Seit vielen Jahren beschäftigen sich die Kommunalpolitiker mit einer Nutzung des leerstehenden Ratskellers in Wildflecken. "Das Gebäude an sich ist nach den vielen Jahren Leerstandes nicht mehr zu verwenden. Es muss abgerissen werden", so Kleinhenz. Unter dem Arbeitstitel "Arcaden Wildflecken" wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das einen kompletten Neubau vorsieht, um neue Übernachtungsmöglichkeiten und eine gastronomische Nutzung zu ermöglichen. Gespräche wurden auch mit Ärzten geführt, um möglicherweise eine Praxis an den Rathausplatz zu locken. Aber man müsse aktuell einen Wandel in der ärztlichen Versorgung auf dem Lande feststellen. "Den klassischen Landarzt, der rund um die Uhr für die Patienten erreichbar ist, wird es in Zukunft nicht mehr geben", machte Kleinhenz klar. Daher müsse man sich eher Überlegungen hinsichtlich eines Ärztehauses machen, um langfristig die Versorgung in Wildflecken sicherzustellen. Das würde dann bedeuten, dass es in der Marktgemeinde eine Art Ärztefiliale gibt, die nur zu bestimmten Zeiten geöffnet und personell besetzt ist.
Auch der Bereich "Betreutes Wohnen" soll in den "Arcaden Wildflecken" Einzug halten. Das Gesamtprojekt wurde zusammen mit der Firma Albert-Haus (Burkardroth) ins Leben gerufen, die aktuell nach potenziellen Investoren sucht. "Wir werden weiter dafür kämpfen. Es wäre für Wildflecken ein absoluter Gewinn, wenn das funktioniert."
Die zahlreichen Themenfelder aus der Bad Brückenauer Rhönallianz stellte Bürgermeister Kleinhenz den Zuhörern vor. Dabei ging es auch um die Lösung der Abwasserfrage. Aktuell werden im oberen Sinngrund drei Kläranlagen betrieben: eine in Wildflecken, eine in Oberbach und eine in Riedenberg. Alle Anlagen sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Langfristig sucht die Marktgemeinde nach einer kostengünstigen Lösung, die innerhalb der Brückenauer Rhönallianz konzipiert wird. Klar ist schon jetzt, dass die Gemeinde eine mögliche neue Kläranlage nicht mehr direkt in Wildflecken, sondern in Oberbach bauen will. Aus diesem Grund wird ein Kanal zwischen Wildflecken und Oberbach gebaut. Ob jemals eine ganz große Lösung mit dem Anschluss der Wildfleckener an die Kläranlage der Stadt Bad Brückenau in Trübenbrunn kommen wird , steht derzeit in den Sternen. "Wir müssen eine Lösung finden, welche die Hauseigentümer in der Gemeinde nicht überstrapaziert." Auch eine ökologisch vorteilhafte Lösung dürfe nicht zu Lasten der Bürger gehen, die letztlich die Abwasserentsorgung voll bezahlen müssen.
Fragen der Bürger: Die Fragen der Wildfleckener Bürger drehten sich um die steigende Verschuldung der Gemeinde. "Wir müssen sicherlich auch weiterhin jede Investition auf den Prüfstand stellen", antwortete Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW). "Aber der Gemeinderat hat sich klar hinter die Sanierung der Grundschule gestellt. Das ist ein Jahrhundertprojekt. Es ist für den Markt Wildflecken ganz entscheidend, dass wir eine moderne Schule bekommen." Auch die Investitionen in die Wasserversorgung und in die Abwasserentsorgung seien unvermeidbar.
Ein weiterer Diskussionspunkt war die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge. "Mit dieser Frage habe ich gerechnet", so Kleinhenz. Allerdings wisse die Kommune noch nicht, wie in Zukunft Straßensanierungen und Straßenausbauten finanziert werden. Klar ist nur, dass die Anlieger nicht mehr herangezogen werden dürfen, wenn Straßen saniert werden. Möglicherweise werde es eine bayernweite Lösung geben. Das Thema beschäftige derzeit alle Kommunen in Deutschland.
Elektro-Ladestationen für E-Bikes und E-Autos gibt es in Wildflecken aktuell noch nicht. Auch das beschäftigt die Bürger. Vorreiter wird hierbei das Haus der Schwarzen Berge mit einer neuen Ladestation sein. "Lade-Infrastruktur ist wichtig an Standorten, wo die Nutzer einige Zeit sinnvoll verbringen können", so Kleinhenz. Daher müsse man vorschnelle Lösungen vermeiden, die dann gar nicht genutzt werden. "Der gesamte Automarkt wird sich in den kommenden fünf Jahren wenden. Das wird uns mit Sicherheit weiterhin beschäftigen. Aber es ist nicht Aufgabe einer Gemeinde, Tankstellen oder Ladestationen selbst zu betreiben."
Nachfragen gab es zu den begonnenen Bauarbeiten an der Tankstelle am Ortseingang. Kleinhenz erklärte, dass in diesem Bereich Waschboxen gebaut werden. Diese werden dann vom gleichen Betreiber angeboten, der auch die Tankstelle bewirtschaftet. Ausführlich diskutiert wurde über illegale Müllentsorgung an ganz unterschiedlichen Stellen in der Gemeinde. "Man muss sich immer wieder die Frage stellen, warum manche Menschen so unvernünftig sind", so Kleinhenz. Es gebe so viele ganz legale Möglichkeiten der Müllentsorgung, dass diese "wilden Müllhalden" absolut unnötig sind.