Emma Bindrum und Paula Christof planen eine zusätzliche Liste ausschließlich für Erstwähler. Inspiriert wurden sie durch "Fridays for Future", konkrete Ziele gibt es aber noch nicht. Zunächst stehen einige bürokratische Hürden an.
Die beiden 18-Jährigen Emma Bindrum und Paula Christof aus Hammelburg wollen den Erstwählern eine neue Plattform bei der Stadtratswahl bieten: Unter dem Namen "Generation Z" wollen sie eine neue Liste aufstellen, damit würden insgesamt neun Gruppierungen um die 24 Plätze im Gremium buhlen. "Wir sind es satt, dass es immer heißt: Die Jugend macht ja nichts", begründet Paula Christof die Initiative.
Die beiden 18-Jährigen besuchen das Hammelburger Gymnasium, Paula Christof ist dort Schülersprecherin. Der Impuls für die neue Liste gehe vor allem auf die Fridays-for-Future-Bewegung zurück: Paula Christof war zwei Mal zu Demonstrationen in Schweinfurt. "Dort sieht man, wie viel junge Leute bewegen können." Dazu sei es allerdings notwendig, sich zu vernetzen und Gehör zu verschaffen. Ein Jugendbeirat als beratendes Gremium reicht den beiden jungen Frauen nicht: "Wir glauben, dass die Meinung von Erstwählern auch durch Erstwähler vertreten werden muss", sagt Mit-Initiatorin Emma Bindrum.
Deshalb wollten sie es nicht einfach nur als Erstwähler auf eine der etablierten Listen versuchen. "Für uns ist es wichtig, keiner Partei anzugehören", stellt Paula Christof klar. Gut ein Dutzend Gleichgesinnte aus Hammelburg und den Stadtteilen haben die beiden bereits gefunden, noch liege der Schwerpunkt bei Mitschülern aus dem Gymnasium, aber es hätten sich bereits andere Interessierte gemeldet. Nach Mitstreitern suchen sie auch online: "Hey, wir sind Emma (18 Jahre) und Paula (18 Jahre) und gemeinsam mit Dir möchten wir neuen Wind nach Hammelburg bringen", schreiben sie auf ihrer Internetseite www.generation-z.online. Es gehe darum, der "Generation Zukunft" eine Stimme zu geben.
"Viele Leute haben Bock, mit zu machen", fassen sie die Reaktionen zusammen. Einzige Voraussetzung: Die erhofften 24 Kandidaten müssen alle Erstwähler sein. Das solle auch so bleiben, gewählte Stadträte sollten also nach sechs Jahren Platz machen oder müssten sich eine andere Liste suchen.
Und welche politischen Ziele hat die neue Liste? "Das ist alles noch offen, das sollen die Kandidaten ja entscheiden", sagt Emma Bindrum. Natürlich würden sie sich auch mit aktuellen Fragen der Stadtpolitik, etwa dem geplanten neuen Schulzentrum oder dem Verkehrskonzept, beschäftigen, vor allem aber gehe es um Zukunftsfragen für junge Menschen wie Klimapolitik, Umbau der Schulfamilie, Toleranz und mehr Freizeitangebote. Und was tun die beiden jungen Frauen selbst zum Beispiel für den Klimaschutz? Beide setzen bisher nicht auf politische Aktionen, sondern die Veränderung des eigenen Lebensstils: Paula Christof ist Vegetarierin, mit ihren Freundinnen fährt sie lieber mit dem Zug nach Würzburg als mit dem Auto. Strom sparen, nur kurz duschen: "Es sind viele Kleinigkeiten, die ich ändern kann", sagt sie. "Ich fahre grundsätzlich mit dem Fahrrad in die Schule", zählt Emma Bindrum als weiteres Beispiel auf. Sie und ihre Familie würden nur selten Fleisch essen, beim Einkaufen darauf achten, möglichst wenig verpackte Lebensmittel zu kaufen und wiederverwendbare Dosen zu nutzen.
Eine ähnliche Initiative gab es in Hammelburg bereits vor 18 Jahren: Die "Junge Liste" schaffte 2002 den Sprung in den Stadtrat. Christian Fenn gehörte damals zu den Initiatoren und gehört dem Gremium seit knapp 18 Jahren an. Auch 2020 tritt der 46-Jährige wieder an - im Gegensatz zu seinem Junge-Liste-Kollegen Daniel Wolf. Fenn ist nach eigenen Angaben der älteste Kandidat der Jungen Liste. "Wir sind immer noch jung", verweist er auf gleich mehrere Vertreter der Generation Z: Die jüngste, Maria Pfaff, werde sogar im Februar erst 18 Jahre alt.
Die Junge Liste habe im Vorfeld mit Vertretern der geplanten Generation-Z-Liste gesprochen und ihnen gute Listen-Plätze angeboten. "Sie entschieden sich aber dazu, einen eigenen Weg zu gehen", berichtet Fenn. Das sei auch gut so, weil es etliche Unterschiede gebe: So wolle die Junge Liste "durch vergangenes Handeln überzeugen und explizit nicht durch Werbung Wähler gewinnen". Die Junge Liste wolle möglichst offen und transparent sein, während Generation Z eher auf einen Überraschungseffekt baue. "Unsere Liste sehen wir eher als eine wertvolle Ergänzung zur Jungen Liste, als einen Kontrahenten", beschreibt Paula Christof das Verhältnis.