Gedenken an die verschleppten Betreuten

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Für jeden der acht verschleppten und getöteten Betreuten wurde im Gedenkgottesdienst eine Kerze entzündet. Foto: Anthon Then
Für jeden der acht verschleppten und getöteten Betreuten wurde im Gedenkgottesdienst eine Kerze entzündet. Foto: Anthon Then
Gemeindereferent Peter Schott (links) assistierte dem Hausgeistlichen Pater Gottfried Scheer im Gedenkgottesdienst. Foto: Anton Then
Gemeindereferent Peter Schott (links) assistierte dem Hausgeistlichen Pater Gottfried Scheer im Gedenkgottesdienst. Foto: Anton Then
 

Am 19. November 2015 jährte sich zum 75. Mal der Tag, an dem erstmals Heimbewohner des Dominikus-Ringeisen-Werkes in Ursberg und aus Filialen von den Nazionalsozialisten verschleppt und als unschuldige Opfer von einem grausamen Regime in den Tod geschickt wurden.

Aus diesem Anlass fand in der Klosterkirche in Maria Bildhausen ein eindrucksvoller Gedenkgottesdienst statt, zelebriert vom Hausgeistlichen Pater Gottfried Scheer, dem Gemeindereferent Peter Schott assistierte, und mitgestaltet von Betreuten und Mitarbeitern.
"Der Gottesdienst heute hat einen schweren, traurigen Anlass", sagte Pater Scheer. Er erinnerte an die Abholung von Betreuten in Maria Bildhausen im Dezember 1940 und das "unmenschliche, grauenvolle Verhalten der Nazis, für die unschuldiges Leben nicht lebenswert war." Pater Scheer wies aber auch auf die schrecklichen aktuellen Ereignisse hin. Die Liebe und das Vertrauen auf Gott könne aber niemand nehmen, ebenso die Würde des Menschen. Nach einer Schweigeminute wurde für jeden der acht aus Maria Bildhausen verschleppten und getöteten Betreuten, die namentlich genannt wurden, eine Kerze entzündet.
Nachdem die Verschleppung von Betreuten in Ursberg am 19. November 1940 begann, hofften die Schwestern in der Filiale in Maria Bildhausen, dass sie vor diesen Gräueltaten verschont blieben. Doch es kam anders. Der Leiter der Wohneinrichtung, Thomas Hahn, zitierte aus der Bildhäuser Chronik. Demnach kam am 4. Dezember die Mitteilung aus dem Mutterhaus in Ursberg, dass 14 Betreute nach Günzburg verlegt werden. Am 6. 12. um 12.30 Uhr kam der berüchtigte graue Bus aus Bad Neustadt und nahm die 14 Personen mit, die von ihrem Abtransport nach dem Gottesdienst erfuhren. "Ich kann nicht fort und muss doch arbeiten helfen", flehte einer der Betreuten. Am Bahnhof in Schweinfurt wollten sie nochmals umkehren und nach Maria Bildhausen zurück. Sie hatten aber keine Chance.


380 Menschen starben

Insgesamt, so Hahn, seien 22 Betreute aus Maria Bildhausen abgeholt worden. 14 kamen später zurück, für die anderen gab es keine Wiederkehr. Herbert Immenkötter schreibt in seinem Buch "Menschen aus unserer Mitte", dass fünf Betreute am 1. Juli 1941 in Hartheim in Österreich vergast wurden, zwei verhungerten zuvor in Günzburg wegen der Entzugskost, einer starb auf dem Transport.
Laut Immenkötter wurden zwischen September 1940 und August 1941 insgesamt 519 Personen aus Ursberg und seinen Filialen in staatliche Anstalten "verlegt." 199 Menschen wurden durch Vergasen in Hartheim, 180 durch Entzugskost und Todesspritzen in den staatlichen Anstalten ermordet.