Engpässe bei Medikamenten gehören für Ärzte, Apotheken und auch Patienten schon zum Alltag, auch im Landkreis Bad Kissingen. Ein Gesetzespaket, das der Deutsche Bundestag verabschieden will, soll Abhilfe schaffen.
Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte aktualisiert regelmäßig die Liste der Medikamente, für die gerade ein Lieferengpass gemeldet ist. Das Apotheker-Ehepaar Günter und Barbara Merkl (Ludwig-Apotheke Bad Kissingen) und der Oberthulbaer Hausarzt Ewald Schlereth kennen diese Liste nur zu gut. "Sie ist lang", weiß Barbara Merkl aus der täglichen Praxis. Denn Apotheken oder Ärzte haben fast täglich mit diesem Problem zu kämpfen. Der Laie reibt sich die Augen angesichts der Menge an Medikamenten, die in der Liste aufgeführt sind. Für über 260 Produkte oder Verpackungsgrößen (ohne Impfstoffe) waren dem Bundesamt Anfang Februar Liefer-Engpässe gemeldet. Darunter waren Schmerzmittel ebenso wie Cholesterinsenker, Schilddrüsenmedikamente, Präparate bei Parkinson oder Antidepressiva. Bei manchem Medikament ist es nur ein kurzfristiger Engpass, bei anderen geht dieser über lange Zeit.
"Das sind die neuen Zeiten", erklärt Apotheker Günter Merkl die Situation und verweist darauf, dass die Produktion von Medikamenten auf wenige Standorte weltweit konzentriert ist. Fällt eine Produktionsschiene aus, gibt es Probleme. "Wir sind abhängig vom Ausland", erklärt auch der Hausarzt Ewald Schlereth. In Apotheken und Arztpraxen ist man derweil bemüht, dass die Patienten möglichst wenig unter den Engpässen leiden. Einfach ist das nicht.
Engpässe binden Ressourcen
Im besten Fall ist es so, dass nur die Verpackungsgröße eines Medikaments Lieferengpässe hat. Es kann aber auch sein, dass ein Pharma-Konzern ein Medikament nicht liefern kann, aber ein Ersatzpräparat mit identischen Wirkstoff auf dem Markt erhältlich ist. Klingt unkompliziert, ist es aber nicht unbedingt: Das Ersatzmedikament hat zwar die gleiche Wirkung, aber Krankenkassen haben heute Rabattverträge mit Pharmakonzernen; so muss oft erst abgeklärt werden , ob die Alternative herausgegeben werden kann. Man müsse der Kasse begründen, weshalb das verschriebene Medikament nicht zur Verfügung steht, erläutert die Apothekerin.
Sind die Mehrkosten deutlich höher, müsste im schlimmsten Fall sogar der Patient einen Teil der Mehrkosten tragen.
Noch schwieriger wird es, wenn ein Wirkstoff vom Engpass betroffen ist. Dann kann es sein, dass auf ein neues Medikament eingestellt werden muss. Für den Patienten bedeutet dies erst einmal einen weiteren Arztbesuch und die Unsicherheit dazu, ob die Alternative gut vertragen wird. Solche Engpässe "bringen den Patienten Sorgen und dem Arzt viel Arbeit" in der ohnehin knappen Zeit, sagt Schlereth.
Erst jüngst hat er erlebt, dass sogar ein Antibiotikum so gut wie vergriffen war. Der Patient habe zahlreiche Apotheken abgeklappert, ehe er glücklicherweise noch fündig wurde und den Restbestand beziehen konnte. Schlereth hält diese Entwicklung für sehr bedenklich und bedauerlich. Er selbst überlegt, ob eine nationale Reserve für die wichtigsten Medikamente sinnvoll ist.
Barbara Merkl empfiehlt Menschen, die regemäßig bestimmte Medikamente einnehmen müssen, selbst eine gewisse Vorratshaltung zu betreiben. Man sollte mindestens vier Wochen vor Ende der angebrochenen Medikamenten-Packung schon wieder an das neue Rezept denken.