Mehrere, teils stundenlange Stromausfälle haben die Menschen in verschiedenen Teilen des Landkreises an die Abhängigkeit von einer stabilen Energieversorgung erinnert. Das Bayernwerk tauschte zwei 20-Kilovolt-Leitungen in der Region aus, weitere folgen.
Sieben Stunden ohne Strom? "Wir haben es mit Humor genommen", kommentiert Wolfgang Wittmann aus Rannungen einen Blackout in Rannungen am 21. August. Gegen 15 Uhr war der Strom weg, erst kurz vor Mitternacht kam er wieder. "Wir haben in der ganzen Wohnung Kerzen aufgestellt", berichtet Wittmann, und: "Kühlschrank und Gefriertruhe haben wir möglichst zu gelassen." Auch wenn er es mittlerweile mit Humor sieht, machte er sich doch während des Blackouts auch Sorgen: "Niemand konnte uns sagen, wie lange es noch dauert, irgendwann war auch das Handy leer", erinnert er sich. Klar war auch, dass sie solange wach blieben, bis der Strom wieder da ist, um dann nach dem Rechten zu schauen.
Ganz so harmlos wie bei Wittmanns war es nicht für alle in Rannungen, weiß Bürgermeister Fridolin Zehner (CBB/FW). Eine Familie mit einem Pflegefall habe ihm zum Beispiel berichtet, dass das Pflegebett nicht mehr verstellbar war und wichtige Technik ausfiel. Auch moderne Elektronik brauche oft dauerhaft Energie: "Wenn manche Fernseher oder Herde mehrere Stunden keinen Strom haben, müssen sie wohl aufwendig neu programmiert werden", sagt Zehner.
"Meine größte Sorge war, dass wir kein Wasser mehr haben", berichtet der Bürgermeister. Schließlich habe die Gemeinde relativ kleine Hochbehälter. Zum Glück seien allerdings die Trinkwasser-Brunnen außerhalb des Ortes nicht betroffen gewesen. "Sonst wäre es nach sieben Stunden am Samstagabend bestimmt knapp geworden beim Trinkwasser." Zehner ist froh, dass trotz des Vorfalls an einem Samstag schnell Monteure aus Bamberg vor Ort waren. Sie stellten einen Schaden in der Bergstraße fest: Eine rund hundert Meter lange Leitung von einem Mast zur Trafo-Station war defekt. Aus Fuchsstadt und Hofheim wurden Stromaggregate herbeigefahren, die Rannungen ab kurz vor Mitternacht versorgten. Am Sonntag habe es dann einen Versuch gegeben, den Strom wieder einzuschalten, allerdings gab es erneut 40 Minuten Blackout. Am Montag sei schließlich die bereits mehrfach reparierte Leitung komplett ausgewechselt worden.
Bis zu 7000 Haushalte betroffen
Von dem Stromausfall waren Orte wie Oerlenbach, Dittelbrunn, Rannungen, Arnshausen und Sulzthal betroffen. Genau in diesen Orten war am Dienstag, 7. September, gegen 4.15 Uhr erneut der Strom weg. Laut Bayernwerk-Sprecher Michael Bartels reichten die jüngsten Ausfälle von einer Minute in Rannungen oder Oerlenbach bis zu rund einer Stunde in Sulzthal. Laut Bayernwerk waren am 21. August rund 7000 Haushalte, in dieser Woche rund 5000 Haushalte betroffen. Die Netzleitstelle habe durch Schaltmaßnahmen die meisten Haushalte jeweils schnell wieder versorgt, an einigen wenigen Stellen seien allerdings Notstromaggregate oder der Umweg übers Niederspannungsnetz notwendig gewesen. In Rannungen habe es gleich mehrere Kurzschlüsse auf einem Teilstück gegeben. Für den jüngsten Blackout wurde die Ursache in Sulzthal lokalisiert: In der Hauptstraße nahe der Kreuzung Brünnleinstraße haben Mitarbeiter der Firma Omexom noch am Dienstag den Gehweg aufgegraben und das 20-Kilovolt-Kabel repariert. Die Firma war zufällig vor Ort, weil in der Straße "Am Lagberg" eine neue Verteilerstation gesetzt wird. Keine 20 Meter von der jetzigen Schadstelle entfernt hatte es bereits im August 2019 einen ähnlichen Schaden gegeben. Deshalb stellt sich die Frage: Wie alt sind die Kabel? Wie sicher ist das Stromnetz?
"Solch ein Kurzschluss an einem Erdkabel kann hierbei mehrere Ursachen haben", berichtet Bartels. Wenn eine der jeweils drei Einzelkabel beschädigt werde, sei das noch kein Problem, aber: "Wenn zwei von drei Phasen ausfallen, ist Schluss." Bayernwerk spricht dann von einem "Doppelerdschluss". Häufigste Ursachen für Beschädigungen seien Bauarbeiten etwa für die Erschließung eines Baugebietes oder Bewegungen im Erdreich. Und: "Ein spitzer Stein kann über die Jahre die Kunststoffisolierung eines Kabels beschädigen, Wassereinlagerungen können das Material spröde machen", nennt Bartels weitere Beispiele.
Manche Orte noch ohne Ringschluss
Die Monteure hätten vor Ort nach Öffnung des Kabelgrabens "Beschädigungen und starke Verrußungen" an einem Teilstück festgestellt. An einer anderen Stelle war laut Bayernwerk eine Verbindung zwischen zwei Teilstücken beschädigt. Deshalb sei das Kabel komplett ausgetauscht worden. "Solche Kabelschäden kommen vor, nicht nur in Rannungen in Unterfranken, sondern auch in Ortschaften in Altbayern, Schwaben oder anderen Teilen Deutschlands", sagt Bayernwerk-Sprecher Bartels. Dabei spiele natürlich auch das Alter eine Rolle: Das ausgetauschte Kabel lag seit 1975 in der Erde. Generell hätten Erdkabel allerdings sogar eine niedrigere Störanfälligkeit, Freileitungen würden oft durch Sturm, Verkehr oder Vögel beschädigt.
In Sulzthal und Rannungen komme erschwerend hinzu, dass beide Orte über eine Stichleitung versorgt werden. Versorgungsgebiete mit Ringleitungen könnten über die andere Seite des Ringes weiter versorgt werden, bei einer Stichleitung sei das nicht möglich. Laut Bartels hat Bayernwerk für die beiden Reparaturen rund 65 000 Euro aufgewendet.