiten.

"Der Arbeitsrhythmus geht mit der Natur wie der Jahreslauf", sagt Czarnietzki, der oft früh aus den Federn muss. Während der Woche beginnt der Arbeitstag bereits um fünf Uhr. "Es ist ein besonderes Erlebnis, den Sonnenaufgang, die morgendliche Ruhe und das Erwachen der Natur zu genießen." Hinzu komme der Weitblick in drei Himmelsrichtungen auf dem Bildhäuser Golfplatz, dessen Weitläufigkeit er als "einmalig in Deutschland" bezeichnet. Die Grobarbeiten sollen erledigt sein, bis die ersten Golfer kommen, damit diese möglichst wenig gestört werden. "Wer früh anfängt, kann in der Regel am frühen Nachmittag Feierabend machen", sagt Czarnietzki augenzwinkernd. Die permanente intensive Pflege und vor allem die Erneuerung der 18 Löcher mit teilweiser Neugestaltung haben den Golfplatz in Maria Bildhausen zusätzlich attraktiv gemacht. "Ich möchte durch die Platzqualität dazu beitragen, dass sich Leute für diesen Sport interessieren und möglichst viele Greenfee-Spieler kommen", sagt der Platzpflegechef. Etwa ein Drittel seiner Arbeitszeit verbringt er dennoch auf dem Bürostuhl. Von der am Golfplatz gelegenen Wetterstation, die mitgepflegt wird, kann er direkt auf Wetterdaten zugreifen.

"Ohne Greenkeeper geht auf dem Golfplatz gar nichts", sagt Czarnietzki, der vom Vorstand bis zum Gastspieler ein enges, freundschaftliches Verhältnis pflegt. Basketball spielt er nach rund 20 Jahren nicht mehr, dafür Baseball in der Landesliga-Mannschaft der Schweinfurt Giants. Der kleine weiße Golfball mit den vielen kleinen Dellen steht aber deutlich ganz vorne. "Dieser Sport und das gesamte Umfeld sind einfach faszinierend."