Die Großbaustelle mitten in der Innenstadt wird zunehmend zum Zankapfel: Vor mehr als sechs Wochen zogen die Pflasterer ab, Anwohner und Geschäftsleute sind sauer. Spätestens am Donnerstag soll es laut Baufirma weitergehen.
Ausbleibende Kunden, Stolperfallen auf dem Weg zum Saal der Freien Christengemeinde Saaletal, wütende Anwohner: Die Beschwerden über den Stillstand auf der Baustelle Bahnhofstraße kamen am Montagabend auch in der Stadtratssitzung an. "Ich verstehe den Ärger der Anwohner und Geschäftsleute voll und ganz", sagte Bürgermeister Armin Warmuth (CSU), und: "Ich kann mich nur entschuldigen, obwohl ich an der Stelle wenig dazu kann." Am Ortstermin mit Stadträten in der vergangenen Woche habe auch ein Gutachter teilgenommen. Ergebnis: "Zum Teil sind die Steine nicht ordnungsgemäß gesägt, teilweise sind sie angebrochen, teilweise ganz zerbrochen", sagte Warmuth. Aber: "Der Gutachter hat auch gesagt: Es ist nicht alles schlecht."
"Die Situation dort ist - sehr vorsichtig ausgedrückt - unbefriedigend", sagte Warmuth weiter. Seit der zweiten Augustwoche seien keine Pflasterer mehr gesichtet worden. Nach dem Urlaub, der längstens bis 23. August dauern sollte, seien sie einfach nicht mehr zurückgekommen. Warmuth habe deshalb mittlerweile direkt mit Toni Schick gesprochen, zu dessen Unternehmensgruppe die ausführende Firma Burger Bau gehört: "Ich habe die Zusage bekommen, dass spätestens am Donnerstag Verleger vor Ort sind und die Arbeiten weitergehen", sagte Warmuth. Zudem sollen die Probleme mit der Baustelle in einem Treffen aufgearbeitet werden.
Schick: Zusammenarbeit beendet
"Wir mussten die Zusammenarbeit mit der bisherigen Firma beenden", sagt Toni Schick selbst auf Nachfrage der Redaktion. Zu den Gründen macht er keinen Angaben, nur: "Das klären wir direkt mit dem Auftraggeber." Auch Schick äußert Verständnis für die Situation der Anwohner, deshalb sei nun schnell eine Fachfirma gesucht worden, die auch einen Arbeitsbeginn noch in dieser Woche zugesagt habe.
In die Kritik geriet in der Stadtratssitzung erneut die Verlegung des Pflasters in einem Zickzack-Muster. "Ich selbst hätte sie so nicht verlegt, aber der Stadtrat ist dem Vorschlag des Architekten gefolgt", kommentierte Stadtbaumeister Detlef Mohr die Entscheidung, und: "Wenn das die richtige Firma macht, kann das gut aussehen." Auch Toni Schick bezeichnet auf Nachfrage den gewählten Pflasterverband als "handwerklich und technisch sehr komplex".
"Bis jetzt kann ich nicht sagen, dass die Bahnhofstraße schöner aussieht als vorher", fasste CSU-Stadträtin Gudrun Kleinhenz ihre Kritik zusammen. Anwohner hätten sich im Stich gelassen gefühlt, bereits im April habe sie die aus ihrer Sicht schlechte Kommunikation mit den Bürgern kritisiert. "Die Straße muss doch an die historische Bausubstanz angeglichen werden und nicht umgekehrt", reagierte sie auf einen Fall, bei dem möglicherweise ein altes Hoftor abgesägt oder höher gesetzt werden muss. "Es wäre die Aufgabe des Planers gewesen, das einzuarbeiten."
"Wenn es irgendwo Mängel gibt, müssen die behoben werden", stellte Stadtbaumeister Mohr klar. Etliche Punkte würden auch noch überprüft. Allerdings verwies der Stadtbaumeister auch darauf, dass es bei den meisten der zahlreichen Zugänge und Zufahrten gut geklappt hätte: Zum Teil hätten Anwohner jetzt eine Stufe weniger in ihre Gebäude, kleinere Abweichungen seien einvernehmlich ausgeglichen worden. Schließlich sei der Straßenkörper insgesamt angehoben worden, zudem mussten in einigen Abschnitten große Quergefälle der Gehwege ausgeglichen werden.
Vorwürfe zurückgewiesen
Mohr wehrte sich auch gegen den Vorwurf unter anderem von CSU-Stadtrat Detlef Heim, dass die Bauabteilung zu selten vor Ort gewesen sei. "Wir haben ständig auf Mängel hingewiesen", stellte Mohr klar. Einige seien behoben worden, bei anderen sei es danach eher noch schlechter geworden. Zudem verteidigte er auch die Kommunikation mit den Anwohnern: "Der Bauleiter ist auch auf die Eigentümer zugegangen und hat informiert", betonte Mohr.