Warum Wildflecken trotz aller Sorgen Flüchtlinge auch weiterhin offen und freundlich empfängt

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Der alte Ratskeller in Wildflecken wird für eine gastronomische Nutzung und für Wohnzwecke generalsaniert. Mitte des Jahres 2022 soll das Vorhaben abgeschlossen sein.
Der alte Ratskeller in Wildflecken wird für eine gastronomische Nutzung und für Wohnzwecke generalsaniert. Mitte des Jahres 2022 soll das Vorhaben abgeschlossen sein.
Sebastian Schmitt

Der Bürgermeister kritisiert die Informationspolitik der Regierung von Unterfranken und berichtet von einer angespannten Situation an den beiden Kindergärten in Wildflecken und Oberbach.

Erneut hat der Wildfleckener Marktgemeinderat über die geplante Einrichtung eines Übergangswohnheims für bis zu 50 afghanische Ortskräfte durch die Regierung von Unterfranken in Wildflecken diskutiert. "Wir müssen uns allen klar machen, dass der Mietvertrag für das Übergangswohnheim über zehn Jahre laufen wird", so Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW). Dass der Mietvertrag mit dem Investor, der zwei leerstehende Häuser im Ortskern gekauft hatte, seitens die Regierung von Unterfranken mittlerweile schon unterzeichnet sei, habe Kleinhenz "leider nur aus der Presse erfahren". Eine offizielle Mitteilung an die Marktgemeinde sei von der Regierung von Unterfranken nicht gekommen, was Kleinhenz persönlich bedauert.

Trotz aller Ängste, Bedenken und Sorgen versicherte Kleinhenz: "Wir werden die Menschen in unserer Gemeinde Willkommen heißen und hier bei uns aufnehmen. So, wie das Wildflecken in der Vergangenheit immer wieder gemacht hat." Der Rathauschef ergänzte, dass innerhalb der kommenden zehn Jahre seiner Erfahrung nach vermutlich nicht nur afghanische Ortskräfte nach Wildflecken kommen werden. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass dies vermutlich nur in der Anfangszeit so sein wird. Denn irgendwann werden die afghanischen Ortskräfte das Übergangswohnheim verlassen haben und es werden immer wieder neue Menschen auch mit anderer Herkunft kommen, solange der Mietvertrag läuft."

Wildfleckens Bürgermeister Kleinhenz nutzte schließlich die letzte Sitzung des Marktgemeinderates in diesem Jahr für einen detaillierten Jahresrückblick. "Die Pandemie hat uns immer noch fest im Griff", sagte der Rathauschef. Aus diesem Grund mussten im Jahr 2021 die Bürgerversammlungen entfallen, bei denen der Bürgermeister üblicherweise Rückschau hält.

Bei der Einwohnerzahl entwickelt sich die Marktgemeinde zwar stabil, bleibt mit rund 2900 Einwohnern knapp unter der "magischen" 3000er Marke, muss aber weiterhin erhebliche und vor allem ständige Zu- und Wegzüge verkraften. "Mit dieser Problematik haben wir uns in unserer zurückliegenden Sitzung bereits intensiv befasst."

Ausführlich berichtete Kleinhenz über die angespannte Situation an den beiden Kindergärten in Wildflecken und Oberbach. Personell sei man in beiden Einrichtungen an der Belastungsgrenze für die Beschäftigten und somit "am Limit", so Kleinhenz. "Kleinere Ausfälle sorgen bereits dafür, dass der reguläre Betrieb in Gefahr ist. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir Personalreserven schaffen könnten." Außerdem gibt es bereits Wartelisten für Kinder, die aus Kapazitätsgründen derzeit nicht aufgenommen werden können.

An der Sinntalschule in Wildflecken und im Rathaus beschäftigt sich die Kommune aktuell intensiv mit dem Thema Digitalisierung. Die Büros in der Verwaltung sollen möglichst schnell komplett papierlos werden. Nach und nach werden Dokumente digitalisiert und ein entsprechendes Dokumenten-Management aufgebaut.

Zufrieden ist Kleinhenz mit dem neuen Mobilfunkmast in Oberbach. "Die Abdeckung ist gut."

Als "wichtige Investition" bezeichnete Kleinhenz die Neugestaltung des Spielplatzes in Oberbach. Erneut machte der Rathauschef auf den enormen ehrenamtlichen Einsatz von freiwilligen Helfern aufmerksam. Sie und Sponsoren hätten zum Gelingen des Gesamtprojektes beigetragen.

Einen regelrechten Bauboom erlebt die Marktgemeinde im Neubaugebiet am oberen Kapellenweg. Im Jahr 2021 wurden insgesamt im gesamten Gemeindegebiet fast 40 Bauanträge gestellt. "Ein kleiner Rekord", machte Kleinhenz klar. Aufgrund des anhaltenden Baubooms machen sich die Marktgemeinderäte derzeit Gedanken darüber, wo neues Bauland zur Verfügung gestellt werden kann.

"Das Thema Kläranlage wird uns in den nächsten Jahren außerdem intensiv beschäftigen. Das werden spannende Zeiten."

Als "sehr erfreulich" bezeichnete Kleinhenz den Verkauf des alten Ratskellers, der künftig gastronomisch und zu Wohnzwecken genutzt wird. Aller Voraussicht nach Mitte des Jahres 2022 soll die umfangreiche Generalsanierung des ehemaligen Hotels am Rathausplatz abgeschlossen sein.

Auch der alte Wildfleckener Bahnhof wurde verkauft. Im historischen Gebäude selbst sollen Schulungsräume zum Thema Bahnverkehr entstehen. Auch der komplette Außenbereich rund um den Bahnhof soll umgestaltet werden. Geplant sind zum Beispiel dauerhafte und variable Ausstellungen von Bahn-Fahrzeugen. "Wir hoffen alle, dass es im kommenden Jahr zügig vorangeht", so der Bürgermeister.

Zum Thema Bundeswehr berichtete Kleinhenz, dass der Neubau des Rechenzentrums in der Wildfleckener Rhönkaserne eine Art "Lebensversicherung für den Standort" sei. Allein hierfür werde der Bund rund 70 Millionen Euro investieren und darüber hinaus viele weitere Millionen in die Sanierung von Gebäuden und Infrastruktur stecken. All dies spreche dafür, dass der Bundeswehr-Standort Wildflecken längerfristig erhalten bleibe.

Nachdenklich wurde Kleinhenz, als er auf das Thema Jugend zu sprechen kam. "Ich hoffe persönlich sehr, dass den Kindern und Jugendlichen nicht noch weitere Jahre ihrer wertvollen Jugend verloren gehen. Die jungen Menschen leiden extrem in der aktuellen Pandemie. Das sollten wir alle nicht vergessen."