Vertreter mehrerer Behörden schauten sich die Biberschäden bei Obereschenbach an. Ein Ergebnis: Die Genehmigung für die Teiche ist abgelaufen.
Rudolf Hanke vom Angel-Sportverein (ASV) Hammelburg ist enttäuscht: "Wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen", kommentiert er den Ortstermin an den Fischteichen des Vereins in Obereschenbach. Vier Biber-Reviere gibt es dort, also mindestens ein gutes Dutzend Biber. Sie nagen Bäume und Sträucher ab, bauen Dämme und überfluten Wiesen. "Damit müssen die Fischer leben", betont Thomas Schoenwald, Leiter der Abteilung Bauen und Umwelt am Landratsamt Bad Kissingen.
Eine 15-köpfige Gruppe läuft an einem trüben Dezember-Morgen über die Teichanlage des ASV. Der Termin ist nicht-öffentlich, Fotos sind nur von außerhalb der Anlage möglich. Das Landratsamt Bad Kissingen hatte eingeladen, das Wasserwirtschaftsamt ist als Fachbehörde vertreten, daneben der Landschaftspflegeverband, die Regierung von Unterfranken als Aufsichtsbehörde und die Fischereifachberatung des Bezirks. "Mir ging es darum, dass sich das alle mal anschauen und wissen, worüber sie reden", betont ASV-Vorsitzende Ellen Manke-Tumpach.
Oft nur "Schönheitsfehler"
Bei den Ergebnissen des Ortstermins gehen die Einschätzungen weit auseinander: "Der Verein hatte die Möglichkeit, noch einmal alle Probleme zu schildern", fasst Schoenwald das Gespräch zusammen. An mindestens zwei Stellen erkannten die Experten auch Mehrkosten durch Biberschäden für den Verein an. Viele andere Stellen seien dagegen lediglich "Schönheitsfehler": "Abgefressene Sträucher oder ausgetretene Pfade sind hinzunehmen", verweist der Jurist auf "naturtypische Gefahren".
Ein unmittelbares Risiko für die öffentliche Sicherheit sieht das Landratsamt laut Schoenwald nicht. Selbst ein Dammbruch wäre zwar "für die Unterlieger sicherlich ärgerlich", aber es bestehe keine Gefahr für die Gesundheit der Obereschenbacher. Zudem sei kein Gewerbebetrieb in seiner Existenz gefährdet. Deshalb sieht der Leiter der Umwelt-Abteilung keine Möglichkeit, die Biber in den Teichen zum Abschuss frei zu geben: "Bei Hobby-Aktivitäten muss man eben eher mit Biber-Schäden leben."
Auf eine Bejagung drängen dagegen die Fischer nach wie vor: Im Jahr 2018 wurden in Bayern insgesamt 1899 Biber zum Abschuss frei gegeben, allerdings nur sechs davon in Unterfranken, während die Behörden in den Regierungsbezirken Niederbayern (490 Abschüsse), Oberpfalz (460) und Niederbayern (445) viel großzügiger agierten. Hanke hatte gehofft, dass die Teich-Anlage zur biberfreien Zone erklärt wird und damit Biber automatisch abgeschossen werden dürfen.
Wie geht es nun weiter? Bei dem Termin habe sich herausgestellt, dass die wasserrechtliche Erlaubnis für die Anlage abgelaufen ist. Die ersten Teiche dort wurden in den 1960er Jahren angelegt, 1977 wurde dann der heutige Damm genehmigt. Der Verein müsse nun klar trennen, was er sich selbst an Sanierungsmaßnahmen wünsche, welche Auflagen durch die wasserrechtliche Genehmigung auf die Fischer zukommen und welche Maßnahmen wegen Biberschäden zuschussfähig sind.
Unbürokratische Prüfung
Schoenwald kündigte an, dass die Fachbehörden den Fall zunächst unbürokratisch prüfen. "Wir haben sonst im Landkreis keine Probleme mit Fischteichanlagen", sagt der Leiter der Umwelt-Abteilung und hofft auf eine einvernehmliche Lösung. "Sie sind uns entgegen gekommen", sieht auch ASV-Vorsitzende Ellen Manke-Tumpach einen kleinen Erfolg.