Der Prozess gegen den früheren Bad Kissinger Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach könnte nun doch schneller zu Ende gehen als gedacht.
Alles spricht dafür, dass der Strafprozess gegen den ehemaligen Bad Kissinger Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach am zehnten Verhandlungstag auf die Zielgerade eingebogen ist: Drei Stunden lang wurde verhandelt, zwei davon in wechselnder Besetzung hinter verschlossenen Türen. Ein "Deal" zwischen den Prozessbeteiligten scheint in greifbarer Nähe, das heißt: "Rabatt" bei der Strafe, wenn der Angeklagte mit einem glaubwürdigen Geständnis zur Verkürzung
des Verfahrens beiträgt.
Fast ein Jahr Untersuchungshaft Laudenbach (56), seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft, wird von der Staatsanwaltschaft Vorteilsannahme vorgeworfen und Steuerhinterziehung. Für die Vermittlung von zwei schwer verkäuflichen Immobilien des Bezirksverbandes der Arbeiterwohlfahrt ( AWO ) an russische Investoren, den "Fürstenhof" und das "Schweizer Haus" in der Bad Kissinger
Bismarckstraße, soll er 435 000 Euro als Provision kassiert und bei seiner Einkommensteuer gemogelt haben. Die Provision der AWO an Laudenbach soll einen "umständlich- ungewöhnlichen" Weg genommen haben über Konten in dem Karibikstaat Belize, dem ehemaligen Britisch- Honduras, über Zypern und Österreich nach Bad Kissingen.
Vorwürfe teilweise fallengelassen Der Prozess begann vor zwei Monaten und war ursprünglich auf nur vier Tage angesetzt. Die Steuerhinterziehung wurde eingeräumt, dagegen bezweifelten Laudenbachs Anwälte Michael Schulze (Schweinfurt) und Norman Jacob (Würzburg) bei Prozessbeginn, dass der Vorwurf der Vorteilsannahme zu halten sei.
Ursprünglich war die Staatsanwaltschaft sogar von Bestechlichkeit und Geldwäsche ausgegangen, hatte den Vorwurf aber später fallen lassen.
Das Interesse der Öffentlichkeit an dem Prozess ist inzwischen so groß wie am Zirkus bei hochsommerlichen Temperaturen mit Unwetterwarnung. Wenn gestern nicht Anwärter des Finanzamts die Zuhörerbänke belegt hätten, wären die Prozessbeteiligten fast unter sich gewesen.
Die Verteidigung hat offensichtlich bei der Staatsanwaltschaft Vorgespräche zu einem den Prozess abkürzenden "Deal" geführt, darüber eineinhalb Stunden lang mit dem Mandanten diskutiert, und danach folgte ein Gespräch zwischen Verteidigern, Staatsanwaltschaft und Gericht. Zahlen, wie viele Jahre mindestens oder höchstens, für den Fall, dass der Angeklagte mit einem glaubwürdigen Geständnis zur Beschleunigung des Prozesses beiträgt, sind noch
nicht genannt worden.
Ein Gespräch mit den Brüdern Der zehnte Prozesstag vor der Sechsten Großen Strafkammer des Landgerichts Würzburg hatte mit einer deutlichen Feststellung des Vorsitzenden Richters Hans Brückner begonnen: "Umstände zu Gunsten von Laudenbach" seien während der Beweisaufnahme bisher nicht zu erkennen gewesen, "darüber soll der Angeklagte mal nachdenken". Nach Ansicht der
Verteidigung komme, so Brückner später, eine "Verständigung" in Betracht. Auf Bitten der Anwälte hat die Strafkammer im Anschluss an die Sitzung ein Gespräch von Laudenbach mit seinen beiden im Sitzungssaal anwesenden Brüdern genehmigt. Mit der Justizvollzugsanstalt Schweinfurt, Laudenbachs derzeitige Adresse, wollen die Anwälte vorab noch besprechen, ob ihr Mandant nach einer Verurteilung seine Strafe dort verbüßen kann.
Die Verhandlung wird am 1. August am Morgen fortgesetzt.