Auf sieben Tafeln im "Osterfeld" gibt's Informationen über den Mittelwald. Für die Bewirtschaftung eines solchen Waldes hat die Altrechtliche Waldkörperschaft Großwenkheim großes Lob erhalten.
Die Altrechtliche Waldkörperschaft Großwenkheim bewahrt seit vielen Jahrzehnten eine alte Tradition auf vorbildliche Art und Weise: Sie kümmert sich besonders um den Mittelwald. Deshalb wurde vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt eine besondere Tafelausstellung mit vielen Informationen offiziell der Bevölkerung vorgestellt.
Mit Naturschutz vereinbar
"Diese Veranstaltung findet im Rahmen des Aktionsjahres Waldnaturschutz 2015 statt und soll verdeutlichen, dass die reguläre Bewirtschaftung von Wäldern durchaus mit dem Gedanken des Naturschutzes zu vereinbaren ist", sagte Bernhard Zürner, Abteilungsleiter Bad Kissingen, den unerwartet vielen Großwenkheimer Bürgern sowie verschiedener Interessensgruppen auch aus dem Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld.
Flächen werden ausgelost
Der Mittelwald in
Großwenkheim sei etwas ganz Besonderes, betonte Zürner, der das Ereignis als Dialogveranstaltung mit anderen Interessensverbänden bezeichnete. Vorsitzender Edmund Reinhard stellte die Waldkörperschaft Großwenkheim anschaulich dar. "Jedes Jahr wird gemeinsam durch die Rechtler eine Fläche von 12,25 Hektar bearbeitet. Alle Rechtler bekommen in Relation zu ihren verbrieften Anteilen am Eigentum der Waldkörperschaft einen Flächenanteil zugewiesen. Die Flächenzuweisung erfolgt anhand der alten Hausnummern und wird ausgelost", sagte Reinhard.
Wie gepflegt der Großwenkheimer Wald ist, sahen die Gäste bei einem Rundgang um den Geheinigsee, einem Geheimtipp an der Gemeindegrenze zu Großbardorf, wobei Zürner und Reinhard immer wieder Erläuterungen gaben. Spontan entschieden sich die Besucher bei schönem Herbstwetter, die gesamte Strecke durch den bunten Herbstwald zum Zielort per pedes zurückzulegen.
Karl Schwarz vom Bund Naturschutz sammelte dabei mit geübtem Kennerblick sehr seltene Pflanzen, die er den staunenden Gästen am Zielort vorstellte: beispielsweise den kleinen Mädesüß, eine Rarität im Landkreis.
Dialog mit allen Beteiligten
Schwarz begrüßte ausdrücklich die vorgestellte Art der Waldbewirtschaftung. Leitender Forstdirektor Klaus Klingert stellte die Dauerausstellung vor. Er wies auf das Waldnaturschutzjahr hin und betonte, dass das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten den offenen Dialog mit den Waldbesitzern aller Art und Verbänden suche. "Die Bedeutung des Naturschutzes nimmt immer mehr zu", sagte Klingert, wobei auch die Nachhaltigkeit berücksichtigt werden müsse. Bundespolitisch sei geplant, fünf Prozent der Wälder stillzulegen. Der bayerische Weg sei aber nach dem Motto "schützen und nützen" ein anderer.
"Wir brauchen Holz, was durch Stilllegung nicht möglich ist", sagte Klingert, ansonsten müsse dieser Rohstoff aus dem Ausland importiert werden. Klingert erläuterte die Begriffe Niederwald, Hochwald und speziell Mittelwald mit den drei Phasen der Bewirtschaftung: Erzeugung von Stammholz und Brennholz, Nachpflanzen der Kernwüchse und Vereinzeln der Stockausschläge.
Mit Weitblick
Nach Klingerts Ansicht ist der Mittelwald "eines der ältesten Sozialwerke Europas, da alle davon Nutzen haben." In seinem geschichtlichen Exkurs wies der Forstdirektor auf die Übernutzung des Waldes im 18. Jahrhundert hin, wodurch er vollkommen ruiniert wurde. "In Großwenkheim besteht ein mustergültiger Mittelwald", lobte Klingert die Altrechtliche Waldkörperschaft. Er erinnerte dabei an die großen Verdienste und den Weitblick des vor genau zehn Jahren verstorbenen Vorsitzenden Alfons Gessner.
"Ein Vorzeigeobjekt"
Das große Engagement und den Elan des Vorstands mit Edmund Reinhard an der Spitze würdigte Klingert ganz besonders. "Der Wald in Großwenkheim ist ein Vorzeigeobjekt", sagte Klingert. Die Ausstellung informiert auf sieben Tafeln in Wort und Bild ausführlich über den Mittelwald. Sie ist zu sehen im Flurgebiet "Osterfeld" direkt am Rad- und Wanderweg nach Großbardorf. Eine robuste Sitzgruppe von Daniel Hilfenhaus lädt zum Verweilen an diesem besonderen Ort ein.