Schneller und höher als von Fachleuten angenommen ist das Hochwasser am vergangenen Wochenende im gesamten Landkreis angewachsen. Am Sonntagmorgen (31.01.21) um 4 Uhr erreichte die Fränkische Saale an der Bad Kissinger Messstelle Regentenbau ihren höchsten Pegelstand von 3,69 Metern. Das Zusammentreffen von Dauerregen und Schneeschmelze hatten die ursprüngliche Prognose des Wasserwirtschaftsamtes wider Erwarten übertroffen. Und es kam zu mehreren gefährlichen Vorfällen.
Der dramatischste Unfall ereignete sich am Sonntag gegen 13.40 Uhr. Beim Spaziergang einer vierköpfigen Familie im Luitpoldpark lief ein neunjähriger Junge offenbar zu nah an der Hochwasser-führenden Saale und fiel ohne Fremdbeteiligung hinein, heißt es im Bericht des Polizeipräsidiums Unterfranken. Vater und Mutter sprangen hinterher. Während die Mutter es selbstständig wieder ans Ufer zurück schaffte, trieben Vater und Sohn ab und konnten schließlich auf einer Insel am Saalestrand an Land gehen. Nachdem der Weg zurück erneut durchs Wasser zu gefährlich war, rückten rund 40 Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Wasserwacht und des Rettungsdienstes an. Ihnen gelang es wenig später, die beiden an Land zu holen. Nach einer Erstversorgung durch den Rettungsdienst kamen die drei Unterkühlten vorsorglich in eine Klinik, wie Thomas Kraft, Leiter der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken der Zeitung mitteilte.
Hochwasser: Neunjähriger fällt in die Saale
Am Samstagabend unterschätzte ein 19-jähriger Autofahrer die Lage, als er Warnschilder und Absperrungen auf der Kreisstraße 16 missachtete und von Aschach nach Bad Bocklet fahren wollte. Kurz nach der Saalebrücke bei Bad Bocklet ging sein Wagen aus. Watend konnten er und seine Freundin sich aus der misslichen Lage befreien, schreibt die Polizei. Der Pkw wurde von der Bad Bockleter Feuerwehr geborgen.
Auch in Ostheim missachtete eine Seniorin die Absperrung und fuhr die Ortsumgehung von Ostheim in Richtung Stockheim. Auch hier ging der Motor aus, der Pkw kam zum Stehen und lief im Innenraum bis zur Sitzhöhe mit Wasser voll. Die Frau erlitt einen Schock und wurde mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.
Regelrecht "abgesoffen" ist die Westheimer Mühle und mit ihr der Circus Luna. Betreiber Peter Bethäuser verbrachte sein mobiles Gerät wie die Zirkuswagen rechtzeitig auf höher gelegene Plätze, um sie so vor den Fluten zu schützen.
Verstopfter Abwasserkanal: Einsatz am Pflegeheim
Der längste Einsatz des Freitages (29.01.21) für die Feuerwehr Bad Brückenau ereignete sich am Pflegeheim in Römershag. Wegen eines verstopften Abwasserkanals drohte das Wasser in die Kellerräume des Pflegeheims zu laufen. Die Feuerwehren Bad Brückenau und Römershag pumpten circa 1500 Liter Wasser pro Minute aus dem oberflächlichen Wasser-Kanal, wodurch ein weiteres Überlaufen verhindert werden konnte. Parallel wurde von einem örtlichen Bauunternehmen ein Entlastungskanal in die Sinn gebaggert. In einem Zeitraum von etwa 13 Stunden wurden rund 260 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet.