Blasmusik- und Gospel-Experiment in Münnerstadts Klosterkirche

3 Min
Die Stadtkapelle Münnerstadt und der Gospelchor "Light in the Dark" brillierten in der Klosterkirche. Foto: Hartmut Hessel
Die Stadtkapelle Münnerstadt und der Gospelchor "Light in the Dark" brillierten in der Klosterkirche. Foto: Hartmut Hessel
Die Stadtkapelle Münnerstadt und der Gospelchor "Light in the Dark" brillierten in der Klosterkirche. Foto: Hartmut Hessel
Die Stadtkapelle Münnerstadt und der Gospelchor "Light in the Dark" brillierten in der Klosterkirche. Foto: Hartmut Hessel
 

Zum Jubiläumsjahr hat sich die Stadtkapelle Münnerstadt Gäste eingeladen: Mit "Light in the Dark" harmonierten Blasmusik und Gospel aufs Allerfeinste.

Wiederholung - das ganze Konzert an diesem Ort nochmal bitte! Selbst Stadtpfarrer Pater Markus Reis war am Ende voll des Lobes und trug im persönlichen Gespräch den Wunsch dem Leiter des Chores "Light in the Dark" Thomas Reuss noch voller Begeisterung, vor. Doch der Reihe nach.

Die Stadtkapelle Münnerstadt feiert 2017 ihr 125-jähriges Bestehen und beschert den Musikinteressierten im laufenden Jahr ein vielseitiges Auftrittsprogramm. Eines davon war am Sonntag in der Klosterkirche ein Zusammentreffen mit dem Gospelchor "Light in the Dark" aus dem Raum Bad Neustadt.


Gemeinsamkeiten

Erika Pascher, die Vorsitzende, sprach in ihrer Moderation von einem Experiment, auf das sich die Blasmusik mit dem Gesang und den Rhythmen aus der afroamerikanischen Kultur einlassen wolle. Co-Moderator Thomas Reuss erläuterte den Zuhörern in der übervollen Klosterkirche ausführlich die Tradition des ursprünglichen Sklavengesangs, der verbunden mit dem heimatlichen afrikanischen Rhythmus später in den Kirchen der Afroamerikaner als Gospel weiterentwickelt wurde, und sich auch dank vieler Popelemente später die Welt eroberte.

Eigentlich hat jeder Ort "seine" Gospel, denn eine "gute Nachricht", so die Übersetzung, seien auch die Kirchenglocken, deren Ausklingen Augustiner- Hausherr Pater Markus Reis abwartete. Erst dann begann er mit seiner Begrüßung - und damit das Konzert. "Gospel meets Blasmusik" als Experiment startete: die Reise von der Gospelhochburg Bad Neustadt/Münnerstadt nach New York/Haarlem.

"Kommt, lasst uns singen", regten die Chormitglieder beim Vorbeiziehen ihr Publikum an. Der Rhythmus verleitete sofort zum Mitklatschen, die von Sängern und Sängerinnen sowie von den Musikern gewünschte Inspiration wurde vom Publikum angenommen. Insbesondere Reuss betonte immer wieder, dass es Kirchengesänge sind, die hier zum Konzert geboten werden, wenn auch aus anderen Kulturkreisen. Viele Songs sind Ohrwürmer, sie kriechen unaufhaltsam in die Gehörgänge und fordern zu aktivem Tun auf. "Sing and shout", "Working on a building", gehören dazu, ebenso wie "United we stand" oder "My lighthouse". Die Texte haben vielfach christliche Inhalte oder lassen sich eindeutig dahin interpretieren.

Mitunter wird dem Publikum Bibelfestigkeit abverlangt, und sicher waren es nicht viele, denen spontan der Text zu Johannes 14/ 2 einfiel: "In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?" Der Chor lüftete das Geheimnis mit "To my father's house", und ihr Dirigent war bei diesem Stück auch der Solist.

Als weitere Solostimme brachte sich beim Chor "Light in the Dark" Daniela Hillenbrand ein: "From a distance" ließ die Zuhörer angenehm frösteln. In einer gelungenen Premiere sang der Chor das Liebeslied "Bridge over troubled water" aus der Feder von Paul Simon, der in den 1960er Jahren beim Verfassen von dem Spiritual "Mary Don't You Weep" inspirieren ließ.


Wechselnd und gemeinsam

Die Stadtkapelle Münnerstadt, ein immerwährender Garant guter konzertanter und unterhaltender Blasmusik in Münnerstadt, hat mit Martin Usleber "ihren" Dirigenten gefunden, den Dirigenten für solch' ein Jubiläumsjahr.
Die Konzertbeiträge waren dem Thema angepasst, die Musiker stellten sich dem Experiment "Gospel meets Blasmusik" und hatten hörbar ihre helle Freude daran.

Eingangs war die "New York Overture" zu hören, gefolgt von dem Stück "Choral and Rockout". "Amen" konnten jeder mitklatschen. Besonders gefielen die "Spiritual Moments" mit den Stücken "Kumbaya my Lord", "Go down Moses" und "Deep river", sowie "Gospel John".Kapelle und Chor gestalteten das Konzert meistens mit wechselnden Darbietungen. Doch zu absoluter Höchstform liefen Sängerinnen und Sänger und Orchester bei ihren gemeinsamen Vorträgen auf. Das ging dann so richtig ab. Alles Englisch? Nein, in Deutsch kann man auch! "Lobet den Herrn" ging in der mächtigen Klosterkirche als fulminantes Glaubensbekenntnis auf. Alle waren in Bewegung, alle spürten den Rhythmus, ließen sich von der eingängigen Melodie leiten. Der unverzichtbare Pianobegleiter des Chores, Matthias Eichele, befand sich in der komfortablen Rolle, jetzt über 300 Kehlen und circa 50 Instrumente mitführen zu können, Thomas Reuss und Fabian Usleber schwebten zum Teil mehr vor ihren Formationen.
Im Jazzclub würde man das eine Session nennen. Auch hier in der Kirche war ein großer gemeinsamer Nenner spürbar.


Zwei Zugaben

Nun war man schon mal dabei und gab dem dankbaren Publikum mit "You Raise me up" und "Oh happy day" sowie zwei Zugaben mit auf den Heimweg. Da der Gospelchor "Light in the Dark" weiter die frohe Botschaft hinaus singen möchte, und Pater Markus Reis gerne Botschafter ist, wäre es für die Stadtkapelle kein Wagnis mehr einer Wiederholung zuzustimmen.