Nicht nur die Profis, auch die Laien brillieren bei Marianne Blums Aufführung in ihrer Mottener Heimat.
Lecker, lustig und interaktiv, genau, wie von Marianne Blum vorausgesagt, präsentierte sich das Krimi-Dinner in Motten. Der Tatort: das Foyer der Grünen Au. Für den Mords-Spaß sorgten natürlich Marianne Blum, die Autorin und Regisseurin des Stückes, und die Profis an ihrer Seite, aber auch das Publikum.
"Sie dürfen mitspielen, und ich mache ernst mit diesem Begriff", verteilte sie immerhin 26 Zuschauerrollen. Für die Vorstellung hieß das: Fast jeder zweite Zuschauer im Publikum konnte bei dem Theater mitwirken. Und obwohl bei der Rollenvergabe niemand wissen konnte, wen es treffen würde, erwiesen sich einige als überraschende Talente und gingen richtig in ihrer Rolle auf. Da ist zum Beispiel Thomas Hohmann aus Spei cherz in der Rolle des Bürgermeisters. "Und für mich `n Schnaps", diesen Satz wird er an diesem Abend nicht nur drei Mal aufsagen, sondern auch entsprechend trinken.
"Die Rolle finde ich richtig gut", gesteht er ehrlich. Jürgen hat Glück, aus ihm wird Jürgen. Kurz vor dem zweiten Gang des Dinners studiert er kurz seine Rolle und erkennt bereits, dass er in der nächsten Szene besonders auf den Pfarrer achten muss. Da ist bereits Reinhold zu Tode gekommen. Selbstmord oder Herzinfarkt? Der Arzt, kann die Diagnose bereits bekannt geben: "Vergiftet!".
Auch der Koch ist verdächtig
Und sogar Timo Link, seines Zeichens Gastwirt und Koch der Grünen Au, wird als Verdächtiger aus der Küche geholt. "Ich war's nicht", bekundet er lautstark. Gott sei Dank. Schließlich muss er zurück an den Herd, denn dazwischen wird geschlemmt, man genießt das reichhaltige Vier-Gänge-Menü.
"Gelöst und locker", bemerkt eine Zuschauerin.
Ja, es ist erstaunlich, wie schnell das Zusammenspiel zwischen den vielen Zuschauer-Einsätzen und den Profis überhaupt funktionierte, und sogar zunehmend an Fahrt und Eigendynamik gewann, obwohl ja keiner der Zuschauer vorher eingeweiht worden war. Ja, selbst wenn ein Zuschauer mal seinen Einsatz verpasste, wurde das noch eingebaut oder der Zuschauer bastelte sich selbst seinen Text. Ein "Riesenwagnis" nennt Marianne Blum, das Risiko, dass man als Akteure eingehe. Für das wurden jedoch an diesem Abend Publikum und Akteure belohnt.
Die Akteure, das sind drei Männer der bekannten Mundart-Combo "Rhöner Säuwäntzt", und die beiden Damen des Kabarett-Duos "Duelle". Sie waren der Dreh- und Angelpunkt des Stückes, und jeder einzelne Darsteller für sich ein Erlebnis.
Ein echtes Rhöner Original, und dabei absolut liebenswert: Christoph Leipold als Bauer Berthold Helfrich, komisch und voller Dynamik: Martin Caba als vertrottelter Dorfpolizist: "Ich werde den Durchfall schon lösen." Beeindruckend: Christoph Günther als leibhaftiger Tod, knochentrocken und im Hintertreffen beim Wetttrinken mit Marina Gajda. Die trat als Bauer Helfrichs gekaufte ukrainische Frau Olga auf. Nicht weniger überzeugend in ihrer Doppelrolle: Marianne Blum als Top-Journalistin Maribrett Mann und als windiger Energieberater René Rheinfeld.