Bad Kissingens Oberbürgermeister Kay Blankenburg meldete: "Keine Auffälligkeiten", auch in Aura ist laut Bürgermeister Thomas Hack die Welt in Ordnung, "negative Ausfälle in Ton oder Art der Kommunikation gab es in meiner Amtszeit noch nie". Auch Münnerstadts Erster Bürgermeister Helmut Blank sagt: "Schmähungen und Drohungen kommen nicht vor", allerdings bemängelt er "das Verhalten einiger Stadträte während der Sitzung", das stoße aus größtes Unverständnis "bei den Bürgern".
"Verrohung der Sitten"
Waldemar Bug, Gemeindechef in Burkardroth: "Die Erwartungshaltung ist enorm gestiegen bei gleichzeitig nachlassender Bereitschaft, selbst etwas zum Gelingen der Bürgergemeinschaft beizutragen. Der Egoismus steigt, ebenso die Verrohung der Sitten. Ein typisches Beispiel waren Diskussion und Demo zum Nationalpark 3. Vor allem in Gemeinschaft Gleichgesinnter fallen die Schranken und das ,Hirn setzt aus'." Einsicht und Anstand seien früher stärker ausgeprägt gewesen, so Bug. Bei an ihn gerichteten Mails schaffe er es meistens, sachlich mit den Absendern zu kommunizieren, aber "mit den typischen Stammtischbruderschaften kommt man nach dem dritten Bier eh nicht weiter".
Dorothee Bär ist als Digitalministerin mitten im Thema. Ein Interview über Hass und Hetze und die Bemühung, das einzudämmen.
Stephan E. hat den Mord am hessischen Regierungspräsidenten Walter Lübcke gestanden. 2015 hatte dieser bei einer Veranstaltung Flüchtlingsfeinden gesagt: falls sie nicht die Werte des Zusammenlebens teilten, könnten sie Deutschland verlassen. Anschließend wurde Lübcke zur Zielscheibe von Hass und Hetze im Netz. Und in Stephan E. reifte, so sagte er jetzt aus, der Entschluss, Lübcke zu töten. Die Wutbürger und Hetzer lassen sich nicht kontrollieren - fehlt da der Einsatz des Rechtsstaats, Frau Bär?
Wie der einzelne im konkreten Fall mit einer Drohung umgeht und ob er sie an die Strafverfolgungsbehörden weitergibt, mag auch davon abhängen, wie ernst er sie nimmt. Wenn ich etwa einen handgeschriebenen Brief erhalte, der aufgegeben werden muss und über den der Absender noch einmal schläft, oder wenn jemand mir eine E-Mail schreibt, die man auch erst einmal bewusst aufsetzen muss, dann nehme ich das ernster als einen sehr rasch und oft aus dem Affekt abgesetzten Tweet. Gerade auf Twitter sind 99 von 100 Nachrichten negativ. Da herrscht ein rauer, unangenehmer Grundton. Ich kenne aber Kollegen, die selbst strafrechtlich relevante Inhalte nicht an die Polizei weitergeben, sondern die Absender blockieren oder die Nachrichten löschen. Ich meine aber, man sollte so etwas grundsätzlich an die Polizei weitergeben. Diesen Schritt muss man gehen, damit der Rechtsstaat mit seiner vollen Härte Straftaten nachgehen kann.
I
st das nicht ein Fehler im System? Grundsätzlich sind doch die Plattformanbieter wie Facebook oder Twitter für die Inhalte auf ihren Seiten verantwortlich.
Wir haben ja bereits das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, das vorsieht, dass Plattformen offensichtlich strafbare Inhalte löschen müssen. Es bedarf aber auch des Mitwirkens der Betroffenen, strafbare Inhalte zur Anzeige bringen. Es ist wichtig, dass die Autoren von strafbaren Kommentaren von Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelt und von Gerichten zur Rechenschaft gezogen werden.
Da dürfte aber derzeit noch das Personal fehlen, bei der Masse, die kontrolliert werden müsste.
Dazu braucht man geschultes Personal - und es muss überall dazugelernt werden. Ich schaue mir demnächst die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) bei der Generalstaatsanwaltschaft in Bamberg an. Außerdem legen wir im September einen Entwurf vor, um die Einstellungspolitik in unseren Behörden zu verbessern: Wir brauchen geschulte Menschen in den Ministerin, auch im Kanzleramt. Das sind neue Herausforderungen, die wir 70 Jahre nicht hatten, auch, was die Schnelligkeit der Vorgänge angeht. Aber wir sind dran. Am Mittwoch erst haben wir einen Gesetzentwurf verabschiedet, der das Cybergrooming - wenn sich beispielsweise ein Erwachsener im Netz mit dem Ziel, sexuelle Kontakte zu erhalten, an Kinder heranmacht - leichter strafrechtlich verfolgbar macht. Denn momentan ist es noch so: Gibt sich ein Polizeibeamter im Netz als zehnjähriges Mädchen aus, um dem Täter eine Falle zu stellen, so kann der pädophile Täter nicht belangt werden, weil tatsächlich ein Erwachsener an der Tastatur gesessen hat. Der Gesetzentwurf muss nun noch vom Parlament verabschiedet werden.
Seit einiger Zeit gibt es das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, kurz Netz-DG. Auf den Punkt gebracht nimmt es soziale Netzwerke in die Verantwortung, um den Hass im Netz einzudämmen. Es scheint allerdings, dass dieser Tiger ziemlich zahnlos ist. Noch immer kursiert auf youtube.de das Video der US-amerikanischen Politikerin Nancy Pelosi, das den Anschein erweckt, die Demokratin stünde betrunken vor der Kamera. Nur: Die Geschwindigkeit des Videos wurde um 25 Prozent gedrosselt, ihre Stimme angeglichen - ein ganz klassischer Fake, den youtube.de nicht gelöscht hat. Genügt also das Netz-DG?
Ich werde auf internationalen Konferenzen immer wieder von unseren demokratischen Verbündeten darauf angesprochen, Deutschland hat hier eine Vorreiterrolle eingenommen. Die anderen schauen sich jetzt an, wie es sich bewährt. Denn auch dieses Gesetz hat zwei Seiten: Wir müssen aufpassen, dass wir nicht "overblocking" betreiben, Themen wie Satire sollen ja nicht verschwinden.
Haben die Plattformbetreiber überhaupt genügend Menschen, um die Seiten zu kontrollieren?
In der Tat ist der Personaleinsatz für diese Aufgaben bei den Plattformen hoch. Es ist allerdings alles andere als einfach, diese Tätigkeit lange auszuführen.
Warum?
Das ist eine sehr belastende Tätigkeit. Die Mitarbeiter bekommen dort so schlimme Sachen zu Gesicht, dass sie häufig psychologische Unterstützung brauchen bzw. sich nach wenigen Monaten eine neue Tätigkeit suchen.
Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, wenn einer Reifen des Bürgermeisters zersticht um seinen Unmut kundtun. Wenn ich mit den Aktionen und der Politik des Bürgermeisters nicht zufrieden bin, dann kann ich z.B. in Bad Kissingen zu Herrn Blankenburg in die Sprechstunden gehen oder ihm schreiben und bisher immer hat er immer geantwortet. Es käme mir aber nie in den Kopf Schimpfwörter, Drohungen oder Gewalt in jeglicher Form gegen einen Bürgermeister zu verwenden. Kritik ist gut und muss sein aber darüber hinausgehend gehört sie untersucht und vor Gericht gestellt.
Gegen Auras Bürgermeister Hack, kann man nichts haben. Klasse Mensch!
Die Aussage des Mürschter Bürgermeisters Blank "Schmähungen und Drohungen kommen nicht vor", allerdings bemängelt er "das Verhalten einiger Stadträte während der Sitzung", das stoße auf größtes Unverständnis "bei den Bürgern", sind dagegen schon mehr als eine Ungehörigkeit und für jeden gewählten Stadtrat , der für seinen Bürger kämpft, eine saftige Ohrfeige