Nach dem Vorfall vor der Disco "Look" in Bad Kissingen äußert sich jetzt ein Augenzeuge: Der mutmaßliche Täter soll verprügelt worden sein.
Was ist genau in der Nacht zum Samstag vor der Discothek "Look" in Bad Kissingen passiert? Ein 20-Jähriger stach mehrmals auf einen 16-Jährigen mit einem verbotenen Butterflymesser ein. Der Jüngere erlitt schwere Verletzungen, wurde aber mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Der Ältere wurde nach der Vorführung bei der Staatsanwaltschaft auf freien Fuß gesetzt. Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt. Ein Augenzeuge sagt: "So sehr ich die Tat verurteile, aber für mich war sie eine Notwehrhandlung."
Noch ohne Details zu kennen, überbieten sich derweil in den sozialen Netzwerken die Kommentatoren. Nicht die Tat an sich wird dort kommentiert - es geht zu 99 Prozent nur um die Herkunft des Täters. Das Polizeipräsidium in Würzburg hatte öffentlich gemacht, dass der 20-Jährige aus Syrien kommt. Und damit wird der Fall zum Politikum - in einer Zeit, in der gefühlte Wahrheiten mehr gelten als Fakten.
Messerstechereien werden nicht gesondert erfasst
Tatsächlich ist es momentan schwer, Fakten zu Messerstechereien in Deutschland zu recherchieren. Denn: In vielen Bundesländern wird das Tatwerkzeug nicht in der Statistik festgehalten. Aber je öfter über von Ausländern begangene Messerattacken geschrieben wird, desto mehr setzt sich das Gefühl fest, dass sich von Ausländern begangene Taten häufen. Begeht hingegen ein Deutscher die Tat, wird das oft in Presseberichten der Polizei selten festgehalten.
Beispiel: Als Anfang März ein 28-Jähriger seine Ex-Freundin (27) auf offener Straße in Bad Kissingen mit einem Messer tötete, nannte das Präsidium die Nationalität des Täters nicht - er war Deutscher. Im jüngsten Fall aber sei die Nationalität "für den Sachverhalt von Bedeutung", so ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Was in sozialen Netzwerken folgt: Hasskommentare gegen Flüchtlinge.
Augenzeuge beschreibt Notwehrhandlung
Langsam sickern Details aus der Nacht durch. Ein Augenzeuge, der nicht genannt werden möchte, aber der Redaktion bekannt ist, berichtet: "In der Disco selbst gab es noch keinen offensichtlichen Streit zwischen dem 20-Jährigen und einer Gruppe." Dann wurde beobachtet, wie der Syrer nach draußen ging - und ihm mehrere Männer folgten. Draußen auf dem Parkplatz hätten die Männer sofort damit begonnen, auf den 20-Jährigen loszugehen. "Er wurde von mehreren Männern gleichzeitig geschlagen. So sehr ich die Tat verurteile, aber für mich war sie eine Notwehrhandlung", sagt der Augenzeuge.
Nach der Tat habe der junge Mann "wie betäubt" am Rand gestanden. Die Polizei ermittelte noch vor Ort einen Atemalkohol von 0,6 Promille des 20-Jährigen. Er wurde dem Staatsanwalt vorgestellt. Der befand: Der junge Mann muss nicht in Untersuchungshaft. Die Gründe für eine solche Haft sind: Verdunklungsgefahr, Fluchtgefahr oder Wiederholungsgefahr. Die Staatsanwaltschaft sah offensichtlich keine der drei Gefahren als gegeben. Der 20-Jährige, der noch nie mit der Polizei zu tun hatte und als fest integriert gilt, hat einen festen Wohnsitz. Es wird nun gegen ihn wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Männliche Gäste werden abgetastet
In diesem Fall sind noch längst nicht alle Fragen beantwortet. Auch die nicht, wie der Mann mit Messer in die Disco gelangen konnte. Christian Metz stellt sich die Frage auch, er ist der Geschäftsführer des "Look". "Es ist nicht klar, dass er mit dem Messer in der Disco gewesen ist. Unsere Security tastet seit Jahren jeden männlichen Gast ab und kontrolliert die Taschen." Damit sich Nächte wie diese nicht wiederholen, werden bereits am kommenden Wochenende Metalldetektoren eingesetzt.
Ich bin auch der Meinung, dass man die Herkunft des Täters nicht hätte nennen müssen. Das Polizeipräsidium tat dies dennoch. Der Grund: Im jüngsten Fall aber sei die Nationalität "für den Sachverhalt von Bedeutung". Das ist Quatsch und und nicht nachvollziehbar. Für den Sachverhalt mag das ja wichtig sein, aber nicht für die Öffentlichkeit. Ich würde ihm eine Abmahnung erteilen. Die ganze Sache ist aber doch sehr schwierig zu betrachten. Mehrere junge Leute gingen auf einen Einzelnen los. Das macht man einfach nicht. Das einzige was für mich nicht nachvollziehbar, egal ob Deutscher oder Syrer, warum hat man ein in Deutschland verbotenes mit über 41 mm langes und einer Klingenbreite über 10 mm Balisong (Butterfly-Messer) mit sich führen. Das passt nicht zu einem Menschen mit fester Integration.
Die Nationalität ist kein Quatsch sie sollte immer angegeben werden und nicht der Öffentlichkeit verschwiegen werden.
Was im übrigen in der heutigen Zeit der sozialen Netzwerke sinnlos ist. Es schürt höchstens noch den Frust der Öffentlichkeit weil wenn ein Syrer eine Bäckerlehre beginnt dann liest man die Nationalität halbseitig in der Zeitung.
Ich kann mich gut daran erinnern, als die politischen Akteure der Stadt zur Hochzeit der Flüchtlingsbewegungen gefordert haben, insbesondere die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge eng an die Stadt Bad Kissingen zu binden. Das Argument war, dass hierdurch eine engmaschige Betreuung möglich wäre. Was sagt es aus über die Art der Betreuung, wenn eine Person aus diesem Kreis mit einem Kampfmesser eine schwere Gewalttat verübt?
Kritische Fragen an Politiker wären eine klassische Arbeit für einen Journalisten. Was wir hier bekommen ist jedoch Whataboutism in seiner reinsten Form. Das brutale Verbrechen wird nur randläufig thematisiert, es wird ansonsten relativiert und klein gemacht. Gleichsam wird das Ofper zum Täter umgedeutet. Diese Art der Opfer-Täter Umkehr ist die schäbigste Art, sein eigenes Weltbild in einen Artikel zu pressen. Es ist die Fortsetzung des Satzes "Wäre sie doch nicht so aufreizend angezogen gewesen" nach sexuellen Übergriffen, einfach nur zum Fremdschämen.
Eine Notwehrhandlung, in der ich meinem Gegenüber mit einem (illegalen) Butterflymesser in den Bauch steche - ich bitte darum, den Satz ganz langsam und mehrfach zu lesen. Wie absolut irrwitzig diese Aussage ist, müsste einem eigentlich sofort klar werden.
Es nutzt sich übrigens ab, bei solch brutalen und schwerwiegenden Verbrechen auf den Fremdenhass zu verweisen. Zugestochen hat hier ganz eindeutig eine Person, die in diesem Land um Schutz gebeten und die durch unsere Gesellschaft versorgt wird. Den Terror, vor dem sie nach eigenen Angaben flieht, bringt sie damit mitten in unsere Nachbarschaft und mitten unter unsere Kinder. Ich will es kurz halten: Wer mit einem Messer in die Discothek marschiert, der kalkuliert ein, dieses Messer auch zu benutzen.
Der Autor verweist auf eine diffuse statistische Lage, ich kann gerne eine Hilfestellung leisten. Es lässt sich leicht ermitteln, wie die Täterzusammensetzung der tödlichen Messerangriffe des vergangenen Jahres waren und hier ist ein Trend leider ganz eindeutig zu erkennen.
Er wurde angeblich von mehreren Leuten attackiert und hatte vermutlich todesangst. Und wenn man todesangst hat nutzt man alles was man zur Verfügung hat. Dass das Tragen und Nutzen eines Messers illegal ist sollte jedem klar sein und das wird sicher auch Folgen nach sich ziehen.
Notwehr wäre es dennoch, sollte es sich so abgespielt haben wie oben beschrieben. Was zu einer geringeren Strafe führen könnte.
Es sieht jedenfalls nicht so aus, dass er ihn einfach so aus Lust und Tollerei niedergestochen hat.
Und Jugendliche unter 18 haben eigentlich nichts in einer Disco zu dieser Zeit verloren.