Die Insekten werden beim Ein- und Ausflug am High-Tech-Bienenstock gezählt. Dies und anderes konnten die Besucher auf der Bienenweide in Aura erfahren.
Es surrt und summt auf der Wiese. Die Besucher, die nach Aura gekommen waren, wollten sich über Bienen informieren. Dass es auch einen High-Tech-Bienenstand dort gibt, wussten sicher nicht alle Teilnehmer. Der Bund Naturschutz und "HOBOS" hatten zu dem Bienentag eingeladen. HOBOS oder "Honeybee Online Studies" ist ein Projekt der Universität Würzburg mit Bienenstöcken in Aura.
Auf dem eingezäunten Areal des alten, 1962 errichteten Wasserwerkes, das seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb ist, wurde eine Bienenweide eingerichtet. Ein Stück weiter auf einem benachbarten Bauernhof ist einer der High-Tech-Bienenstöcke von HOBOS aufgestellt. Noch sieht der Bienenstock "ganz normal" aus und doch ist hier schon jede Biene ein Filmstar, so sie denn "gechipt" ist. Eine winzig kleine, individuelle Markierung zwischen den Flügeln gibt der Biene ihren Namen - eine Industriekamera über dem Einflugloch zeichnet sekundengenau jeden Ein- und Ausflug von jedem Tier auf. Bislang kann somit erkannt werden, wie lange und wie oft jede einzelne Biene auf Futtersuche war. Mit der Vernetzung der im Bau befindlichen Wetterstation ergeben sich völlig neue Werte. Angedacht ist auch, dass die Bienen automatisch elektronisch gewogen werden. Technisch sei dies möglich, ebenso eine Analyse des hereingebrachten Pollens, alles natürlich völlig berührungslos für das Tier, sofern es "seinen Namen" auf dem Rücken trägt. Dies allerdings geschieht noch händisch, das heißt, jede Biene bekommt ihr winziges Nummernschild mit einem Minitropfen Spezialkleber für die nächsten rund 50 Tage zwischen die Flügel gepappt. Rund 50 Tage leben die Sommerbienen im Schnitt und das Markieren geschieht am besten bei den ganz jungen Bienchen, da dann der Stachelapparat noch nicht so ausgebildet sei. Sei das System einmal komplett installiert und vernetzt, denn Aura ist nur eine von vielen High-Tech-Bienenstöcken, dann könne man auf den Punkt genau sagen, welche Biene fleissig und welche weniger ertragreich sei. Natürlich auch, welche Biene was und wieviel in den Stock zum Überleben der Anderen bringt. Es mag schon seltsam anmuten, diese Überwachung, rettet aber vielleicht auch Hunderte von Bienenvölkern vor dem Aussterben.
Auf der zuvor besichtigten Bienenweise blüht nicht nur die Veitshöchheimer Bienenfuttermischung aus Buchweizen, Phacelia, Sonnenblumen und vielen Hülsenfrüchten das ganze Jahr hindurch, Hartmut Vierle hat auch den stillgelegten Brunnen wieder reaktiviert. So wird zum einen die Bienenweide regelmäßig bewässert und außerhalb der Umzäunung wurde für Landwirte und Kleingärtner eine Wasserentnahmestelle geschaffen. "Kein Trinkwasser" ist dem Schild zu entnehmen, denn dieses Auraer Wasser ist ohne Chlor und ungefiltert.
Auf der Bienenweide stehen augenblicklich drei Bienenstöcke, eine Wetter-Meßstation inmitten der blühenden Fläche ist gerade im Aufbau. "Wir sind halt kein großes Forschungsprogramm, so dass wir neben einigen EU-Mitteln vor allem auf Sponsoren angewiesen sind", sagt Hartmut Vierle, der in Aura beheimatet und für das hiesige Projekt der Uni Würzburg für Technik und Entwicklung zuständig ist.
Den rund 50 Besuchern, unter ihnen zahlreiche Kinder, erklärte Biologin Simone Hepp, an Hand einer Insektenbestimmung, welch andere, meist geflügelte Gäste, die Bienenweide sonst noch so aufsuchen. Ein Gang durch Aura mit seinen neu angelegten Grünflächen an den Straßenrändern, hin zu einem Hobbyimker am Ortsrand, beendete die gut dreistündige Führung über die Bienenweide.