Erwin Müller und Altbürgermeister Karl Will singen seit 65 Jahren.
Als in der jüngsten Sitzung des Mottener Gesangvereins Liederkranz drei Mitglieder vom Vorsitzenden der Sängergruppe Rothemann für ihre besonderen Verdienste ausgezeichnet wurden, stachen neben Werner Paltian, der für beachtliche 50-jährige Mitgliedschaft geehrt wurde, zwei andere heraus: Erwin Müller und Altbürgermeister Karl Will. Seit 65 Jahren sind sie aktive Sänger im Gesangverein und Kirchenchor.
Seit ihrer Kindheit sind sie beste Freunde. Kein Wunder, dass sie gemeinsam zum Singen fanden. Wobei, so erfährt man im Gespräch, verdanken sie das wohl eher dem strengen Dirigenten Kremer von damals. Der gab mit seiner Geige und Geigenstock den Ton an. Auf der Suche nach Unterstützung für die Probe eines Weihnachtsliedes bestimmte er vier Jungen, darunter Erwin und Karl. Nachdem der Auftritt erfolgreich absolviert war, entschied Kremer: "Ihr bleibt dabei."
Im Josefsheim, über der kirchlichen Landwirtschaft, einem Saustall, wurde geprobt, erzählen die beiden lachend. "Männerstimmen gab es nicht viele ", erinnert sich Erwin. Der Dirigent wollte sie wohl schon für die Zukunft einfangen.
Weil sie noch nicht im Stimmbruch waren, mussten die Buben zunächst für vier Jahre den Frauenchor unterstützen. Karl, der ab der fünften Schulklasse nach Bad Brückenau wechselte, sang dann im Schülerchor. "Ich habe gerne gesungen, weil mein Vater auch gesungen hat", erzählt der 80-Jährige.
Nach jedem Spiel gesungen
Das Singen hat sie überall hinbegleitet. Auch in den Sportverein, den SC Motten. Hier war Erwin Müller 39 Jahre lang Kassier und spielte 53 Jahre Fußball. Karl Will leitete als Vorstand 16 Jahre lang die Geschicke des Vereins. Nach jedem Spiel wurde gesungen. Und schon stimmen sie, wie auf Kommando die Vereinshymne an: "Schwarz und Gelb, wie lieb ich Dich!"
"Vielleicht meldet sich die Dortmunder Borussia, wenn sie das lesen," witzelt Erwin Müller. Er war beim Gesangverein über 50 Jahre Notenwart. Fünf Kinder hat er mit seiner Frau groß gezogen. Gearbeitet wurde unter anderem in der Schreinerei Schumann, später bei Treppen Paltian und in der nebengewerblichen Landwirtschaft.
Er stand in der Verantwortung, hatte den Schlüssel für den Probenraum im Josefsheim. "Runter vom Traktor, unter die Dusche. Stress, aber mit dem Singen kam die Entspannung", sagt der 79-Jährige. 2012 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
Karl Will war 42 Jahre lang im Vorstand des Gesangvereins: Zehn Jahre Vorsitzender, zwei Jahre Stellvertreter.18 Jahre Kassierer und zwölf Jahre Schriftführer. Auch er wurde 2012 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Nur während seiner Amtszeit als Bürgermeister, von 1990 bis 2002, übernahm er keinen Posten. Neben all dem ist Karl Will auch Gründungsmitglied des TC Motten und im Schützenverein aktiv gewesen. Von seiner politischen Aktivität im Kreisrat Bad Kissingen ganz zu schweigen.
Und wenn es demnächst zum Probenwochenende nach Hammelburg geht, werden die beiden selbstverständlich wieder mit dabei sein unter den 57 Aktiven, und neue Lieder einstudieren.