Eine Herausforderung für alle Beteiligten

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Bürgermeister Alfred Gündling (links) und Bernhard Gössmann-Schmitt mit dem Banner "Buntes Ramsthal". Foto: Gerd Schaar/Archiv
Bürgermeister Alfred Gündling (links) und Bernhard Gössmann-Schmitt mit dem Banner "Buntes Ramsthal". Foto: Gerd Schaar/Archiv

Auch in Ramsthal werden bald Flüchtlinge wohnen. Großes Interesse fand eine Informationsveranstaltung im Pfarrheim.

Seit wenigen Wochen ziert den Ortseingang von Ramsthal ein Transparent mit der Aufschrift "Ramsthal ist bunt", und auch auf dem Dorfplatz findet man eine Collage mit diesem Thema. Nun kann gezeigt werden, wie dieses Motto in der Realität umgesetzt wird. Ein privater Investor aus Ramsthal plant ein Haus in der Hauptstraße zu kaufen, und dies als dezentrale Unterbringung für Flüchtlinge und Asylbewerber an den Landkreis zu vermieten.
Um hier eine frühzeitige Information und Aufklärung der Ramsthaler Bürger zu ermöglichen, hatte der Koordinator für Asylaufgaben und Integrationsbeauftragte des Landkreises, Stefan Seufert, zu einer Veranstaltung ins Pfarrheim geladen. Das Interesse der Ramsthaler war groß, denn über hundert Interessierte waren gekommen.


Auf die Menschen zugehen

Bürgermeister Alfred Gündling stellte die erfolgreiche Integration der zukünftigen neuen Bewohner als Herausforderung für Gemeinde und Bürger dar. Die Veranstaltung stellte er unter die Frage: "Willkommen ja - aber was ist nach dem Willkommen?" Stefan Seufert gab einen aktuellen Überblick über die Asyl- und Flüchtlingssituation. Momentan sind rund 1400 Flüchtlinge im Landkreis aufgenommen worden. Ziel des Landkreises ist die Verteilung der Menschen auf möglichst viele kleinere Einheiten. Dies wirke einer Ghettobildung entgegen, die in Zukunft möglicherweise Probleme schaffen könnte. Der Landkreis muss aktuell nach dem Königsteiner Schlüssel 23 Flüchtlinge pro Woche annehmen und unterbringen.
Bei der Unterbringungsart unterscheidet man zwischen Notunterkünften, wie sie in Bad Kissingen in der Röntgenstraße oder im ehemaligen BayWa-Gebäude in Hammelburg entstanden sind, und Gemeinschaftsunterkünften, die langfristig angemietet sind. Zusätzlich werden dezentrale Unterkünfte angemietet, die zunächst einen Einjahresvertrag erhalten. Dies gilt auch für das Objekt in Ramsthal.
Als zu erwartende Spannungsfelder nannte er Bedenken der unmittelbaren Nachbarn und Konflikte der Flüchtlinge untereinander. Den Nachbarn empfiehlt er, auf die Menschen zuzugehen. Dies habe sich bislang immer bewährt und schaffe ein ganz anderes Bild von der Situation. Gegen Konflikte der Flüchtlinge untereinander helfe eine ordentliche Wohnsituation. Probleme gebe es auch durch sehr starke emotionale Bindung von ehrenamtlichen Helfern an die Flüchtlinge. Wenn es zu Ausweisungen wegen Asylablehnungen kommt, führe dies manchmal zu erheblichen Konflikten mit den ausführenden Behörden. Zur Aufgabenverteilung bei der Unterbringung führte er aus, dass der Vermieter die Alltagsbetreuung übernehmen muss. In Ramsthal wird Edwin Metzler diese Aufgabe im Auftrag des Vermieters Daniel Lohfink vornehmen. Die Flüchtlingsberatung wird von der Caritas übernommen, und auch die Polizei ist in die Zusammenarbeit eingebunden.
"Ohne die Mithilfe und Einbindung der Bürger geht es nicht", meinte Seufert und kündigte den geplanten Start der Unterbringung für den 1. März an. Es sei vorgesehen, zwei syrische Familien mit rund 16 Personen nach Ramsthal zu bringen. Er berichtete aus seiner Arbeit von mehrheitlich positiven Eindrücken.


Polizei will präsent sein

Alfons Hausmann von der Polizei Hammelburg meint: "Ja es gibt Probleme, aber keine, denen wir nicht Herr werden können." Die bisherigen Erfahrungen ließen keinen markanten Anstieg der Kriminalität erwarten. Wichtig sei eine regelmäßige Abstimmung zwischen den Behörden und der Polizei. Die Polizei werde in Ramsthal und auch in der Unterkunft präsent sein, und hat sich bereits ein Bild von dem Gebäude gemacht.
Der Kreisgeschäftsführer des Caritasverbandes Ludwig Sauer berichtete von seinen sehr positiven Erfahrungen in seinem Wohnort, der Nachbargemeinde Ebenhausen, mit dort untergebrachten syrischen Familien. Er erläutert die Aufgabenverteilung der Beteiligten und bietet seine Unterstützung an.
Die Fragen der Zuhörer zielten auf die Anforderungen an die Gemeinde, wenn es um die Versorgung der Flüchtlinge mit Lebensmitteln oder um Arztbesuche geht. Auch die Leiterin des Kindergartens fragte an, wie es mit der Aufnahme der Kinder laufen soll. Laut Seufert sollen alle Flüchtlinge möglichst schnell Deutsch lernen, was bei den Kindern am leichtesten sei. Die Kinder sollen die Schule und den Kindergarten besuchen. Hier könnten die Bürger auch Hilfestellungen leisten, wie auch bei der Organisation von Fahrdiensten. Auch bei Sachspenden gebe es Unterstützungsmöglichkeiten. Wichtig sei jedoch eine Koordination der Unterstützung, um Missverständnisse zu vermeiden.


Liste für freiwillige Helfer

Der Vorsitzende des DGB-Ortsverbandes Xaver Kerber reagiert deutlich auf einige Einwände und die Frage nach den Mietkonditionen des Kreises mit dem Vermieter. Das geplante Objekt sei vier Jahre ohne Erfolg zum Verkauf gestanden. Er wies auf die Plakate am Ortseingang hin und forderte seine Mitbürger auf, dies nun umzusetzen.
Beim Bürgermeister soll nun eine Liste aufgelegt werden, in die sich freiwillige Helfer eintragen können. Dies sei auch per E-Mail unter alfred@weinbau-guendling.de möglich. Die Interessierten werden zu einem Treffen eingeladen.