Wildflecken: Schüler müssen noch warten

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Vor der Grundschule steht noch schweres Gerät. Die Sanierung wird wohl erst 2019 beendet sein. Foto: Sebastian Schmitt
Vor der Grundschule steht noch schweres Gerät. Die Sanierung wird wohl erst 2019 beendet sein. Foto: Sebastian Schmitt

Umzug der Schüler aus der Kaserne verschiebt sich wohl auf das Jahr 2019. Marktgemeinde hofft weiterhin auf das neue Rechenzentrum der Bundeswehr.

Der verspätete Umzug der Schüler aus der Kaserne in die Ortsmitte war eines der Hauptthemen bei der ersten Bürgerversammlung in Wildflecken. Viele Zuhörer kamen in Sportheim. Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) stellte zunächst statistische Daten vor. "Wir haben nach wie vor eine starke Fluktuation", so Kleinhenz. "Die Gesamteinwohnerzahl ist weiterhin leicht rückläufig." Mit insgesamt 18 Eheschließungen in diesem Jahr gibt es einen kleinen Rekord. Die Verschuldung der Gemeinde steigt heuer stark auf insgesamt 3,6 Millionen Euro an. Rücklagen musste die Kommune größtenteils aufbrauchen.

Die Sanierung der Grundschule mit Neubau der Turnhalle ist aktuell das größte Projekt der Marktgemeinde. Neben den insgesamt fünf Grundschulklassen gibt es in Wildflecken noch zwei Mittelschulklassen. "Wir kämpfen auch weiterhin darum, dass wir ein Mittelschulstandort bleiben." Kleinhenz ging auch im Detail auf die Auszeichnung der Schule in Sachen Inklusion ein. "Vom gesamten Lehrerkollegium wird hervorragende Arbeit geleistet."

Verschoben werden muss allerdings der Umzug der Schüler aus der Wildfleckener Rhönkaserne in die Grundschule, die derzeit noch saniert wird. "Die Arbeiten sind zeitlich in Verzug geraten." Voraussichtlich werden die Arbeiten nicht bis zu den bevorstehenden Weihnachtsferien fertig. Gerade im Außenbereich kommt nun auch noch das Rhöner Wetter als Unsicherheitsfaktor hinzu. "Wir müssen wohl noch ein paar Monate warten." Bis dahin verbleiben die Schüler weiterhin in der Rhönkaserne.

Ebenfalls Verspätung gibt es beim Bau des Pumptracks ( eine spezielle Mountainbike-Strecke) samt Freizeitgelände an der Sinn. Hierbei hatte die Altlastenproblematik der Gemeinde einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber die Bauarbeiten werden nun wieder in Gang gebracht. "Ich bin mir sicher, dass wir den Pumptrack im Herbst des kommenden Jahres einweihen können. Wir sind jetzt wieder auf einem guten Weg", so Kleinhhenz. "Der Pumptrack ist ein wichtiger Mosaikstein in unserem gesamten touristischen Gebilde." Das Freizeitgelände wurde einst zusammen mit der Wildfleckener Jugend entworfen, die nun auf die Verwirklichung hofft.

Schleppend läuft der Verkauf von Bauplätzen im Neubaugebiet im oberen Kapellenweg. Von den zahlreichen ursprünglichen Interessenten ist nur noch ein einziger Bewerber übrig geblieben. Kleinhenz forderte die Bürger dazu auf, Augen und Ohren offen zu halten, wenn Familien in der Region bauen wollen.

Zum Thema Bundeswehr sagte der Rathauschef, dass die Gemeinde stolz auf ihren Militärstandort ist. "Wildflecken bekennt sich zur Bundeswehr. Sie ist ein wichtiges Standbein in der Gemeinde." Es werden seit Jahren große Investitionen im Bundeswehrstandort vorgenommen, erklärte Kleinhenz. Von den umfangreichen Sanierungen und Neubauten profitieren auch zahlreiche Firmen in der Region. Weiterhin hofft die Kommune darauf, dass das neu geplante Rechenzentrum der Bundeswehr für Süddeutschland nach Wildflecken kommen könnte. "Wir werben auch weiterhin für den Standort Wildflecken", so Kleinhenz. Dazu sucht die Kommune auch den Kontakt zur großen Politik. "Das wäre ein Gewinn für die gesamte Region. Es wäre ein absoluter Glücksgriff. Die Stärkung des ländlichen Raumes steht ja immer wieder im Raum." Kleinhenz geht davon aus, dass die Entscheidung hinsichtlich des Standortes noch im Jahr 2018 fallen wird. "Dann werden wir sehen, ob unsere Bemühungen Früchte tragen."

Das Haus der Schwarzen Berge in Oberbach ist an den Landkreis Bad Kissingen verkauft worden. "Andernfalls wäre es absolut nicht möglich gewesen, das gesamte Gebäude so umfassend zur sanieren und neu zu gestalten." Im Rahmen des Umbaus sollen auch noch Elektroladesäulen für E-Bikes und Pkw ergänzt werden.

Seit vielen Jahren beschäftigen sich die Kommunalpolitiker mit einer Nutzung des leerstehenden Ratskellers in Wildflecken. "Das Gebäude an sich ist nach den vielen Jahren Leerstandes nicht mehr zu verwenden. Es muss abgerissen werden", so Kleinhenz. Unter dem Arbeitstitel "Arcaden Wildflecken" wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das einen kompletten Neubau vorsieht, um neue Übernachtungsmöglichkeiten und eine gastronomische Nutzung zu ermöglichen. Gespräche wurden auch mit Ärzten geführt, um möglicherweise eine Praxis an den Rathausplatz zu locken. Aber man müsse aktuell einen Wandel in der ärztlichen Versorgung auf dem Lande feststellen. "Den klassischen Landarzt, der rund um die Uhr für die Patienten erreichbar ist, wird es in Zukunft nicht mehr geben", machte Kleinhenz klar. Daher müsse man sich eher Überlegungen hinsichtlich eines Ärztehauses machen, um langfristig die Versorgung in Wildflecken sicherzustellen. Das würde dann bedeuten, dass es in der Marktgemeinde eine Art Ärztefiliale gibt, die nur zu bestimmten Zeiten geöffnet und personell besetzt ist.

Auch der Bereich "Betreutes Wohnen" soll in den "Arcaden Wildflecken" Einzug halten. Das Gesamtprojekt wurde zusammen mit der Firma Albert-Haus (Burkardroth) ins Leben gerufen, die aktuell nach potenziellen Investoren sucht. "Wir werden weiter dafür kämpfen. Es wäre für Wildflecken ein absoluter Gewinn, wenn das funktioniert."

Die zahlreichen Themenfelder aus der Bad Brückenauer Rhönallianz stellte Bürgermeister Kleinhenz den Zuhörern vor. Dabei ging es auch um die Lösung der Abwasserfrage. Aktuell werden im oberen Sinngrund drei Kläranlagen betrieben: eine in Wildflecken, eine in Oberbach und eine in Riedenberg. Alle Anlagen sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Langfristig sucht die Marktgemeinde nach einer kostengünstigen Lösung, die innerhalb der Brückenauer Rhönallianz konzipiert wird. Klar ist schon jetzt, dass die Gemeinde eine mögliche neue Kläranlage nicht mehr direkt in Wildflecken, sondern in Oberbach bauen will. Aus diesem Grund wird ein Kanal zwischen Wildflecken und Oberbach gebaut. Ob jemals eine ganz große Lösung mit dem Anschluss der Wildfleckener an die Kläranlage der Stadt Bad Brückenau in Trübenbrunn kommen wird , steht derzeit in den Sternen. "Wir müssen eine Lösung finden, welche die Hauseigentümer in der Gemeinde nicht überstrapaziert." Auch eine ökologisch vorteilhafte Lösung dürfe nicht zu Lasten der Bürger gehen, die letztlich die Abwasserentsorgung voll bezahlen müssen.

Fragen der Bürger: Die Fragen der Wildfleckener Bürger drehten sich um die steigende Verschuldung der Gemeinde. "Wir müssen sicherlich auch weiterhin jede Investition auf den Prüfstand stellen", antwortete Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW). "Aber der Gemeinderat hat sich klar hinter die Sanierung der Grundschule gestellt. Das ist ein Jahrhundertprojekt. Es ist für den Markt Wildflecken ganz entscheidend, dass wir eine moderne Schule bekommen." Auch die Investitionen in die Wasserversorgung und in die Abwasserentsorgung seien unvermeidbar.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge. "Mit dieser Frage habe ich gerechnet", so Kleinhenz. Allerdings wisse die Kommune noch nicht, wie in Zukunft Straßensanierungen und Straßenausbauten finanziert werden. Klar ist nur, dass die Anlieger nicht mehr herangezogen werden dürfen, wenn Straßen saniert werden. Möglicherweise werde es eine bayernweite Lösung geben. Das Thema beschäftige derzeit alle Kommunen in Deutschland.

Elektro-Ladestationen für E-Bikes und E-Autos gibt es in Wildflecken aktuell noch nicht. Auch das beschäftigt die Bürger. Vorreiter wird hierbei das Haus der Schwarzen Berge mit einer neuen Ladestation sein. "Lade-Infrastruktur ist wichtig an Standorten, wo die Nutzer einige Zeit sinnvoll verbringen können", so Kleinhenz. Daher müsse man vorschnelle Lösungen vermeiden, die dann gar nicht genutzt werden. "Der gesamte Automarkt wird sich in den kommenden fünf Jahren wenden. Das wird uns mit Sicherheit weiterhin beschäftigen. Aber es ist nicht Aufgabe einer Gemeinde, Tankstellen oder Ladestationen selbst zu betreiben."

Nachfragen gab es zu den begonnenen Bauarbeiten an der Tankstelle am Ortseingang. Kleinhenz erklärte, dass in diesem Bereich Waschboxen gebaut werden. Diese werden dann vom gleichen Betreiber angeboten, der auch die Tankstelle bewirtschaftet. Ausführlich diskutiert wurde über illegale Müllentsorgung an ganz unterschiedlichen Stellen in der Gemeinde. "Man muss sich immer wieder die Frage stellen, warum manche Menschen so unvernünftig sind", so Kleinhenz. Es gebe so viele ganz legale Möglichkeiten der Müllentsorgung, dass diese "wilden Müllhalden" absolut unnötig sind.