Fast drei Stunden begeisterten "The 12 Tenors" im Max-Littmann-Saal in Bad Kissingen. Lässig präsentierte das Ensemble sich und seine Stücke.
"Bad Kissingen - gebt alles!", lautete die Aufforderung beim Konzert von "The 12 Tenors" im sehr gut besuchten Regentenbau. Und das Kissinger Publikum gab alles, um ein tolles Konzert zu einem unvergesslichen Abend zu machen. Vom ersten Ton des italienischen Gassenhauers "Funiculi Funicula" bis zum melancholischen Ausklang mit "Time to say goodbye" von Andrea Bocelli begeisterten die zwölf Sänger mit ihren Arrangements die Gäste im Max-Littmann-Saal - und die bedankten sich mit "Standing Ovations" und überschäumenden Beifall.
Bühnendekoration - spärlich, nur sechs antike Säulen. Veranstaltungstechnik - reichlich, damit der ganze Max-Littmann-Saal zu den jeweiligen Stücken illuminiert und jeder Ton auch auf dem hintersten Platz gehört werden kann. Live-Band - mit zwei Mal Keyboard und ein Mal Schlagzeug sowie elektronische Hilfen aus dem Off dezent im Hintergrund, so dass Stimmen und Akteure im Rampenlicht bleiben konnten. "The 12 Tenors" - zwölf jugendlich wirkende Sänger, die mit tollen Stimmen die 25 Lieder darboten und jedes Stück mit einer Choreographie performten, die dankenswerter Weise nicht dem hektischen Herumgehüpfe von Boygroups nacheiferte.
Welthits von klassisch bis modern
Schwarzer Anzug, weißes Hemd, offener Kragen - lässig präsentierte sich die Truppe, als sich ihre Silhouetten aus der obligatorischen Nebelwand lösten, und genauso lässig agierten sie während des fast dreistündigen Auftritts auf der Bühne. Für die "Millenium Tour" hatte sich das Ensemble Welthits von klassisch bis modern ausgesucht und publikumstauglich arrangiert. Damit bewegte man sich einerseits auf der sicheren Seite, denn nichts Unbekanntes irritierte die Gäste bei den geplanten 100 Auftritten, und man löste andererseits von Anfang einen hohen Mitmach-Reflex aus, denn der Funke springt sehr schnell auf die Gäste über. Das international besetzte Ensemble erfreute nicht nur durch die Qualität seiner Stimmen, sondern vor allem durch die gelungene Mischung dieser Stimmen in den Arrangements, mit einem Wechsel zwischen grandiosen Solo-Einlagen, perfekt abgestimmten Duetten und kraftvollem Chor.
Auch in Bad Kissingen hat sich dieses durchdachte Konzept mit einem gelungenen Wechsel zwischen getragenen Stücken und schwungvollen Rhythmen bestens bewährt. Die klassische Richtung wurde mit "Nessun Dorma" und "Granada" oder italienischen Evergreens wie "La Donne e Mobile" oder "O Sole Mio" ebenso präsentiert wie das ruhige Moderne mit "Halleluja" von Leonard Cohen, "My Way" von Frank Sinatra, "Sound of Silence" von Simon & Garfunkel oder "Don't cry for me Argentina". Eine Hommage an die Beatles und an Michael Jackson begeisterte die Gäste ebenso wie Tom Jones Hit "Delilah" oder "Bohemian Rhapsody" von Queen. Stimmgewaltig agierte der ausgebildete Opernsänger Alexander Herzog neben Musical-erfahrenen Akteuren wie Leo Roberts oder Pavarotti-Fan Julian Dionne, der die sanften Töne Italiens verkörperte - nur noch übertroffen von den fast 800 Stimmen im Saal als gemeinsam "Dein ist mein ganzes Herz" intoniert wurde.
Niemanden hielt es mehr auf seinem Sitzplatz
Aber eigentlich ist es nicht richtig, nur einzelne Akteure und einige Musikstücke herauszugreifen. Alles war perfekt inszeniert und arrangiert, und ab der zweiten Hälfte folgten immer mehr Gäste der Moderation, mitzumachen - und damit war nicht das Mitklatschen im Sitzen gemeint: Ab "Music (was my first love)" von John Miles hielt es niemanden mehr auf seinem Sitzplatz. Auf die lapidare Bewertung "eigentlich ganz nett" durch den Journalisten, folgte die spontane Zurechtweisung durch eine begeisterte Besucherin: "Das war ganz toll, das ist schließlich die Millenium Tour" - dem Urteil schließt sich der Verfasser dieser Zeilen an.