Pfarrer Mariusz Dolny wurde als Leiter der katholischen Pfarreiengemeinschaft Oberer Sinngrund offiziell eingeführt. Der 54-Jährige fährt gerne mit dem Rad.
Pfarrer Mariusz Dolny wurde am Sonntag in der voll besetzten Oberbacher Kirche Mariä Himmelfahrt als neuer Leiter der katholischen Pfarreiengemeinschaft Oberer Sinngrund offiziell eingeführt. Die Pfarreiengemeinschaft umfasst die vier Orte Riedenberg, Oberbach, Wildflecken und Oberwildflecken. Der 54-jährige Pfarrer bekam von Dekan Armin Haas symbolisch den Kirchenschlüssel überreicht. Dolny griff die Schlüsselübergabe in seiner Predigt immer wieder auf. "Dass ich auch einen Schlüssel zu den Herzen der Menschen finde, das ist in der Tat heute mein Wunsch, aber auch auch ein bisschen meine Sorge", sagte Mariusz Dolny. Denn noch wisse man nicht, ob es gelingen kann, einen Zugang zu den Herzen aller Menschen in Wildflecken, Oberwildflecken, Oberbach und Riedenberg zu finden. Die Erwartungen der Gläubigen an einen neuen Pfarrer seien sehr unterschiedlich. "Kein Mensch kann den Erwartungen aller anderen Menschen in gleicher Weise gerecht werden. Natürlich hoffe ich, dass ich bei den Menschen gut ankomme. Und ich wünsche mir, dass mich die Menschen im Oberen Sinngrund als ihren neuen Pfarrer annehmen. Mit all meinen Ecken und Kanten."
Der herzliche Empfang bei der Einführung in Oberbach mache ihm viel Mut, sagte Dolny. Auch die voll besetzte Kirche sei ein Zeichen der Wertschätzung. "Ich fühle mich hier in der Pfarreiengemeinschaft Oberer Sinngrund sehr herzlich willkommen geheißen." Dabei gehe aber nicht darum, sich bei allen Menschen beliebt zu machen und von allen geliebt zu werden. Denn mit der Verkündigung des Evangeliums könne man auch schon mal anecken. Ein Pfarrer müsse auch unbequeme Wahrheiten aussprechen, die eben nicht jedem Menschen gefallen. Zusammen mit den Menschen im Oberen Sinngrund wolle Dolny eine offene, eine einladende Kirchengemeinde schaffen. Dabei möchte er auf Neuzugezogene aktiv zugehen, aber auch auf Leute, die der christlichen Kirche bereits den Rücken zugewandt und sich vom Glauben verabschiedet haben. Pfarrer Mariusz Dolny betonte, dass auch er einen ökumenischen Weg weitergehen wolle. Denn es sei Aufgabe der Christen, allen Menschen unserer Zeit von der Liebe Gottes und von Jesus Christus zu berichten. "Dafür möchte ich mich einsetzen."
Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) beschrieb die unterschiedlichen gewachsenen Strukturen in den Ortsteilen Oberbach, Wildflecken und Oberwildflecken. Während Oberbach ein über Jahrhunderte historisch gewachsenes Rhöndorf ist, zeichnen sich Wildflecken und Oberwildflecken durch eine heterogene Bevölkerungsstruktur mit Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft aus. In punkto Lebensqualität und Freizeitgestaltung habe die Marktgemeinde einiges zu bieten. Kleinhenz machte deutlich, dass man mit der Kirche noch einmal über die Zukunft des Oberbacher Jugendraumes sprechen wolle. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es nur in Oberwildflecken und Wildflecken regelmäßig geöffnete Jugendräume. In Oberbach ist letztlich die Kirchengemeinde Entscheidungsträgerin, weil sie auch Eigentümerin des Pfarrheimes ist, in welchem der derzeit geschlossene Jugendraum mit dem Namen "Kern" untergebracht ist. Die geographische Lage Wildfleckens mitten im Biosphärenreservat Rhön biete zahlreiche Möglichkeiten zur aktiven Freizeitgestaltung mit Radfahren oder Wanderungen. In direkter Nähe zur Oberbacher Kirche befindet sich das Haus der Schwarzen Berge, das nicht nur eine Umweltbildungsstätte und ein Anlaufpunkt für Touristen sei, sondern auch Sitz und Zentrale der touristischen Vermarktung der gesamten Rhön. Kleinhenz wünschte dem neuen Pfarrer, dass er möglichst schnell den Zugang zu den Herzen der Menschen finde und sich in der Rhön gut einleben und wohlfühlen kann. Bei einem Rundgang durch alle drei Ortsteile der Marktgemeinde Wildflecken möchte der Bürgermeister dem neuen Pfarrer alle Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten der Kommune vorstellen.
Riedenbergs Bürgermeister Roland Römmelt (CSU) machte kein Geheimnis daraus, dass die Anforderungen und Erwartungen an einen Pfarrer heutzutage ganz enorm sind. Denn ein Priester sei nicht nur Vermittler des Glaubens, sondern auch Moderator, Kommunikator, Manager und Entscheider. Politische Gemeinde und Kirchengemeinde haben in einem kleinen Dorf unzählige Berührungspunkte, so Römmelt. Auch ein Pfarrer könne alle Aufgaben nicht alleine bewältigen, sondern müsse sich auf sein Team verlassen können, um alle Anforderungen zu erfüllen. Römmelt wünschte dem neuen Pfarrer einen guten Start und bei aller Aufgabenfülle auch noch genügend Zeit, um den neuen Radweg durch den Oberen Sinngrund in diesem Sommer ausgiebig zu Trainingszwecken zu testen. Längst habe sich an der neuen Wirkungsstätte von Pfarrer Dolny herumgesprochen, dass dieser ein leidenschaftlicher Radfahrer ist. "Leider haben wir es nicht ganz geschafft, den neuen Radweg Rhöx bis zu ihrem Amtsantritt komplett fertig zu stellen." Aber nach dem Frühjahr sei die neue Trainingsstrecke für den Pfarrer betriebsbereit.
Die evangelische Pfarrstelle in Wildflecken ist im Moment vakant. Pfarrer Carsten Friedel aus Geroda überbrachte aus diesem Grund die Grüße der evangelischen Kirchengemeinde Wildflecken und verwies auf die langjährige Tradition gelebter Ökumene im Oberen Sinngrund. Friedel sprach seinen Wunsch aus, dass der gemeinsame Weg der beiden christlichen Kirchen weitergeführt werden kann. Außerdem hofft er, dass möglichst bald die evangelische Pfarrstelle in Wildflecken wieder besetzt wird. Einstweilen hat Pfarrer Carsten Friedel die Vertretung nach dem Weggang von Pfarrerin Daniele Roth inne.
Vita: Geboren wurde Mariusz Dolny im Jahr 1964 als neuntes von zehn Kindern in Tuchomie im Nachbarland Polen. Nach dem Abitur besuchte Dolny von 1983 bis 1989 das Priesterseminar in Koszalin und wurde am 28. Mai 1989 zum katholischen Priester geweiht. Von 1989 bis 1993 war er Kaplan in Slupsk, von 1993 bis 2002 Direktor im Priesterseminar in Koszalin, von 2002 bis 2005 Pfarrer in Miastko. Ende 2005 entschied sich Dolny dazu, seine Heimat Polen zu verlassen. Seit 2006 ist er in der Diözese Würzburg als Priester tätig. Der Kontakt nach Deutschland bestehe allerdings schon wesentlich länger, nämlich seit dem Jahr 1990. Damals war Dolny als junger Priester in der Diözese Regensburg als Urlaubsvertretung tätig. Auf Anfrage beim Bischöflichen Ordinariat in Würzburg Ende 2005 erfuhr er, dass die Pfarrei in Werneck neu zu besetzen ist. Dolny bewarb sich und betreute von Februar 2006 bis zum September 2008 die Gläubigen in der Kommune im Landkreis Schweinfurt. Im November 2008 wechselte Mariusz Dolny nach Urspringen in den Landkreis Main-Spessart. Hier galt es, mit viel Fingerspitzengefühl die Gläubigen der fünf benachbarten Orte Ansbach, Birkenfeld, Karbach, Roden und Urspringen zu einer Pfarreiengemeinschaft zusammenzuführen. Somit war Dolny seit dem Jahr 2009 für die Katholiken der Pfarreiengemeinschaft "Maria - Patronin von Franken" zuständig.