Der FC Carl Zeiss Jena schlägt sich tapfer gegen die übermächtigen Bayern. Wie die Auraerin Annika Graser dieses ungleiche Bundesliga-Duell erlebte.
"La Bestia Negra." Wenn spanische Fußballfans über den FC Bayern München sprechen, benutzen sie seit Jahrzehnten unweigerlich diesen furchteinflößenden Dreiklang. "La Bestia Negra" heißt wörtlich übersetzt "die schwarze Bestie", bedeutet aber eigentlich nichts anderes als "Angstgegner". Als die Fußballerinnen des FC Carl Zeiss Jena dieser Tage zum FC Bayern Campus reisten, um "La Bestia Negra" herauszufordern, da staunten sie nicht schlecht, dass "die schwarze Bestie" zum ersten Mal überhaupt in der Frauenfußball-Bundesliga in schwarzen Trikots an den Start ging. Das tiefschwarze Ornat mit den filigranen goldenen Verzierungen und dem winzigen, güldenen Münchner Kindl im Nacken wirkte nicht nur reichlich ungewohnt, sondern in der Tat ein wenig furchteinflößend.
Doch die Jenaerinnen rund um die in Bad Kissingen geborene und in Aura an der Saale aufgewachsene Mittelfeldantreiberin Annika Graser (22) sind reichlich Kummer in dieser Saison gewohnt und zeigten eine Woche nach der herben 6:0-Klatsche bei Eintracht Frankfurt eine deutliche Leistungssteigerung: Bei der "schwarzen Bestie" FC Bayern München unterlag das Team von Trainerin Anne Pochert "nur" mit 3:0 (1:0). Alle drei Tore waren in ihrer kuriosen Entstehung ziemlich vermeidbar, ein Eigentor steuerten die Jenaerinnen überdies zum amtlichen Endergebnis bei.
Deutlich stabiler
Die vom Direktabstieg nach Wiederaufstieg bedrohten Thüringerinnen konzentrierten sich vor den offiziell 535 Zuschauern auf die Defensive, versuchten aber auch durch (wenige) Gegenstöße eigene Akzente zu setzen. "Wir haben eine Woche lang Fünferkette trainiert", verriet Annika Graser nach der Partie. "Wir waren deutlich stabiler als noch in Frankfurt und hatten uns vorgenommen, so lange wie möglich die Null zu halten." Die erhoffte "Null" hielt zwar nur zehn Minuten lang, denn Bayern-Goalgetterin Lea Schüller war wie so oft in dieser Saison den berühmten Schritt schneller als ihre Verfolgerin, dennoch überzeugten die Jenaerinnen vom Fleck weg durch hohe Laufbereitschaft und kompromisslose Zweikampfführung.
"Man merkt, wir rücken zusammen als Team. Wir wachsen auch an solchen Niederlagen", bilanzierte Jenas Torhüterin Inga Schuldt hernach. "Erst 6:0, dann 3:0. Wir haben nur noch halb so viele Tore zugelassen", schmunzelte die Keeperin, die tatsächlich gar nicht so unzufrieden mit der Leistung ihrer Vorderleute schien. Denn: Die Münchnerinnen fanden vor allem im ersten Durchgang nur ganz selten größere Lücken in der tief stehenden Jenaer Hintermannschaft. Dass Nationalstürmerin Lea Schüller eine flache Hereingabe von Carolin Simon zum Führungstreffer ummünzen konnte, schien in dieser Szene angesichts der starken Durchsetzungskraft und Spritzigkeit von Schüller fast schon zwangsläufig. Es war bereits das siebte Liga-Tor für Schüller in dieser Saison. Die sporadischen Entlastungsangriffe der Thüringerinnen liefen fast alle über Annika Graser, die einmal sogar aus 18 Metern zum Torabschluss kam, den Ball jedoch per Diagonalschuss ein paar Meter am Bayern-Kasten vorbei setzte.